Pressevorführung vom "Brandner Kaspar":Halloween auf Bayerisch

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"Ich bin Schriftsteller und ich bleibe Schriftsteller": Franz Xaver Kroetz spielt im Brandner Kaspar gegen Bully Herbig um sein Leben.

Christina Warta

Es gibt Dinge, da versteht Franz Xaver Kroetz keinen Spaß. Wie er sich denn den Himmel vorstelle, fragt ihn ein Journalist mit schelmischem Unterton - vermutlich in der Hoffnung, eine spaßige Antwort zu bekommen. Doch Kroetz schaut grimmig, er lehnt sich erst zurück in seinem Stuhl und beugt sich wieder nach vorne: "Das stell' ich mir nicht vor", sagt er, "ich bin ungläubig. Für mich gibt es keinen Himmel."

Franz-Xaver Kroetz (v.l.), Lisa Potthoff und Michael "Bully" Herbig posieren bei der Pressevorführung vom Brandner Kasper. (Foto: Foto: ddp)

Dabei dreht sich in Kroetz' neuem Film doch alles um Himmel und Erde und die Frage, wo genau denn nun die Hölle anzusiedeln wäre und wo das Paradies. Der Regisseur und Autor, der in den Achtzigern als Klatschreporter Schimmerlos über die Fernsehschirme fegte, spielt die Hauptrolle in einer Neuverfilmung des "Brandner Kaspar".

Regisseur Joseph Vilsmaier hat sich des fast 150 Jahre alten Stoffs angenommen: Mit einem Filmteam ist er auf die Westflanke der Benediktenwand gefahren und hat in drei eigens umgebauten Hütten die Geschichte vom Kaspar und vom Boandlkramer nacherzählt - ein "Kindheitstraum" sei das für ihn gewesen, erzählt Vilsmaier.

Als Hauptdarsteller engagiert hat er zwei äußerst unterschiedliche Regisseur-Kollegen: Auf der einen Seite Kroetz, der aus dem Brandner "einen widerständigen, g'scherten, schrägen Bayern machen" wollte.

Auf der anderen Seite den Spaßtyrannen Michael Bully Herbig, der fahl geschminkt, schwarz gekleidet und mit länglichem Gesicht (Bully: "Welche Maske? Das war nur ein bissl Puder") einen leicht neurotischen Tod auf einem schmauchenden Dampfmobil darstellt. Flankiert werden die beiden von Lisa Maria Potthoff, die die brave Brandner-Tochter Nannerl spielt.

Die Geschichte ist wohlbekannt: Als der Tod ihn holen will, macht der Brandner Kaspar ihn erst mit Kirschgeist betrunken und ergaunert sich dann beim entscheidenden Kartenspiel weitere 21 Jahre. Nach dem Tod von Nannerl erkennt Brandner aber, dass die zusätzliche Lebenszeit ohne seine Tochter nichts wert ist. Bei einem Ausflug in den Himmel, wohin ihn der Boandlkramer lockt, stellt der Brandner fest, dass es dort im Kreise seiner Lieben gar nicht so übel ist - und bleibt.

Am 16. Oktober startet der Fünf-Millionen-Euro-Streifen in den Kinos - als "bayerischer Halloweenfilm", sagt Mitproduzent Markus Zimmer. Im Brandner-Remake treffen die Vilsmaierschen Naturimpressionen auf Bullys Geblödel, und dazwischen ackert und rackert schlitzohrig und trotzdem redlich der Kroetz.

Ob er künftig wieder öfter schauspielern werde, wird er nach der Pressevorführung gefragt. "Nein", sagt Kroetz da, "ich bin Schriftsteller und ich bleibe Schriftsteller. Vor der Kamera, das ist für mich nur eine drittklassige Beschäftigung." Spricht's und verlässt schon bald darauf den Kinosaal.

© SZ vom 29.07.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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