Offene Briefe, Teil III:Klaus Thannhuber antwortet Quaas und Pfundstein

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Der Geschäftsführer der Schrannenhalle, Klaus Thannhuber, antwortet am 27. Januar auf die offenen Briefe der Stadträte - ebenfalls öffentlich.

sueddeutsche.de dokumentiert das Schreiben Thannhubers:

(Foto: Foto: oh)

"Sehr geehrter Herr Quaas, mit Verwunderung habe ich über Ihren offenen Brief gelesen, von dem ich, obwohl an mich adressiert, aus den Medien erfahren habe. Ich hatte mich ursprünglich sehr darüber gefreut, dass Sie und Ihr Fraktionskollege Helmut Pfundstein dem Schranne-Beirat beigetreten waren, gerade weil Sie das Projekt über Jahre hinweg äußerst kritisch verfolgt haben.

Ich hatte gehofft, dass Sie im Beirat sowohl Ihre Kritik als auch Ihren Erfahrungsschatz einbringen würden, um gemeinsam an einem Kulturangebot mitzuarbeiten, das den verschiedenen Gruppierungen und Interessen unserer Stadt gerecht wird.

Die Art Ihres Ausscheidens aus dem Beirat hinterlässt nun einen schalen Beigeschmack. Ich hätte es fair gefunden, wenn Sie Ihre Kritik zunächst intern mit uns diskutiert und Ihren Austritt zumindest angekündigt hätten. Der breit verteilte offene Brief und der mit Ihrem Fraktionskollegen Helmut Pfundstein dramaturgisch geschickt koordinierte Rücktritt erwecken daher den Eindruck, dass es Ihnen weniger um die konstruktive Mitarbeit im Beirat ging als um einen medienwirksamen Auftritt, mit dem Ziel, die Schranne ein weiteres Mal in der Öffentlichkeit zu torpedieren.

Hätten Sie häufiger an den Sitzungen teilgenommen, wären Sie vielleicht auch zu einer anderen Einschätzung des Beirats gekommen. Der Beirat erfüllt mitnichten eine "Feigenblatt-Funktion gegenüber der Öffentlichkeit", sondern gestaltet das umfangreiche Kulturprogramm der Schranne konstruktiv mit, damit ein möglichst breites Interessenspektrum berücksichtigt werden kann.

Diese Funktion erfüllt der Beirat seit mehreren Monaten in vorbildlicher Weise. Änderungen im Kulturkonzept wurden vom Beirat äußerst kritisch diskutiert, zahlreiche Vorschläge der Beiratsmitglieder wurden aufgenommen.

Ihren Vorwurf, der Beirat widme sich aufgrund der Beschränkung auf das Kulturprogramm nur "unzureichend den wirklichen Problemlagen" der Schranne, kann ich nicht nachvollziehen. Zum einen war dem Beirat von Beginn an die Aufgabe zugeordnet gewesen, die Kulturarbeit der Schranne kritisch, aber konstruktiv zu begleiten. Dieses Aufgabenfeld dürfte Sie also nicht überrascht haben.

Zum zweiten bemängeln Sie ja gerade, dass der Gleichklang zwischen Gastronomie, Handwerk/Handel und Kultur nicht stimme. Auf die Säule "Kultur" hätten Sie als Mitglied des Beirats durchaus Einfluss nehmen können.

Lassen Sie mich noch auf Ihren Vorwurf eingehen, der Erfolg der Schranne gehe zu Lasten der Anwohner. Zugegeben, uns selbst hat der große Besucheransturm überrascht. In den ersten Wochen kamen 20.000 bis 25.000 Gäste am Tag. Diesem Ansturm waren wir kaum gewachsen und natürlich erzeugt eine derartige Menschenmasse ein gewisses Maß an Lärm. Doch mittlerweile ist der Besucherandrang auf 10.000 bis 15.000 Menschen am Tag zurückgegangen.

Wir haben uns darauf eingestellt und nach den ersten Klagen über Lärmbelästigung auch rasch gehandelt. Zum einen haben wir das Sicherheitspersonal aufgestockt und es angewiesen, vor der Schranne für Ruhe zu sorgen. Außerdem ist der Eingang an der Prälat-Zistl-Straße in den Nachtstunden gesperrt. Zusätzlich haben wir Lärmmessungen durchführen lassen, die ergaben, dass die Schallisolierung der Schranne sehr gut funktioniert: Im Umfeld der Schranne wurden die gesetzlichen Grenzen unterschritten. Wir nehmen die Sorgen unserer direkten Nachbarn also sehr ernst.

Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass es sich beileibe nicht um einen Massenprotest handelt, sondern um weniger als eine Handvoll Anwohner, die sich trotz unserer Gegenmaßnahmen nach wie vor belästigt fühlen. Wir haben allen Betroffenen angeboten, Messungen in ihren Häusern vorzunehmen, um die Lärmentwicklung besser bestimmen zu können. Leider wurde dieses Angebot abgelehnt.

Zum Abschluss noch eine Anmerkung zum Konzept der Schranne, das immer wieder in der Kritik stand. In unserem Vertrag mit der Stadt München ist festgeschrieben, dass die Schranne Kultur, Handwerk/Markt und Gastronomie vereint. Diese Mischung ist sehr spannend und außergewöhnlich, auf der Welt wahrscheinlich einmalig. Wir alle vom Schrannen-Team waren uns von Anfang an bewusst, dass die Ausgestaltung dieser Idee nicht einfach sein würde.

Das Konzept setzt voraus, dass wir eine Unzahl unterschiedlicher Interessen unter einen Hut bringen: Manche wollen in erster Linie gerne in Ruhe essen, für andere ist nur laute Musik gute Musik, die einen finden Hip-Hop entsetzlich, die anderen Volksmusik. Das eine Kulturangebot erfordert Ruhe, ein anderes wird selbst als Ruhestörung empfunden.

In den ersten Monaten haben wir sehr vieles ausprobiert und dabei ebenso viel dazu gelernt. Einiges hat sich einfach nicht bewährt, zum Beispiel die Lesungen, mit denen wir voller Elan gestartet sind.

Anderes klappt wiederum sehr gut, zum Beispiel die Schranne-Führung mit Dr. Franz Forchheimer. Wütend werde ich allerdings, wenn man uns vorwirft, die Kultur komme in der Schranne zu kurz. Ich glaube jeder, der unser Monatsprogramm durchgeblättert hat, erkennt welchen Aufwand wir betreiben.

Es gibt keinen Tag ohne Veranstaltung, meist sind es sogar mehrere. Schlussendlich aber gibt es kein allein seligmachendes Patentrezept. Wir werden auch in Zukunft weiter experimentieren und es wird eine Gratwanderung zwischen verschiedenen Ansprüchen bleiben.

Und können wir denn völlig falsch liegen mit unserem Konzept? Täglich mehr als 10.000 Besucher strömen in die Schranne und das positive Feedback unserer Besucher überwiegt bei weitem. Ansonsten würden auch nicht so viele immer wieder kommen.

Ich ärgere mich deshalb über die Arroganz selbst ernannter Experten, die die Schranne schon fast als Untergang des Abendlands geißeln, eben weil sie den Geschmack einer breiten Bevölkerung trifft. Wäre es denn besser, auf die Wünsche und den Geschmack der Besucher zu pfeifen und ein elitäres Kulturprogramm durchzuziehen? Unser Ziel war ein lebendiger Treffpunkt inmitten der Münchner Altstadt und ich glaube, dieses Ziel haben wir erreicht.

Unstrittig hat die unmittelbare Umgebung, die vorher eher ein Schattendasein fristete, von der Magnetwirkung der Schranne profitiert. Die Münchner haben nicht nur die Schranne selbst, sondern einen Teil ihrer Altstadt wieder entdeckt - sollten wir nicht alle froh darüber sein?

Ich würde mich jedenfalls freuen, Herr Quaas, wenn Sie und einige Ihrer Fraktionskollegen in Zukunft das Gespräch mit uns suchen würden anstatt die Konfrontation. Sie können sicher sein, dass sich meine Kollegen und ich konstruktiver Kritik nicht verschließen.

Schon aus Eigeninteresse sind wir darauf angewiesen, möglichst viele Meinungen und Anregungen aufzunehmen, damit wir den Bewohnern und Besuchern dieser Stadt auch weiterhin ein attraktives und ausgewogenes Angebot zur Verfügung stellen können.

Mit freundlichen Grüßen, Münchner Schrannenhalle GmbH K. Thannhuber"

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