NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz:Erinnerung an Opfer und Täter

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Nach langem Streit um die Finanzierung soll nun dort, wo das "Braune Haus" der Nazis stand, doch ein Museum ihre Verbrechen dokumentieren.

Alfred Dürr

Als einen "riesigen Schritt nach vorn" bezeichnet Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers die finanzielle Unterstützung des Bundes für das geplante NS-Dokumentationszentrum, die nach langem Streit doch wieder sehr wahrscheinlich ist. Es könnte 2011 eröffnet werden. Im Kulturreferat bereitet man den Architektenwettbewerb für den Neubau in unmittelbarer Nähe des Königsplatzes vor.

Kulturreferent Küppers spricht von einem großen Erfolg bei den Finanzverhandlungen mit dem Bund. Lange Zeit stand das geplante NS-Dokumentationszentrum vor dem Aus, weil Berlin Probleme in der Förderungswürdigkeit des Projektes sah. Die Zuschuss-Richtlinien passten nicht zum Münchner Konzept, hieß es.

Neben den Gedächtnisorten, die die NS-Opfer in den Mittelpunkt stellen, will man in der einstigen "Hauptstadt der Bewegung" auch an die sogenannten Täter-Orte der Nazi-Zeit und damit an die NS-Verbrechen erinnern. Geplant ist ein "Lernort" mit einer Dauerausstellung zur Geschichte des Nationalsozialismus in München sowie einem umfangreichen Bildungsangebot.

10 Millionen Etat-Zuschuss

Politiker aus München - darunter Hans-Jochen Vogel und Theo Waigel - hatten mit Nachdruck versucht, den Bund von der Notwendigkeit dieses Zentrums zu überzeugen. Das ist offensichtlich doch noch gelungen. Nun gesteht man auch in Berlin zu, dass das Projekt "einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Nazi-Geschichte" leiste, die ihren Ausgang vor allem auch in München genommen habe.

Die gesamtstaatliche Bedeutung sei "im Rahmen der Pflege des Geschichtsbewusstseins" gegeben, lautet im besten Amtsdeutsch die Begründung. Zwar entscheidet sich erst mit der Verabschiedung des Bundeshaushaltes im Dezember offiziell, wie viel Fördergeld endgültig für das geplante NS-Dokumentationszentrum nach München fließt. Doch die Weichen sind in die richtige Richtung gestellt: Wie berichtet, sind im Etatplan des Kulturstaatsministers 9,9 Millionen Euro vorgesehen.

Insgesamt müssen für das Zentrum rund 30 Millionen Euro aufgewendet werden. Der Freistaat und die Stadt hatten sich schon früher nach teils schwierigen Verhandlungen darauf geeinigt, sich mit jeweils zehn Millionen Euro zu beteiligen. Einschränkend heißt es in der Etat-Vorlage des Kulturstaatsministers aber auch, dass über die Gesamtkosten noch verhandelt werden müsse.

Die Qualität darf nicht leiden

Doch will Kulturreferent Hans-Georg Küppers keine substantiellen Abstriche am bisherigen Konzept hinnehmen. "Sicher gibt es am Bau und auch am Inhalt noch Punkte, die man optimieren kann, aber die Qualität des Zentrums darf keinesfalls leiden", sagt Küppers der SZ.

Auch der Grünen-Fraktionschef im Rathaus, Siegfried Benker, warnt eindringlich vor einer Aufweichung der inhaltlichen Planung: "Man kann nicht sagen, wir machen das Zentrum einfach um ein Fünftel kleiner, dann nämlich fallen mit den Räumen und Ausstellungsflächen auch die entsprechenden Inhalte weg." Über Einsparungen im Detail könne man reden. Bei der CSU freut man sich über den "Durchbruch" bei den Finanzverhandlungen. "Ein Scheitern wegen Geldstreitigkeiten wäre untragbar gewesen", sagt Stadtrat Marian Offman.

Mit dem bisherigen Zeitplan ist man indes schon gehörig in Verzug. In diesem Jahr hatte man dem Stadtrat die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs vorstellen wollen. Jetzt arbeitet man im Kulturreferat erst an dessen Vorbereitungen. Zum 850. Stadtgeburtstag im kommenden Jahr will man aber zumindest eine symbolische Grundsteinlegung auf dem Areal der ehemaligen NS-Parteizentrale (Braunes Haus) feiern. Eröffnet werden soll das NS-Dokumentationszentrum dann spätestens Ende 2011.

© SZ vom 18.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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