Rätselhafte Plakataktion:Exkremisten gegen "Bild"?

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Unbekannte haben in München die Bild-Zeitungskästen mit absurden Titeln überklebt. Und kaum einer hat´s gemerkt.

Doris Näger

Auf den ersten Blick konnte man die Fälschung kaum enttarnen - vielleicht deshalb, weil der Inhalt an Absurdität kaum zu überbieten ist: "´Leser` wehrt euch! 23 Exkremisten dönern deutsche Buben zu Tode".

Die überklebten Bild-Kästen (Foto: Foto: Heddergott)

Diese vermeintliche Bild-Schlagzeile war am gestrigen Montag an zahlreichen Zeitungskästen in München zu lesen. Wer sich den Scherz erlaubt hat? Die Initiatoren hatten eine Internet-Seite angegeben, auf der am Montag noch die Idee erklärt wurde. Auf einer zweiten Seite sollten PDF-Vorlagen zur Verfügung stehen, die jedoch nicht geöffnet werden konnten.

Auf der Seite hieß es über Bild: "Dass Stil und Inhalt ethisch und moralisch absolut untragbar sind, wird mittlerweile von Menschen mit zweistelligem IQ kaum noch bestritten." Und weiter: Während bisherige Proteste gegen das Blatt sich eher destruktiv artikuliert hätten, eröffneten sich dank der modernen Technik neue Möglichkeiten. Die Initiatoren malten die Utopie aus, man könnte die Bildschlagzeilen mit Photoshop verändern und an Zeitungskästen anbringen, so dass es dann vielleicht eine Diskussion über die Inhalte geben könnte - ohne dass jemand merkt, dass diese verfälscht seien.

Springer-Verlag schreitet ein

Der Springer-Verlag wertet dies als Aufruf zur Sachbeschädigung. Sprecher Tobias Fröhlich kündigt "rechtliche Mittel gegen die Verursacher und die möglichen Trittbrettfahrer" an.

Wer hinter der Aktion steckt, ist völlig unklar. Selbst die Macher von bildblog.de, einer Webseite, die sich kritisch mit den Inhalten der Bild-Zeitung auseinandersetzt, zeigten sich am Dienstag überrascht.

Die Firma Freenet, über die die Homepage angemeldet war, hielt sich mit Hinweis auf den Datenschutz bedeckt - und ein Impressum fehlte auf der Internet-Seite. Zeitungskästen existieren nur in München und im Rheinland. Laut Bild-Sprecher Fröhlich ist das Phänomen nur in München aufgetreten.

Mittlerweile ist die Webseite nicht mehr online - auf Veranlassung des Springer-Verlags, wie Fröhlich bestätigte. Man wolle außerdem Strafanzeige erstatten.

Einer Sprecherin von Freenet zufolge kann man sich schriftlich beschweren, wenn ein Angebot gegen Gesetze verstößt. Dies ist schon gegeben, wenn das Impressum fehlt.

© SZ vom 20.2.2007/von der Autorin aktualisiert - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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