Oktoberfest:Sturm im Plastikkrug

Lesezeit: 2 min

Bier aus Plastikkrügen auf dem Oktoberfest - dieser Vorschlag von Wiesn-Wirt Ludwig Hagn hat in München eine Welle der Empörung ausgelöst.

"Ihr Gehirn gehört zwangsamputiert!", "Für diesen Vorschlag sollte man Ihnen die Dinger sonst wo hinschieben!", Zitierte Hagn am Montag aus E-Mails und Briefen schäumender Biertrinker. Auch seinen Kollegen schmeckte der Traditionsbruch nicht. Rasch ruderte Hagn wieder zurück: "Ich habe nur laut über so eine Möglichkeit nachgedacht. Konkrete Pläne hatte ich nie", beteuerte der Wirt.

Die Plastikkrüge hatte er auf einem Moskauer Bierfest gesehen und ein paar davon zum Testen mit nach München genommen. Zu den Testern gehörten auch der Münchner Wiesn-Stadtrat Helmut Schmidt und der Chef der Stadtverwaltung. Denn die Stadt als Veranstalter des Oktoberfestes hat ebenfalls ein Wörtchen mitzureden. "Das Bier hat auf den ersten Schluck nicht anders geschmeckt als im Glaskrug", sagte Schmidt. "Aber der Krug war ziemlich leicht und beim Anstoßen gab es keinen Klang. Keiner von uns war recht begeistert."

Eingriff in die Tradition

"Für mich ist das ein Eingriff in die Tradition", warnte Toni Roiderer als Sprecher der Wies'n-Wirte. "Das Anstoßen mit den Maßkrügen hat einen Klang wie Kirchenglocken. Plastikkrüge sind einfach nicht würdig!" Keiner der anderen 13 Oktoberfest-Wirte wollte sich laut Roiderer Hagns Idee anschließen: "Wir haben bei unserer letzten Sitzung gesagt 'Du kannst das machen. Aber wir halten nix davon'."

Doch nicht nur die Plastik-Maß erhitzt ein halbes Jahr vor Beginn des Oktoberfests die Gemüter: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude hegt Pläne, einige Zelte an der traditionellen Wirtsbudenstraße umzusiedeln. Sie sollen an den Rand der Theresienwiese, damit Rettungskräfte einen schnelleren Zugang haben. Der Umzug würde etwa zehn Millionen Euro kosten.

"Dieser Umzug ist teuer und würde das Bild der Wies'n total verändern", schimpft Roiderer. "Einfacher wäre es, die Wiesn zu entrümpeln: Die Packwägen der Schausteller runter vom Festgelände, breitere Wiesn-Straßen und Essens-Buden besser platzieren." Ein Arbeitskreis soll nun klären, wie man die Sicherheit auf der Wiesn verbessern kann.

Mehr Ordnung auf den Toiletten

Die Stadt will auch durchsetzen, dass es ab diesem Jahr 20 Prozent mehr Toiletten auf dem Oktoberfest gibt. Doch für Roiderer ist nicht die Zahl der stillen Örtchen entscheidend: "Unser Problem ist, dass die Mädels stundenlang auf dem Klo telefonieren oder SMS schreiben." Mehr Ordner sollen in Zukunft dafür sorgen, dass keine Dauertelefoniererinnen die Toiletten blockieren.

Weiteren Wirbel gibt es um Markisen für die Biergärten neben den Festzelten. Damit nicht so viele Leute bei Regen ins Zelt drängen, wollen die Wiesn-Wirte die Biergärten neben den Zelten mit Markisen überdachen. Doch Brandschutzexperten fordern, die Überdachungen müssten sechs Meter Abstand zu den Festzelten und drei Meter Abstand zu umliegenden Verkaufsbuden haben.

"Mit diesen Bestimmungen kann ich in der Praxis gerade mal eine Biertischreihe überdachen", schimpft Wirtesprecher Roiderer. "Außerdem werden die Markisen nur ausgefahren, wenn's regnet. Noch dazu sind sie nicht brennbar. Und wenn's regnet, brennt's ja sowieso nicht." Am 17. September werden die Maßkrüge auf dem Oktoberfest wieder erklingen. Und kühles Bier die Münchner Gemüter wieder abkühlen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: