Prozess gegen Wildmoser junior:"Alles paletti, Herr Wildmoser?" - "Passt scho"

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Ruhig, sachlich, konzentriert: Wie die Vorsitzende Richterin Huberta Knöringer die Verhandlung führt.

Von Stephan Handel

Nein, wie "Richterin Gnadenlos" (Abendzeitung) sieht Huberta Knöringer wirklich nicht aus, die Vorsitzende Richterin, konservatives Kostüm unter der Robe, die Haare adrett hingelegt, Brille auf der Nasenspitze.

Die sachliche Richterin Huberta Knöringer. (Foto: Foto: dpa)

Ob denn mit der Diabetes alles in Ordnung sei, fragt sie den Angeklagten Wildmoser, dann entspinnt sich ein medizinisches Fachgespräch über Medikamente, Insulin und ob er zu einem externen Arzt "ausgeführt" werden möchte aus der U-Haft in Stadelheim.

"Und sonst?", fragt Huberta Knöringer. "Alles paletti?" - "Passt scho", sagt Karl-Heinz Wildmoser.

Es ist ganz offensichtlich das Bestreben der Richterin, von Anfang an eine sachliche, eine ruhige Atmosphäre in der Verhandlung zu schaffen. Das ist nicht so leicht angesichts des übervollen Gerichtssaals und gut 50 Journalisten, die Kameraleute und Fotografen noch gar nicht eingerechnet, die draußen warten müssen, bis das Gericht eine Pause macht.

Karl-Heinz Wildmoser spricht leise während seiner einstündigen Erklärung, und weil die Journalisten ständig mit Papieren rascheln, ist nicht alles gut zu verstehen.

Nur die Richterin sitzt völlig ruhig da, konzentriert, unterbricht den Angeklagten nur einmal für eine Nachfrage - eine Wohltat angesichts der Fragewut einiger ihrer Kollegen und eine psychologische Meisterleistung noch dazu: Hier ist er in guten Händen, mag der Angeklagte denken, hier kann ich, endlich sagen, wie ich die Dinge sehe.

Hinten, unter den Zuschauern, sitzt Wildmosers Frau Nicole, sie hört konzentriert, aber ohne erkennbare Gemütsregung zu. Um 11 Uhr, nach eineinhalb Stunden Verhandlung, verlässt sie den Gerichtssaal.

Ein anderer Zuhörer, nach eigenem Bekunden seit langen Jahren Löwen-Mitglied, weiß jetzt schon, wie's ausgeht: "600000 Geldstraf' und Bewährung - in zwoa Wochen is' der draußen."

Der Vater des Angeklagten ist nicht gekommen - im Deutschen Sportfernsehen entschuldigt Wildmoser Senior das am Abend mit Terminschwierigkeiten. Außerdem könnte er als Zeuge geladen werden, dann dürfte er der Verhandlung vorher sowieso nicht beiwohnen.

Über die mögliche Schuld seines Sohnes sagte Wildmoser sen. im DSF: "Dass er eine Strafe zu erwarten hat, liegt natürlich auf der Hand. Die Frage ist nur die Höhe und ob die Richterin milde gestimmt ist oder nicht."

Der Sohn, Karl-Heinz Wildmoser jun., wirkt fast erleichtert bei seiner Einlassung, auch wenn ihm der Blick des Mitangeklagten Dung im Rücken brennen mag.

Zeit jedenfalls bekommt Wildmoser genug: Weder für den nächsten Termin am Donnerstag noch für die beiden Ansetzungen nächste Woche sind Zeugen geladen, das Gericht will sich intensiv mit den Angeklagten beschäftigen. Huberta Knöringer, die Boris Becker abgeurteilt hat und die Haffa-Brüder, erklärt in einer Pause ihre Maxime für die Verhandlungsführung: "Alles - bloß keine Hektik."

© SZ vom 1.12.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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