Bis vor kurzem galt der Termin als unumstößlich. Doch seit vergangenem Samstag ist für den heutigen Abend ein ebenso wichtiges Großereignis angekündigt: Das Viertelfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien; Anpfiff um 17 Uhr.
Seitdem befinden sich alle WM-begeisterten Abiturienten mit ihren Familien und Freunden in einer Zwickmühle: Das Abitur feiert man nur einmal im Leben - aber will man dafür ausgerechnet das bislang spannendste Spiel der Weltmeisterschaft verpassen?
Die Schüler an den Münchner Gymnasien sind sehr unterschiedlich mit diesem Problem umgegangen. "Wir haben kurz überlegt, ob wir das Fest verschieben sollen, aber dann haben wir uns gedacht: Abi macht man nur einmal - und das geht dann vor", sagt Maria Cusati vom Werner-von-Siemens-Gymnasium in Neuperlach.
Seit mehr als einem Jahr bereitet sie mit einigen Mitschülern die Feier vor. Nun werden die 52 Absolventen wie geplant mit gemieteten Limousinen gegen 18.30 Uhr vor die Schule fahren und dort über einen Roten Teppich zum Fest in der Schulmensa schreiten. Die heiße Schlussphase des Fußballspiels verfolgen sie halt einfach über das Autoradio, und vielleicht wird sich ja irgendwo ein kleiner Fernseher finden.
Einen anderen Weg haben einige Schulen wie beispielsweise das Bertolt-Brecht-Gymnasium eingeschlagen. Für die Schülerinnen der Mädchenschule wird eine Großleinwand auf dem Schulgelände aufgestellt, auf der sie gemeinsam das Spiel ansehen können, um anschließend zu den Abiturfeierlichkeiten überzugehen.
Auch am Käthe-Kollwitz-Gymnasium kommen die WM-Fans auf ihre Kosten. Auf eindringliche Bitten mehrerer Abiturienten ist die dortige Feier von 17 auf 20 Uhr verschoben worden. Mit Genehmigung der umsichtigen Schulleitung dürfen die Absolventen nun bis 4 Uhr morgens in der Schule feiern, nachdem sie zuvor ausreichend Zeit haben, das Fußballspiel anzusehen - und wenn alles nach Plan läuft, gibt es für sie anschließend doppelten Anlass zum Jubeln.