Die neu gestaltete Isar-Landschaft in München sorgt für internationales Aufsehen. "Isar goes Hollywood" - unter diesem Motto soll in Los Angeles gezeigt werden, wie man den dortigen Fluss mit seinen Ufern wieder ganz natürlich anlegen kann. Das große Vorbild dabei ist die sogenannte Renaturierung der Isar zwischen Großhesselohe und dem Deutschen Museum, an der noch gebaut wird.
Experten des städtischen Baureferats und des staatlichen Wasserwirtschaftsamts reisen im Oktober nach Kalifornien, um dort über ein Projekt zu berichten, das auch die Münchner begeistert. Die Isar sieht auf einer Länge von acht Kilometern wieder aus wie ein "wilder" Fluss, der aus seiner starren Betonrinne befreit ist und den Bürgern ein einzigartiges Freizeiterlebnis bietet.
Das Goethe-Institut Los Angeles und die Initiative "Friends of the LA River" wollen in ihrer Stadt das Münchner Projekt mit Veranstaltungen und Aktionen vorstellen. "Die Bilder von der Isar sind auf große Begeisterung gestoßen, man hat in Los Angeles richtig Feuer gefangen", sagt Instituts-Direktor Bernd Desinger.
So schön wie die Isar soll also bald auch der Los Angeles River werden. Dieser Fluss zieht sich über rund 80 Kilometer vom San Fernando Valley im Norden durch die kalifornische Metropole und mündet bei Long Beach in den Pazifik. Vor 80 Jahren standen an seinen Ufern noch Bäume, natürliche Flusslandschaften begleiteten seinen Lauf. Die zeitweilig extrem heftigen Fluten veranlassten die Behörden in den 1930er Jahren den Hochwasser-Schutz auszubauen.
80 Prozent des LA River fließen heute in einer Betonwanne. Margit Kleinman, die Programmkoordinatorin des Goethe-Instituts: "Der Fluss ist an vielen Stellen so trostlos, dass viele Bürger gar nicht wissen, dass es ihn überhaupt gibt." Aus der einstigen Lebensader sei nur noch ein Kontrollsystem gegen Hochwasser geworden. In Hollywoodfilmen wie "Grease" oder "Terminator" dient er als öder Schauplatz, eine Erholungslandschaft ist er über weite Strecken ganz bestimmt nicht. Nur in ganz wenigen Bereichen wirkt er unberührt und natürlich.
"Die Baumaßnahmen an der Isar sind der Beweis, wie gut man eine Renaturierung schaffen kann", sagt Bernd Desinger. Nun müssten in Los Angeles die Politiker von dem Projekt überzeugt werden. Das soll nicht nur durch die Expertengespräche im dortigen Rathaus geschehen, an denen voraussichtlich auch Bürgermeister Hep Monatzeder teilnimmt.
Eine spezielle Lightshow soll die mehrtägige Veranstaltung unterstützen. Der Künstler Max Jurek will Videoprojektionen der Isar auf die Betonwanne des LA River werfen. Ein bayerischer Biergarten am Flussufer im Zentrum der Stadt könnte außerdem für gute Stimmung sorgen. Wie in München, wo die Behörden von Stadt und Freistaat gemeinsam am Konzept arbeiteten, sollen auch in Kalifornien die verschiedenen politischen Ebenen kooperieren.
Ralf Wulf ist Hauptabteilungsleiter im Münchner Baureferat und dabei unter anderem auch für die Isar-Renaturierung zuständig. "Dieses enorme Interesse ist die beste Bestätigung für unser Projekt", sagt Wulf. Er ist schon dabei, sich intensiv mit den Fließgeschwindigkeiten des LA River zu befassen. Denn bei aller Schönheit geht es bei der Renaturierung immer auch um Ingenieurtechnik. "Die Sicherung der Stadt vor Hochwasser steht im Vordergrund", sagt Wulf.
Ein neuer Erholungsraum für die Bürger ist gewissermaßen als Nebenprodukt entstanden. Aber auch das wird sorgfältig geplant. Wulf: "Die Situation um den Flaucher ist unser Leitbild, so sollen auch die anderen Isarabschnitte sein." Ein Fluss, der nicht eintönig dahinfließt, das ist die neue Isar. Mit Kies- und Sandbänken sowie mit Gehölzen und Gräsern an den Ufern. "Der Flaucher vielleicht als Vorreiter für weltweite Verbesserungen von innerstädtischen Flusslandschaften - das ist schon eine besonders spannende Vorstellung", freut sich Wulf.