Rat fürs Rad:Der Naben-Dynamo fürs Schmuddelwetter

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Die Sonne lockt den Radler: Doch vor der ersten Tour muss geschmiert und geölt werden - dazu Tipps vom Profi.

Interview: Christian Mayer

Jetzt muss es fix gehen: Der Frühling ist da, aber unser Radl ist in einem schlimmen Zustand. Was muss der Laie beachten, bevor er in die Pedale tritt? Ein Expertengespräch mit Gerold Müller, Verkaufsleiter bei Radl-Bauer in der Paul-Heyse-Straße.

SZ: Mein Rad steht seit fünf Monaten im Keller. Was empfiehlt der Profi? Müller: Wichtig ist es, die Laufräder zu zentrieren, um Achter zu vermeiden. Überprüfen sollte man Lenker, Vorbauklemmung und Steuersatz - das ist die Halterung, die den Lenker hält. Ja nicht vergessen: Bremsen kontrollieren, eventuell braucht man neue Bremsklötze.

SZ: Klingt nach Arbeit. Was sollte man im Fachgeschäft machen lassen? Müller: Ich würde die Bremsgriffe und die Schaltung neu einstellen lassen. Ein Profi wird bei einer Inspektion auch alle Schrauben überprüfen. Im Fachgeschäft sollte man Lichtanlage, Reflektoren, Tretlager oder Gepäckträger anschauen lassen. Manchmal braucht man auch eine neue Achse und eine neue Kette.

SZ: Meine verrostete Kette springt ständig raus, also hole ich mein Ölfläschchen und lasse es ordentlich tropfen. Richtig oder falsch? Müller: Falsch! Sie müssen erst mal den Rost entfernen. Am besten mit einer feinen Stahlbürste. Danach kommt der Kaltreiniger zum Einsatz, um die Kette zu säubern. Hinterher trocknen lassen und Kette neu einölen.

SZ: Ich hänge auf dem Sattel total durch. Wie stelle ich ihn richtig ein? Müller: Erstens muss der Sattel waagrecht sein. Faustregel: Wenn Sie oben sitzen, sollten Sie mit Ihren Zehenspitzen den Boden berühren können. Wichtig ist die unterste Trittposition, dabei sollte das Kniegelenk leicht angewinkelt sein. Viele Leute meinen, sie müssten mit durchgestreckten Knien fahren, aber dabei strapazieren sie ihre Gelenke.

SZ: Was mache ich, wenn mir nach der ersten Isar-Tour der Hintern weh tut? Müller: Mehr Radeln! Dann gehen die Schmerzen automatisch weg. Es gibt aber ausgepolsterte Radlerhosen, die helfen. Genauso wie der richtige Sattel, um das Gewicht zu verteilen. Bei Holland-Rädern oder City-Bikes ist ein breiterer Sattel ideal, bei einem Trekking-Rad sitzt man ein wenig vornübergebeugt - deshalb kann der Sattel etwas schmaler und gepolstert sein. Beim Rennrad oder Mountain-Bike empfehle ich einen schmalen Sattel, damit nicht zu viel Reibung am Hintern erzeugt wird.

SZ: Mein Radl hat einen Plattfuß. Wie viel Luft darf ich maximal reinpumpen? Müller: Da kann man je nach Rad variieren. Vorne sind 3 bis 3,5 Bar nötig, hinten 3,5 bis 4 Bar. Der Reifen sollte beim Reinkneifen kaum nachgeben.

SZ: Gibt es ein Fahrradschloss, das die Münchner Diebe abschreckt? Müller: Es gibt Seilschlösser bis zu 1,85 Meter lang, die eine gute Sicherheitsstufe erreichen. Aber nur, wenn Sie Ihr Vorderrad, Rahmen und Hinterrad gemeinsam an einen festen Gegenstand anschließen. Die Münchner Kripo empfiehlt übrigens ein Bügelschloss von Abus, das quasi unknackbar ist.

SZ: Angenommen ich kaufe mir ein neues Rad. Was liegt im Trend? Müller: Trekking-Räder, von 300 bis 400 Euro an aufwärts. Die gibt es jetzt mit Federgabel und gefederter Sattelstütze. Ein Trend geht zur Rahmenfederung - optimal bei Bandscheibenproblemen. Stark im Kommen ist der Naben-Dynamo, der vorne an der Nabe sitzt. Vorteil: Er läuft bei Schmuddelwetter, das Licht brennt zuverlässig. Der Naben-Dynamo ist auch mit einem hinteren Standlicht und Sensor erhältlich, dann schaltet sich das Licht bei Dunkelheit selbst an.

SZ: Was ziehe ich an? Müller: Unbedingt einen Fahrradhelm! Und Handschuhe, nicht nur gegen die kalte Witterung, sondern wegen des besseren Griffs. Ansonsten empfehle ich Radler-Hosen, die jetzt nicht nur in Pink oder Papageien-Look, auch in dezenten Farben erhältlich sind. Sie brauchen sich also nicht zum Affen zu machen.

SZ: Brauche ich ein Mountain-Bike, wenn ich nur in München fahre? Müller: Ein Mountain-Bike hält eben mehr aus als etwa ein Trekking-Rad - auch wegen der kleineren 26-Zoll-Räder. Auch die Felge ist steifer und stabiler, was bei der Vielzahl der Münchner Baustellen ein Schutz gegen Achter ist.

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