(SZ vom 26.09.2003) - Gut ein Jahr nach der Eröffnung des 1,5 Kilometer langen Petueltunnels im Nordabschnitt des Mittleren Rings haben Bayerns Bauminister Günther Beckstein, OB Christian Ude und der städtische Baureferent Horst Haffner den offiziellen Baubeginn für das nächste neue Tunnelprojekt, diesmal am Mittleren Ring Ost, verkündet.
Auf einer Länge von insgesamt zweieinhalb Kilometern entstehen zwei Kilometer Tunnel - ein kürzeres Bauwerk unter dem Effnerplatz und ein langes unter der Richard-Strauss-Straße und dem Kreuzungsbereich mit der Einsteinstraße in Richtung Messestadt Riem. In diesem Kreuzungsbereich liegen zwei übereinander zu bauende Tunnel, was eine besondere bautechnische Herausforderung darstellt.
Das schlägt sich allerdings im Preis nieder. Genauso wie die so genannte Deckelbauweise, bei der im Untergrund gearbeitet wird, während oben der Verkehr nahezu ungehindert weiter fließen kann. Stolze 321 Millionen Euro sind eingeplant. Die Landeshauptstadt muss davon 193 Millionen Euro tragen. Die übrige Summe (60 Prozent) wird vom Freistaat gezahlt. Ein kurzes Teilstück des östlichen Ringabschnitts wird nicht untertunnelt, weil man sich damit 40 Millionen Euro Baukosten und zwei eigene Abluftkamine sparen kann. Die betroffenen Anwohner sollen vor ihre Häuser Lärmschutz-Einrichtungen bekommen.
Einen Meilenstein in der Verkehrsentwicklung Münchens und ein geschichtsträchtiges Ereignis nannte Beckstein den Baubeginn. OB Ude bedankte sich für die Zuschüsse, auch wenn diese weit hinter den beim Bürgerentscheid versprochenen 80 Prozent lägen. Beckstein machte deutlich, dass die Staatsregierung nach wie vor auf das bayerische Zugpferd München setze: Der Petueltunnel sei bereits mit 67 Prozent gefördert worden, an den Kosten für die Einführung des Zehn-Minuten-Taktes bei der S-Bahn beteilige man sich mit 200 Millionen Euro. Jetzt steht der Transrapid zwischen Hauptbahnhof und Flughafen auf der Wunschliste des Freistaats.
1996 hatten die Bürger drei neue Tunnelprojekte am Mittleren Ring gegen die finanziellen Bedenken Udes und der rot-grünen Stadtratsmehrheit durchgesetzt. Gestern betonte der OB, dass das Ergebnis des Bürgervotums umgehend in die Tat umgesetzt und die Finanzierung sicher gestellt worden sei. Rot-Grün erhöhte kurzerhand die Gewerbesteuer, während sich die Tunnelbefürworter CSU und FDP "dieser finanziellen Notwendigkeit entzogen" hätten.
Um hohe Summen geht es auch beim dritten von den Bürgern beschlossenen Projekt, dem Tunnel am Luise-Kiesselbach-Platz. Ursprünglich sollte 2005 mit dem Bau begonnen werden. Daraus wird nichts, weil angesichts der Finanznot das Geld erst einmal in die Infrastruktur für das Fußballstadion in Fröttmaning fließt. Frühestens 2009, so ist aus der Stadtkämmerei zu hören, könne es am Südwest-Abschnitt des Rings losgehen. Um eine Vorverlegung wird demnächst im Stadtrat bei den Investitionsplanungen gerungen. Die Bauzeit beträgt sechs Jahre. Ursprünglich sollten alle drei Tunnelprojekte 2011 fertig sein - ein Termin, den inzwischen niemand mehr im Rathaus für realistisch hält.