Restaurant "Das Meissners":Kulinarik zwischen Büroburgen

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Restaurant "Meissners" im Arabellapark (Foto: Stephan Rumpf)

Mittags hui, abends pfui: Beim Lunch kommen Gäste des Restaurants "Das Meissners" in den Genuss exzellenter Küche. An einem warmen Sommerabend, wenn viel los ist, bekommt die Küche allerdings Probleme.

Von Johanna N. Hummel

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Der Rosenkavalierplatz am Fuß der Steilwand des Arabellahauses zählt nicht gerade zu den lauschigsten Plätzen der Stadt. Doch daran hat man sich gewöhnt, selbst die Jungen, die vom "Charme des Vergangenen" reden und sich in einer der Kneipen niederlassen. Die Auswahl ist groß, Restaurants, Cafés, Stehimbisse gibt es hier in nahezu inflationärer Zahl. Nur ein paar Schritte liegen sie alle voneinander entfernt, und mittags sind sie so überfüllt, als hätten die Büroburgen der Gegend keine Kantine. Oder keine mehr.

Mit ihrem kleinen Restaurant und Café "Das Meissners" sind Thomas Mayer und Wolfgang Meissner vor drei Jahren in eine aufgelassene Kantine am Rand des Platzes eingezogen, und es schaut so aus, als habe ein neues Restaurant trotz des gastronomischen Großangebots durchaus eine Chance. Ohne Reservierung geht hier am Abend wenig. Im schlichten Bistrostil ist das Meissners eingerichtet, in Braun- und Beigetönen gehalten und mit einer bodentiefen Fensterfront, die bei Dunkelheit in ein violettes Licht getaucht wird.

Nun sind die beiden Wirte nicht nur die Köche - sie haben unter anderem im Vier Jahreszeiten und bei Dallmayr am Herd gestanden -, sondern sie bieten Events sowie Catering an und haben sich mit dem Gutschein-Geschäft verbandelt. Wenn man reservieren will, lautet die erste Frage: "Kommen Sie auf Gutschein?"

Kalligrafisch kunstvoller Pestokringel

Ein Wirt, der mittags am Rosenkavalierplatz bestehen will, muss besser und schneller sein als jede Kantine. Im Meissners stehen zwei täglich wechselnde Gerichte auf der Lunchkarte, wobei es jedenfalls bei der Piccata milanese von der Pute mit Spaghetti doch etwas dauerte, bis sie aufgetragen wurde. Von einer feinen Ei-Käse-Hülle umgeben und gut gebraten war das Fleisch, ein kalligrafisch kunstvoller Pestokringel am Tellerrand tat der faden Tomatensauce richtig gut (7,50 Euro).

Der Abend beginnt im Meissners um 16 Uhr mit einer angenehmen, nicht zu großen Karte, die sich in den vergangenen Wochen nicht verändert hat. Internationale Küche bieten die Wirte, was ja ein weites Feld ist. Die Tomatensuppe mit einem schmelzenden Basilikum-Quark-Bällchen schmeckte fruchtig, die Croûtons dazu wurden separat in einem Schälchen serviert (4,40). Kirschtomaten, Mozzarella und Rucola bildeten das Bett für die schön rosa gebratene Tagliata. Auch an der duftigen, gratinierten Parmesanmousse gab es nichts zu mäkeln, und schon gar nichts an den mit schwarzem Sesam umhüllten, knusprigen Hähnchenbrust-Streifen auf feinem, leicht scharfem Karotten-Ingwer-Salat (8,50 bis 11,50).

Die Bedienungen im Meissners sind schnell, freundlich und zurückhaltend, so zurückhaltend, dass sie auch nicht fragten, ob das Rumpsteak mit Parmesan-Kräuterkruste medium gewünscht werde. Ziemlich durchgebraten wurde es aufgetragen, was dem an sich zarten Fleisch nicht so richtig bekam. Das Wiener Schnitzel dagegen, umhüllt von einer sanft gewellten Panade, war eine feine Sache.

Richtig in Form kamen die Köche bei weniger konventionellen Gerichten, beim milden grünen Thai-Curry mit viel Wok-Gemüse, Koriander und gegrillten Scampi oder beim gegrillten Oktopus mit Kräuterkartoffeln, Tomaten und Kapern, er schmeckte wunderbar (14,50 bis 19,50). Ausgeschenkt wird im Meissners Tegernseer oder Erdinger Bier (die Halbe Tegernseer Dunkel 2,40), die offenen Weine waren angenehm, ob der Grüne Veltliner, der Bioland-Riesling der Lebenshilfe (0,2 Liter 5,80 und 6,50) oder der spanische Logos II (0,1 Liter 6,50).

Der Käseteller tröstet nicht

Seit Frühjahrsbeginn stehen auch vor dem Meissners Tische und Bänke, das Platzangebot ist gewaltig gewachsen. Und die Küche, die nicht mitwachsen kann? An einem warmen Abend schien es, als sei dort einiges zusammengebrochen. Die Bratkartoffeln zum Wiener Schnitzel waren in unansehnliche Brocken geschnitten und mit halbrohen Zwiebelringen dekoriert. Beim gebratenen Ziegenkäse, der bleich und kühl auf dem Teller lag, fehlte das auf der Karte versprochene lauwarme Antipasti-Gemüse, dafür gab es einen Berg sperrigen Rucola, der einem Hasen gefallen hätte.

Und dann die "rosa gebratenen Entenbruststreifen auf Spargel-Gnocchi mit Rotwein-Orangen-Zwiebelconfit": In einem tiefen Teller, gefüllt mit einer Flüssigkeit, die wie Spargelsuppe schmeckte, schwammen Gnocchi und graue Stücke von der Entenbrust. Vom aufwendig klingenden Confit keine Spur. Abgetaucht? Vergessen? Ausverkauft? (9,50 und 14,50)

Der Käseteller tröstete nicht. Was er da auftischte, konnte der Kellner nicht sagen. Aber das spielte auch keine Rolle, weil alle Sorten mäßig waren (5,50). Vielleicht sollte man das Meissners nur an Regentagen besuchen, gut essen und sich zum Abschluss das lauwarme Schokoladen-Küchlein mit schmelzendem Kern gönnen (4,50). Es streichelt die Seele.

© SZ vom 08.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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