Radio:92,4 - eine Frequenz zum Geldverdienen

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Wer übernimmt den Sendeplatz des im Oktober 2002 eingestellten FAZ-Business Radios? Drei Anbieter liegen im Rennen vorne - am 27. Januar fällt die Vorentscheidung.

Von Tanja Rest

(SZ vom 17.12.03) — Bereits im April diesen Jahres hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) die Lizenz für die lokale Hörfunkfrequenz 92,4 ausgeschrieben. 19 Interessenten reichten ihre Bewerbungen ein, doch bis heute hat keiner den Zuschlag bekommen.

"Wegen der Vielzahl der Bewerber nimmt das Verfahren mehr Zeit als üblich in Anspruch", sagte BLM-Präsident Wolf-Dieter Ring. Zu den Erfolgsaussichten der einzelnen Bewerber wollte er sich nicht äußern.

Vorentscheidung gefallen

Allerdings sieht es so aus, als sei eine Vorentscheidung bereits gefallen. Wie Ring bestätigte, wird der Hörfunkausschuss in einer Anhörung am 27. Januar drei Vorschläge noch einmal genauer prüfen: das türkisch-deutsche Radio, die Internationale Christliche Rundfunkgemeinschaft sowie das Flughafen- und Messeradio.

Ein vierter Anbieter, der ebenfalls in der engeren Auswahl war, ist dann nicht mehr dabei: CSU-Schatzmeister Ralph Burkei, der auf der 92,4 Nachrichten senden wollte, hat seine Bewerbung in der vergangenen Woche überraschend zurückgezogen.

Viel Spielraum

In ihrer Ausschreibung vom 4. April hatte die BLM viel Spielraum für unterschiedliche Themen-Schwerpunkte gelassen. Man suche "wortorientierte Angebote, gegebenenfalls auch für fremdsprachige Programme zur Integration ausländischer Bevölkerungsgruppen, mit auf das Versorgungsgebiet bezogenen Informationen". Wichtigstes Kriterium ist aus Sicht des BLM-Präsidenten, dass die bestehende Informations- und Meinungsvielfalt im Münchner Lokalfunk durch den Neuling erhöht wird.

"Wir freuen uns auch besonders über Angebote von Unternehmen, die in der Stadt noch nicht präsent sind." Dies hatte vor drei Jahren zu einer Entscheidung zu Gunsten des FAZ-Inforadios geführt - gegen das Konzept des Burda-Verlags, der ein Focus-Radio geplant hatte.

Die 15 Entwürfe, die noch im Rennen sind, sind bunt gemischt: Auf der 92,4 könnten Hörbücher, Quizspiele oder Party-Tipps gesendet werden, das Eine Welt Haus will Programm für Migranten machen, Radio Opera über klassische Musik berichten.

Drei aussichtsreiche Bewerber

Auch die drei aussichtsreichsten Bewerber haben eine feste Zielgruppe im Blick: Der Verein Internationale Christliche Rundfunkgemeinschaft plant ein Infomagazin mit politischen und spirituellen Themen, Gebetssendungen und Live-Übertragungen aus bayerischen Kirchen.

An München-Besucher richtet sich das "Radio M4": Gesendet werden sollen schwerpunktmäßig Flughafen- und Messe-Infos, dazu Nachrichten in vier Sprachen sowie Themen aus Literatur und Kultur. Das türkisch-deutsche Radio wiederum ist ein Gemeinschaftsprojekt zweier Anbieter, die sich zunächst getrennt beworben hatten. Sie planen ein überwiegend deutschsprachiges Programm für die Münchner Türken - Nachrichten aus der alten und der neuen Heimat, Service und Lebenshilfe, angereichert mit türkischer Popmusik.

Wer am Ende auch den Zuschlag bekommt, er wird sich die Frequenz mit zwei weiteren Nutzern teilen müssen. Das linksalternative Radio Lora sendet täglich von 18 bis 21 Uhr, davor oder danach ist Radio Feierwerk on Air. Beide Anbieter wollen ihre Programme ausweiten und haben sich ebenfalls bei der BLM beworben; ein Zuschlag gilt jedoch als unwahrscheinlich. Für den Sieger der Ausschreibung bleibt also ein Zeitfenster von bis zu 19 Stunden pro Tag.

Harte Konkurrenz

Dass so viele Bewerber der Frequenz-Gemeinschaft beitreten wollen, hat einen guten Grund: Die Münchner Lokalradio-Landschaft gilt als die gewinnträchtigste Bayerns. Wer ein solides Konzept auf die Beine stellt und die Finanzierung im Griff hat, kann ordentlich Geld verdienen. Entsprechend hart ist die Konkurrenz.

Falls sich der Hörfunkausschuss am 27. Januar auf einen Bewerber einigen kann, wird er eine offizielle Empfehlung aussprechen. In diesem Fall könnte der Medienrat, der für die Zulassung von Programmangeboten zuständig ist, am 5. Februar alles klar machen. Falls keine Einigung zu Stande kommt, ist das Rennen wieder völlig offen - dann werden andere Bewerbungen noch einmal ausführlich geprüft.

Grund zur Eile sieht Ring offenbar nicht: In den vakanten Sendezeiten wird bis auf weiteres das Programm des Aus- und Fortbildungskanals übertragen, der auf der 94,5 beheimatet ist. "Wir bemühen uns, eine sachgerechte Entscheidung zu treffen", sagte Ring. "Bis dahin freuen sich die jungen Leute über eine Vergrößerung ihrer Reichweite."

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