Private Finanzierung:Münchens Wege zu neuen Geldquellen

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Ob bei der Oper, in Schulen oder im Tierpark: Ohne Sponsoren und Mäzene gäbe es vieles in München gar nicht.

jbb/chrm/goeb/rff/wg

Weil die öffentliche Hand sparen muss, versuchen Staat und Stadt verstärkt, zur Finanzierung eigener Aufgaben private Gelder zu gewinnen. Ob im Tierpark oder an Schulen, in Theatern oder bei Festivals - Sponsoren und Investoren sollen dort einspringen, wo sich städtische und staatliche Geldgeber zurückziehen. Bisher hält sich privates Engagement jedoch in Grenzen: So flossen 2003 nur eine Million Euro Sponsorengeld an die Stadt.

Ohne private Sponsoren hätte der Löwe im Tierpark Hellabrunn kein so ruhiges Leben. (Foto: Foto: dpa)

"Wir sind für jede Gabe wirklich dankbar", sagt Stadtkämmerer Ernst Wolowicz, bleibt aber skeptisch: "Die Strukturprobleme der Stadtfinanzen lassen sich mit privaten Zuwendungen nicht lösen."

Mit klassischen Sponsorengeldern schon gar nicht: Im 5-Milliarden-Euro-Budget der Stadt machen solche Spenden gerade mal ein winziges fünftel Promille aus. Größere Bedeutung könnte die Zusammenarbeit der Kommune mit Investoren in öffentlich-privaten Partnerschaften - im Jargon: "public private partnership" (PPP) - gewinnen. Dabei könnte ein privates Unternehmen etwa ein Schulhaus bauen, weit billiger als die Kommune, die an strenge Ausschreibungsrichtlinien gebunden ist.

Allerdings stehen vor solchen Projekten zahlreiche rechtliche Hindernisse: So erhält eine Gemeinde nur staatliche Zuschüsse, wenn die zu fördernde Einrichtung ihr allein gehört. Der Landtag beginnt gerade erst, den Dschungel aus haushaltsrechtlichen, vergaberechtlichen, steuerrechtlichen Vorschriften zu durchforsten, dessen Wucherungen öffentlich-private Zusammenarbeit verhindern.

Wird sich für das Deutsche Theater ein Investor finden?

Möglich ist es dagegen, öffentliche Einrichtungen ganz an Privatunternehmen abzugeben - aber auch das nur in Grenzen: Ob sich aber für das Deutsche Theater, dessen 140 Millionen Euro teure Sanierung sich die Stadt nicht leisten kann, ein Investor findet, steht noch in den Sternen. Und das auch zum Verkauf stehende Stachus-Untergeschoss geht womöglich an einen Käufer, der selbst der Stadt gehört: an die Stadtwerke.

Seit einigen Jahren profitiert auch die Bayerische Staatsoper von den Zuwendungen eines Unterstützerkreises aus der Wirtschaft. Die Sponsoring- und Spendeneinnahmen werden 2004 ungefähr bei 1,6 Millionen Euro liegen, schätzt Maurice Lausberg, Leiter der Abteilung Development.

Seit 2001 ist der Kreis der Unterstützer regelmäßig gestiegen. Damals gab es nur zwei große Sponsoren, die Hypobank und BMW. Inzwischen sind 70 Firmen beteiligt. Größte Geldgeber im Classic und Premium Circle sind BMW, Audi, die HypoVereinsbank, O2 und die Beraterfirma Roland Berger.

Lausberg stellt aber klar: "Die Sponsoren sollen nicht die Aufgabe des Staates übernehmen, sondern zusätzliche Angebote jenseits der Grundversorgung übernehmen - etwa das Festspiel+ oder spezielle Jugendprogramme."

