Offene Briefe, Teil I:Richard Quaas´ Rücktritt aus dem Beirat

Lesezeit: 2 min

Der Beginn des öffentlichen Briefwechsels: Am 24. Januar kündigt Stadtrat Richard Quaas (CSU) in einem Schreiben, das er gleichzeitig an die Medien der Stadt schickt, dem Schrannenhallen-Geschäftsführer Thannhuber seinen Rücktritt aus dem Schrannenhallenbeirat an.

sueddeutsche.de dokumentiert das Schreiben von Richard Quaas:

(Foto: Foto: oh)

"Sehr geehrter Herr Thannhuber,

nachdem ich feststellen musste, dass der Schrannenhallenbeirat mit seinem prinzipiell auf das "Kulturprogramm" beschränkten Aufgabenbereich nur unzureichend die wirklichen Problemlagen, die durch den Betrieb der Schrannehalle in und für die Umgebung entstanden sind, behandeln kann, habe ich mich entschlossen, mit sofortiger Wirkung aus dem Beirat auszutreten, der meines Erachtens nur eine "Feigenblatt"-Funktion gegenüber der Öffentlichkeit ausübt.

Wie Sie wissen, habe ich dem von Ihnen verwirklichten Konzept der Errichtung der Schrannenhalle, sowohl was die Vertragsgestaltung mit der Stadt, als auch den Umgang mit der historischen Substanz und die "Gewichtsverteilung" der Nutzung betrifft, von Anfang an kritisch gegenübergestanden, was nicht heißt, dass ich der Schrannenhalle jetzt, wo sie steht, keinen Erfolg wünsche. Nur dieser Erfolg darf nicht zu großen Teilen auf Kosten der Nachbarschaft gehen.

Was die architektonische Ausführung der "Wiedererrichtung" der Halle betrifft, ist in der Presse schon viel geschrieben worden, was meinen Empfindungen auch entspricht. Leider ist durch die Art der Bauausführung und Inneneinrichtung die denkmalgeschützte Substanz der Halle sehr in den Hintergrund gedrückt worden und dadurch ist das einzigartig filigrane der Gesamtkonstruktion nicht mehr uneingeschränkt ablesbar. Ein bedauerlicher Geburtsfehler.

Auch die Art und Mischung der Nutzung der Halle entspricht nicht den in der Öffentlichkeit und im Stadtrat seinerzeit, als es um die Genehmigung des Projektes ging, erweckten Erwartungen, dass es einen Gleichklang von Gastronomie, Handwerk/Handel und Kultur geben müsse und werde.

In der Wahrnehmung der Besucher ist die Schrannenhalle ein erfolgreicher gastronomisch ausgerichteter Eventtempel, was nicht zu kritisieren wäre, wenn nicht im Vorfeld mit anderen Argumenten und Vorstellungen operiert worden wäre.

Die Auswirkungen des unbestreitbar großen Publikumserfolges der Schrannenhalle und des Betreiberkonzeptes auf die Umgebung müssen beobachtet werden und die negativen Begleitumstände dürfen nicht zu Lasten der unmittelbaren Anwohner und des Viktualienmarktes gehen.

Um dies sicherzustellen, wäre ein Beirat aus Nachbarn, Kommunalpolitikern, Hallenmietern und Betreibern wichtig und nicht ein Gremium, das sich mit der ausschließlichen Bindung an das "Kulturprogramm" an den wirklichen Problemen vorbeidrückt.

Für das Bespielen der Halle mit Veranstaltungen verschiedenster Art, darunter auch kulturellen, zeichnet ein Team Ihrer GmbH verantwortlich, das dem wirtschaftlichen Erfolg der Firma verpflichtet ist. Diese aus der Sicht des Betreibers nachvollziehbare Organisationsstruktur tritt aber in Konkurrenz mit einer kulturellen Nutzung der Halle, wie sie im Vorfeld der Genehmigung des Projektes aus unterschiedlichen Gründen dargestellt und idealisiert wurde. Das derzeitige Veranstaltungsangebot bedarf nach meiner Meinung - aus den vorgenannten Gründen und der faktischen Einflusslosigkeit - keines "Feigenblatt"-Beirates.

Auch wurde meinem Beiratskollegen Stadtrat Helmut Pfundstein und mir wegen eines Stadtratsantrages, der sich unter anderem kritisch mit gastronomischen Erweiterungsabsichten der Schrannenhalle befasst hat, in einer Stadtratsvorlage und in der Presse vorgehalten, dass wir im "zuständigen Beirat säßen und dort Einfluss nehmen könnten".

Nachdem dies aber nicht im Ansatz der Wirklichkeit entspricht, lässt sich eine konstruktiv kritische Begleitung der Schrannenhalle und ihrer betrieblichen Auswirkungen besser außerhalb dieses "Gremiums" zum Ausdruck bringen.

Ich werde mich als örtlich zuständiger Stadtrat auch weiterhin für die berechtigten Belange der Hallen-Anwohner und des Viktualienmarktes einsetzen und hoffe, dass es künftig zu einem guten Miteinander, sowie zu größerer Rücksichtnahme kommt und die Schrannenhalle, auch wenn leider vieles anders ist, als versprochen und erwartet wurde, im Sinne der Stadt ein Erfolg bleibt, der aber nicht zu Lasten der örtlichen Gemeinschaft geht.

Mit freundlichen Grüßen Richard Quaas, Stadtrat stv. Fraktionsvorsitzender"

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: