Protest von Umweltschützern:"Kampf gegen die dritte Startbahn"

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Der Bund Naturschutz fordert ein Umdenken in der Verkehrspolitik - Umweltschützer kündigen Klage gegen den Flughafen-Ausbau an und kritisieren "maßlose Subventionen".

Dominik Hutter

Der Bund Naturschutz hat erbitterten Widerstand und notfalls auch Klagen gegen den Bau einer dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen angekündigt.

Mit einem Stillstand am Münchner Flughafen sei die Umwelt nicht zu retten, so Finanzminister Kurt Faltlhauser. (Foto: Foto: Flughafen München)

Das Projekt zeuge von "völliger Ignoranz gegenüber dem Klimawandel" und sei überflüssig, da noch ausreichend Kapazitäten vorhanden seien. Gefordert wird ein völliges Umdenken in der Verkehrspolitik.

Steuerfreiheit für Flugbenzin, Subventionen für den Langstreckenverkehr und eine Förderpraxis nach dem Gießkannenprinzip - der Bund Naturschutz (BN) will die aktuelle Debatte um eine dritte Start- und Landebahn im Erdinger Moos dazu nutzen, die deutsche Verkehrspolitik insgesamt auf den Prüfstand zu stellen.

Schädliche Auswirkungen auf das Klima

"Mit der viel beschworenen Nachhaltigkeit hat das längst nichts mehr zu tun", ärgert sich der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger. Was fehle, sei ein "bundesweites Gesamtverkehrskonzept", das den schädlichen Auswirkungen auf das Klima Rechnung trage.

"Der Kampf gegen die dritte Bahn wird deshalb ein absoluter Schwerpunkt unserer Arbeit in den nächsten Jahren sein", kündigt Weiger an. Man werde bei der Organisation der Anwohnereinsprüche mithelfen und notfalls auch selbst klagen. Der Bund Naturschutz besitzt nach eigenen Angaben Sperrgrundstücke im Moos - gut verteilt, so dass eine Interessenskollision wahrscheinlich sei.

Die Areale wurden teils schon vor längerem für Naturschutzzwecke aufgekauft, nun sollen sie zur Rettung des Wiesenbrütergebiets und auch dem Klimaschutz dienen. "Der Kampf gegen den Großflughafen ist ein Kampf zur Sicherung unseres Klimas." Politik und Flughafen dürften sich schon einmal "auf einen sehr langen Rechtsstreit einstellen".

Erforderlich sei ein Umdenken in der Verkehrspolitik, die derzeit auf den Parallel-Ausbau von Straße, Schiene und Flughäfen setze, ohne jegliche Umwelt-Auswirkungen zu berücksichtigen. Knappe Finanzen erfordern aber nach BN-Ansicht die Konzentration auf nachhaltige Verkehrsmittel wie die Bahn, die auf Kurzstrecken bis 500 Kilometer das geeignete Verkehrsmittel sei.

Der Freisinger BN-Vorsitzende Christian Magerl rechnet damit, dass etwa 20 Prozent des Münchner Flugverkehrs ohne größere Probleme verlagert werden können. Verbindungen nach Nürnberg und Stuttgart seien umweltpolitisch nicht zu rechtfertigen.

"Maßlose Subventionen"

Vor allem aber müssten die "maßlosen Subventionen" für den Luftverkehr abgeschafft werden, die den angeblichen Boom entscheidend mitausgelöst hätten. So sei es angesichts aller klimapolitischen Beteuerungen der Staats- wie der Bundesregierung nicht nachvollziehbar, warum Kerosin steuerfrei ist, internationale Flugtickets von der Mehrwertsteuer ausgenommen sind und warum sich der Münchner Flughafen bei Langstreckenflügen 25 Euro Kerosin-Zuschuss je Tonne leiste.

Letzteres wurde auf Anfrage vom Flughafen bestätigt. Der Zuschuss diene als Ausgleichszahlung für die standortbedingt hohen Spritpreise sowie als Anreiz für Airlines, von München aus Langstreckenverbindungen anzubieten.

An echte Kapazitätsprobleme in "MUC" glauben die Naturschützer ohnehin nicht. Schließlich fertige Europas größtes Drehkreuz, London-Heathrow, mit geringerer Bahn-Kapazität deutlich mehr Flüge und etwa zweieinhalbmal so viele Passagiere ab wie München. Magerl schätzt, dass bei sinnvollerer Ausnutzung des Bahnsystems noch rund 150 000 Flüge jährlich zusätzlich Platz hätten - ganz ohne Erweiterung.

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Flughafens, Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU), kritisierte den Vorstoß des BN. Mit einem Stillstand am Münchner Flughafen sei die Umwelt nicht zu retten. Dann würden eben andere Airports ausgebaut.

© SZ vom 09.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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