Unmittelbar nach dem Start hatte der Türke am Dienstagabend mit einer Bombendrohung die 154 Passagiere und 7 Crewmitglieder an Bord des Airbus A 320 in Angst und Schrecken versetzt. Gegen 21.00 Uhr hatte der Mann plötzlich angegeben, es sei ein Sprengsatz an Bord. "Dabei hat er mit dem Handy herumgefuchtelt", sagte ein Polizeisprecher. "Für die Passagiere und die Crew war eine Bedrohungssituation gegeben." Der Pilot löste sofort Alarm aus und steuerte wieder zum Münchner Flughafen zurück.
Der 28-Jährige, der sich bei dem Sturz den Knöchel gebrochen und an der Wirbelsäule verletzt hat, gab in einer ersten Vernehmung Eheprobleme als Tatmotiv an. Der aus der Ost-Türkei stammende Mann, der für den gesamten Juni ein Visum besaß, hatte laut Polizei Kontakt zu seiner getrennt von ihm lebenden Frau aufnehmen wollen, die im Raum Hamburg lebt. "Diese Kontakte kamen aber nicht zustande", sagte ein Polizeisprecher.
Vermutlich aus der Überzeugung, er könne ohne seine Frau nicht zu seinen Angehörigen in der Türkei zurückkehren, habe der 28-Jährige kurz nach dem Start von Flug FHY 234 mit der angeblichen Bombe gedroht. "Es war eine eindeutig privat motivierte Tat, so angespannt die Situation auch war", hieß es bei der Polizei.
Die Bombendrohung hatte am Boden einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Rund 270 Beamte, darunter ein Sondereinsatzkommando, bezogen Position auf dem Rollfeld. Sogar der Einsatz der Bundeswehr-Spezialeinheit "GSG 9" war nach Angaben von Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) erwogen worden. Dies wäre vor allem dann notwendig geworden, wenn die Maschine hätte gestürmt werden müssen, sagte Beckstein dem Bayerischen Rundfunk.
Der Täter habe beim Eintreffen auf dem Flughafen nach einer Gangway verlangt, berichtete der Polizeisprecher. Daraufhin habe eine Stewardess geistesgegenwärtig von sich aus die Kabinentür geöffnet. Diese sei wider Erwarten offen geblieben. Plötzlich sei dann der Täter aus der Tür gefallen. Dabei habe der Passagier "kräftig nachgeholfen" und dem 28-Jährigen den entscheidenden Stoß verpasst. Dem 28-Jährigen, gegen den am Mittwoch ein Amtsrichter Haftbefehl wegen Angriffs auf den Luftverkehr erließ, droht nun eine langjährige Haftstrafe.
Nach dem Zwischenfall lief der Betrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen am Mittwoch wieder störungsfrei an. In der Nacht war nach Angaben der Polizei eine der beiden Startbahnen gesperrt gewesen, der Flugbetrieb sei aber nur kurzfristig gestört gewesen. Die Passagiere wurden nach medizinischer Betreuung zu dem Vorfall befragt. Nachdem sie in umliegenden Hotels die Nacht verbrachten, wurden sie am Mittwochmorgen an Bord der Maschine der türkischen Fluggesellschaft "Free Bird Airlines" nach Istanbul geflogen. Unter den Passagieren war auch der mutige Fluggast.