Rauchverbot in Bayern:Dicke Luft in der Zigarren-Bar

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Das Rauchverbot stellt Bayerns einzige von Kuba lizensierte Casa del Habano vor Existenzprobleme.

Peter Schmitt

Nürnberg - Auf diesen Ausblick ist Christine Klever besonders stolz. Wer sich in einem der tiefen Ledersessel niedergelassen hat und aus dem zweiten Stock zum Fenster des Hauses am Nürnberger Hauptmarkt hinausschaut, hat zwei gotische Prachtbauten der Stadt im Visier, die Giebelfront der Marienkirche und den Schönen Brunnen. Das Panorama ist Beigabe zu sonstigen Genüssen, die Klever ihren Gästen in der Casa del Habano anbietet. Die anderen heißen Montecristo, Romeo y Julietta oder Cohiba

(Foto: Foto: ddp)

Esplendidos. Fast 80 000 Zigarren und Zigarillos lagern in den Räumen und in den zwei begehbaren Humidoren - Klimakammern mit idealen Temperaturen und geregelter Luftfeuchtigkeit für exklusive Tabakware aus der Karibik. Eine aufwendige Entlüftungsanlage saugt in der Bar den größten Teil des Tabakqualms ab und schickt ihn durch Filter in den Himmel über Nürnberg.

Seit Freitag kann sich die Geschäftsfrau an ihren Schätzen, deren Wert in die Hunderttausende geht, nicht mehr so recht freuen. In der am Nachmittag von der Staatskanzlei verschickten Mitteilung zur Einführung von Rauchverboten in Bayern heißt es unter Punkt fünf: ,,Deshalb bekommen alle Verantwortlichen für Gebäude mit einem Rauchverbot, also Gastwirte ebenso wie Behördenleiter, die Möglichkeit, das Rauchen in einem Nebenraum zu gestatten''.

,,Das vernichtet meine Existenz'', befürchtet Klever. Ihre Lounge, zwei Etagen mit insgesamt 260 Quadratmetern Fläche, diene nur einem einzigen Zweck: dem genussvollen Rauchen von Zigarren und Pfeifen.

Sie könne ihre Kunden nicht in das kleine Separee mit den Schwarz-Weiß-Fotos von Kubas Staatschef Fidel Castro und seinem Kampfgefährten Che Guevara pferchen, wenn die Genussraucher sich Zeit für eine Havanna nehmen wollen, sagt sie.

Vor einem Jahr wurde die Casa del Habano eröffnet. Die dritte offiziell von der staatlichen Tabakgesellschaft in Havanna lizensierte Tabaklounge dieser Art in Deutschland. Zum Vertragsabschluss musste die Geschäftsfrau aus Fürth nach Kuba reisen.

Dafür zeigte sich der kubanische Botschafter in Berlin, Gerardo Penallver, beim Eröffnungsbesuch entzückt über Lage und Ausstattung. Noch im selben Jahr bekam das Haus am Hauptmarkt den Titel ,,Bestes Zigarrengeschäft Deutschlands'' verliehen.

,,Und nun kann ich bald zumachen, wenn es bei dem Rasenmähergesetz bleibt, dann sind einige hunderttausend Euro in den Sand gesetzt'', klagt Klever. Edmund Stoiber hat sie bereits einen Brief geschrieben, um auf die Besonderheit der wenigen Zigarrenlounges im Land hinzuweisen.

Die Menschen, die sich zwei Stunden Zeit nähmen, um eine Zigarre zu rauchen, täten dies nicht, um einer gesundheitsschädlichen Sucht zu frönen, sondern um Lebensgenuss zu zelebrieren.

,,Allein die Zeit, die man dafür aufwenden muss, tut den Menschen gut'', glaubt sie. Viel Verständnis fand die Geschäftsfrau damit nicht. Auch CSU-Generalsekretär Markus Söder, der gelegentlich mit ein paar Freunden in der Casa del Habano auftaucht, gab sich ausnahmsweise mal ratlos.

Der vom Gesundheitsministerium erteilte Hinweis, Zigarrensalons könnten in Clubs umgewandelt werden, die nur eingeschriebenen Mitgliedern zugänglich sind, stößt im Nürnberger Fall auf Ablehnung. ,,Dann muss jeder, der sich bei uns eine Zigarre kaufen will, erst einen Antrag unterschreiben und Mitglied werden'', meint Klever. Dann könne sie den Laden gleich zusperren. Zudem bestehe die Kundschaft speziell zu Messezeiten aus Gästen von außerhalb.

Die müsste sie dann abwimmeln. Auch der Verzicht auf den Ausschank alkoholischer Getränke - in den Barregalen lagern 50 Sorten Whisky und nochmals so viele Flaschen Cognac und Rum - scheint ihr nicht praktikabel. Dann fiele die Lounge zwar nicht mehr unter das Gaststättengesetz, es ginge aber auch ein wichtiger Anreiz für Besucher verloren.

© SZ vom 26.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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