Sponsoring geht "noch nicht weit genug"

Der Kulturreferentin geht das finanzielle Engagement der ortsansässigen Großkonzerne für Musik oder Museen allerdings noch nicht weit genug. Abgesehen von einer wünschenswerten Linderung der momentanen Sparzwänge hofft Lydia Hartl generell auf mehr Unterstützung von den "global players". "Die Firmen profitieren schließlich von der Lebensqualität Münchens. Dieser Standortvorteil hängt auch mit dem breiten Kulturangebot zusammen."

Die Möglichkeit von "nachhaltigen und längerfristigen Formen der Kooperation" werden laut Hartl derzeit in der Gesprächsgruppe "Bündnis für Kultur" geprüft, die sich aus Vertreter des Kulturreferats und der Wirtschaft zusammmensetzt.

Bisherige Unterstützung gibt es eher in Form von punktueller Förderung: So wird der Verein "Spielmotor", Veranstalter des Festivals Spielart und der Münchner Biennale, zu gleichen Teilen von der Stadt und von BMW finanziert. Weiteres Beispiel: die Stiftung Literaturhaus, die Geld sowohl von der Stadt wie von den beteiligten Privatstiftern aus der Verlagsbranche bekommt.

Wie entscheidend die Hilfe von Mäzenen in Zeiten leerer öffentlicher Kassen ist, wurde im Fall des neuen Jüdischen Museums klar: Der Ankauf einer kunsthistorischen Bibliothek war der Stadt nur dank einer Privatspende möglich. Hartl: "Diese Bibliothek wird ein Herzstück des Museums - aber wir hätten sie nicht bezahlen können."

Bei Schulen schwieriger, aber durchaus verbreitet

Bei Schulen ist es schwieriger: Das Bayerische Erziehungs- und Unterrichtsgesetz verbietet Werbung an Schulen, Sponsoring ist tabu. Trotzdem wächst die Zusammenarbeit zwischen Münchner Schulen und der Wirtschaft stetig. "Inzwischen erhalten nahezu alle Schulen Leistungen von Unternehmen", sagt Josef Tress vom Schulreferat.

So liefern Unternehmen Maschinen oder Material an die Berufschulen, die Berufschule für KfZ-Technik etwa erhält von BMW Autos zum Ausschlachten, die Meisterschule für Mode bezieht Stoffe von verschiedenen Anbietern, das Max-Born-Gymnasium erhält Software oder Know-How von Firmen wie Siemens, Microsoft oder MTU Aero-Engines. Gegenleistung ist oft nur die Platzierung des Logos und der Imagegewinn als "Bildungsförderer".

Der Tierpark Hellabrunn hat zwar seinen Etat schon immer mit Geld aus privater Hand - Spenden, Erbschaften, Tierpatenschaften - aufgebessert, gegenwärtig aber versucht man mit diversen Angebotspaketen, Unternehmen für Sponsor-Partnerschaften zu gewinnen.

Dem kaufmännischen Direktor Hans Färber zufolge sind die Tierpark-Verantwortlichen derzeit mit fünf potenziellen Sponsoren im Gespräch. Dabei gilt: Wer gibt, bekommt auch was. Das Standardpaket, das der Zoo offeriert, enthält unter anderem die Zusicherung, dass der Sponsor im Jahresbericht und auf der Webside des Tierparks erscheint.

Für etwas mehr Geld - Summen nennt Färber nicht - kann der Förderer sein Engagement im Hellabrunner Geschäftsbericht darstellen oder den Namen seines Unternehmens auf Sponsorentafeln oder Tierparkplänen verewigen.

Ferner gehört zur Angebotspalette: Sponsoren-Präsenz bei Pressekonferenzen, Patenschaften für Großtiere, Promotionstage im Zoo, Tickets für Mitarbeiter, Führungen oder die Möglichkeit, den Zoo als Event-Location zu nutzen.

Den jährlichen Etat des Tierparks beziffert Färber auf rund elf Millionen Euro. Knapp eine Million Euro kommt als Betriebskostenzuschuss von der Stadt. Der Anteil der Spenden- und Sponsorengelder beträgt laut Färber 10 bis 15 Prozent.

© SZ vom 6.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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