Reiseboom:Bescherung am Badestrand

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Viele Münchner flüchten in den Weihnachtsferien in den Süden - teilweise an exotische Orte. Das häufigste Reiseziel bleibt aber weiterhin eine nahe Ferieninsel.

Svenja Groth

Weihnachten bei 30 Grad im Schatten unter Palmen - für viele Münchner Winterurlauber ist das längst kein Widerspruch mehr. Ulrich Hahn ist einer von ihnen. "Ich war Weihnachten schon oft in der Sonne, zum Beispiel in Ägypten. Das war traumhaft", schwärmt der Münchner. Dieses Jahr macht er allerdings eine Ausnahme und fliegt mit seiner Frau zum gemeinsamen Sohn nach Berlin. Generell feiert er Weihnachten aber viel lieber in der Sonne.

Ihre Verwandten möchte auch Anette von Weeck dieses Jahr besuchen. Sie fliegt über die Feiertage zu ihren Kindern nach Florenz. Dort ist das Wetter ähnlich wie in München, und so ist das Kofferpacken nicht allzu kompliziert. "Neben meiner Kleidung habe ich hauptsächlich Sachen zum Plätzchenbacken und lauter so weihnachtliche Dinge in meinem Koffer", erzählt sie lachend.

Freude auf Jamaika

Auch für die 72-Jährige ist es nicht das erste Weihnachtsfest fern der Heimat. 1950 hat sie den Heiligabend bei ihrer Zwillingsschwester in den USA verbracht, und in China hat sie auch schon mal Weihnachten gefeiert."Damals habe ich dort studiert, hatte aber über die Feiertage schreckliches Heimweh", erinnert sie sich.

In der Warteschlange hinter ihr freut sich eine Familie auf den Urlaub auf Jamaika. "Wir feiern eigentlich schon seit zehn Jahren Weihnachten in der Sonne und finden es prima", erzählen sie. Nach Jamaika fliegen sie das erste Mal, sonst haben sie Weihnachten und Silvester meist in der Dominikanischen Republik verbacht.

Ingo Anspach vom Flughafen München bestätigt den Trend hin zur Bescherung am Badestrand. "Die Kanarischen Inseln sowie Ziele in Nordafrika und den arabischen Emiraten stehen in der Urlaubsgunst in diesem Winter weit oben", sagt er.

Das am häufigsten angeflogene Ferienziel sei aber auch in diesen Weihnachtsferien wieder der Deutschen liebste Urlaubsinsel Mallorca. "Auch die Fernreiseziele liegen traditionell weit vorne", weiß Anspach. Besonders beliebte Fernziele seien in der Weihnachtszeit die Dominikanische Republik und Mexiko. "

Damit Sonnenhungrige ohne Wintermantel und Handschuhe in den Badeurlaub aufbrechen können, haben sie die Möglichkeit, winterliche Kleidung zur Aufbewahrung am Terminal abzugeben", erklärt Anspach. Für eine Garnitur, also Wintermantel, Pullover, Mütze und Winterstiefel, werden für den ersten Tag ein Euro und für jeden weiteren Tag 50 Cent fällig.

Janina Kucharczyk aus München wird diesen Service nicht in Anspruch nehmen müssen. Sie wartet zusammen mit ihrem Mann auf die Maschine nach Heathrow und wird von da aus weiter nach Devon fliegen. Für die 59-jährige Münchnerin heißt es an Heiligabend also nicht Sonne, Strand und Wärme, sondern Wolken, Kälte und Nebel.

13.000 Flüge in der Weihnachtszeit

Ein Klima, wie es wohl auch viele daheim gebliebene Münchner dieses Jahr an den Feiertagen erleben werden. Andrew Holland fliegt zwar auch auf die britischen Inseln, für ihn ist das kalte Wetter aber dennoch ganz untypisch für Weihnachten. Er kommt aus Australien, und "Merry Christmas" heißt für ihn Sommer, Strand und Sonne.

Dennoch freut er sich auf ein kaltes Weihnachten und ist sogar enttäuscht, dass bei der Bescherung in diesem Jahr wohl keine dicken Schneeflocken vom Himmel fallen werden. Auf Kälte eingestellt sind auch Michael van Riesen, seine Frau Katrin, Tochter Magali und Sohn Linus, die zur Großmutter nach Hamburg fliegen.

Insgesamt starten oder landen in der Zeit der Weihnachtsferien vom 23. Dezember bis zum 7. Januar mehr als 13 000 Flugzeuge in München. Circa eine Million Passagiere werden mit ihnen in die Ferien aufbrechen - oder zu Weihnachten nach Hause kommen. So wie Martin Preiniger. Er ist für das Weihnachtsfest extra aus Chicago nach München gekommen und wird von seiner Mutter Gertrud schon sehnsüchtig erwartet. Die 64-Jährige muss nicht in die Ferne reisen, sondern freut sich auf ein Weihnachtsfest im Kreise der Familie in ihrer Münchner Heimat. Auch wenn es hier weder Strand noch Schnee geben wird.

© SZ vom 23.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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