Rabatte:"Feilschen funktioniert nicht"

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Der Münchner Einzelhandel hält nicht viel von Rabatten.

Florian Rath

Was schickes für den Winter? Das sollte schon sein. Doch: Ein schwarzer Breitschwanz-Mantel vom italienischen Edel-Schneider Prada schlägt mit satten 10.380 Mark zu Buche.

Sale - aber kein Rabatt (Foto: Fotos: Rath)

Von heute an aber gibt es kein Rabatt-Gesetz mehr. Und das Teil ist unwiderstehlich. Könnte man also feilschen mit der netten Verkäuferin in dem Laden an der Maximilianstraße. "Wie ist es mit einem Nachlass. Sagen wir: 500 Mark?" Die Frau zeigt sich zugeknöpft. Dafür gebe es den Schlussverkauf, sagt sie zu uns.

Billiger? Gibts nicht

Preisnachlässe gewähre man grundsätzlich nicht, erklärt die Verkäuferin. Höchstens in bestimmten Fällen, wenn sich ein Stück nicht wie gewünscht verkaufe - und dann nur "nach Rücksprache mit Mailand". Vielleicht aber ein Handtäschchen als kleine Zugabe? Zehntausend Mark sind doch sehr viel Geld, finden wir. "Nein, auch das ist leider ausgeschlossen."

Der Münchner Einzelhandel hält nicht viel von den Rabatten, die er von heute an kraft Gesetz und ohne jede Zurückhaltung gewähren darf. Vergünstigungen - da nehmen sich Edelschneider und Obstverkäuferin nichts - will kaum ein Händler geben, wie ein Test-Einkauf von sueddeutsche.de ergeben hat.

23 Mark 80 muss man am Viktualienmarkt für ein Kilo Aprikosen, ein Kilo Kirschen und vier Pfirsiche berappen. Ob das vielleicht ein bisschen billiger zu haben wäre? "Nein", sagt die Obstfrau und schüttelt lachend den Kopf.

Ihre Preise seien doch ohnehin die besten. "Wenn Sie mir freilich 30 Kilo abkaufen", erklärt sie uns, könnte man vielleicht aber über eine Dreingabe verhandeln.

Ausstellungsware wird reduziert

Nicht viel besser ist das Bild in der Filiale einer Kaufhaus-Kette. Der High-Tech-Fernseher mit seiner riesigen Bildröhre steht für 3499 Mark im Regal. Wir wollen das Gerät gleich mitnehmen und fragen auch hier nach einem Rabatt.

Der TV-Experte schaut kurz in den Computer, denkt nach und meint, dass er 250 Mark vom Preis abschlagen könnte. Das betreffe dann aber ein Ausstellungsstück, das zwei Wochen im Schaufenster lag - "ohne Originalverpackung", wie er sagt.

Nachlässe wie diesen aber gab es früher schon und abgelaufene Lebensmittel sind im Supermarkt auch im Preis reduziert. Dann eben Radio hören.

Wir versuchen unser Glück im T-Punkt, denn ein neues Handy wäre ebenfalls fällig. Der Preis für das Nokia 6210 beträgt 769 Mark. Aber: "Feilschen funktioniert nicht", erklärt der Telekom-Mann hinterm Tresen.

Zugabe Lederetui

Die festen Kassendaten des Ex-Monopolisten lassen keinen Preisnachlass zu, erläutert er. "Das muss von ganz oben genehmigt werden". Ob es künftig wenigstens ein Lederetui als Zugabe geben wird, sei noch nicht geklärt.

Immerhin, bei einem Händler kommen wir dann doch noch zu einem Geschenk. Zwar will auch Andreas Büchner vom Klamottenladen Stierblut keinen Rabatt gewähren. Da müsste er nämlich die Preise generell erhöhen, wie er sagt.

Weil aber die Zugabeverordnung von heute an ebenfalls nicht mehr gilt, schenkt uns Büchner etwas beim Kauf der Designer-Jacke für 699 Mark.

Wir dürfen sogar aussuchen - zwischen einem Feuerzeug, Espresso-Tassen und Modezeitschriften. Auf die verzichten wir aber: Dort ist der schöne Breitschwanz-Mantel abgebildet.

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