Reaktionen auf Stoibers Drohung:Münchner CSU: "Wir lösen unsere Probleme selber"

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Die Drohung von CSU-Chef Edmund Stoiber, den Münchner Parteiverband zu zerschlagen, stößt bei führenden Christsozialen der Stadt auf Widerspruch. "Wir lösen unser Probleme selber", erklärte der amtierende Stadtparteichef Otmar Bernhard.

Von Jan Bielicki

Auch andere Stadtvorständler warnten davor, die Münchner CSU aufzulösen und in den Bezirk Oberbayern einzugliedern. Der Bezirksvorstand werde sich am 16. August mit Stoiber und Generalsekretär Markus Söder "über die Perspektiven der Münchner CSU austauschen", bestätigte Bernhard Informationen der SZ.

Die Idee, den Münchner Verband an den Parteibezirk Oberbayern anzuschließen, sei aber "keine vernünftige Geschichte". Das, so Bernhard, "kommt immer wieder und wird aus guten Gründen verworfen". Auch der stellvertretende Stadtchef Hans Podiuk sieht in Stoibers Drohung "wohl nur die Rute, die in den Raum gestellt wird".

Er begrüßt, dass sich Stoiber um den Münchner Bezirk kümmert

Er begrüße aber, "dass der Parteivorsitzende sich um die Probleme des Münchner Bezirks kümmert". Stoiber äußere "mit Recht, dass ihm die Aufklärung unserer Affäre zu wenig schnell und zu wenig konsequent vorangeht", glaubt Podiuk, der auch die CSU-Stadtratsfraktion führt.

Nach dem Rücktritt von Monika Hohlmeier als Bezirkschefin der Münchner CSU "wird es jetzt bei uns deutlich besser werden", wehrt sich auch der Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle, der als neuer starker Mann in der Münchner CSU gilt - und an Stoibers Krisensitzung nicht teilnehmen mag: "Da sonne ich mich an einem südbretonischen Strand."

Auch der ehemalige Bezirkschef Johannes Singhammer warnt vor einer Zerschlagung des Stadtverbands: "Es gibt gute Gründe dafür, als Großstadtpartei eigenständig zu bleiben", sagt der Bundestagsabgeordnete. "Die Oberbayern", spottet der Parteivize Aribert Wolf, "würden uns mit unseren Problemen doch gar nicht haben wollen."

"Ein Neuanfang sieht anders aus", klagt ein Vorständler

Die Idee, die Stadt-CSU an den Parteibezirk Oberbayern anzugliedern, hatten in den vergangenen Monaten freilich auch führende Münchner Christsoziale geäußert. Nur so könne sich der Stadtverband reinigen, hieß es unter Vorständlern, die Hohlmeier eine solche Säuberung nicht zutrauten. Nach dem Rücktritt der Kultusministerin vom Parteivorsitz sehen die einstigen Fusionsbefürworter nun die Chance, die München-CSU auf einem Parteitag am 17. September neu aufzustellen.

Sicher ist bereits jetzt: Hinter dem neuen Chef Bernhard wird Ludwig Spaenle zu einem der vier Stellvertreter aufsteigen. Auf die beiden Schriftführerposten - neben Spaenles Position ist die Stelle des als Drahtzieher des Mitgliederkaufs ausgemachten Landtagsabgeordneten Joachim Haedke zu besetzen - sollen die beiden Landtägler Georg Eisenreich und Thomas Zimmermann kommen.

Nachfolger des ebenfalls unter Affärenverdacht zurückgetretenen Schatzmeisters Ralph Burkei soll wohl der von Hohlmeier als Bezirksgeschäftsführer ausgebootete Richard Quaas werden. Vor allem die Wiederkehr des affärenbelasteten Zimmermann in den engeren Vorstand lässt manchen Christsozialen zweifeln: "Ein Neuanfang", klagt ein Vorständler, "sieht anders aus."

© SZ vom 7.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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