Noch nichts vor am Wochenende?:Inline-Hockey Weltmeisterschaft

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Deutsche Nationalmannschaften sind durchaus in der Lage, eine Vorrunde bei internationalen Wettbewerben zu überstehen - wenn auch nur in einer Randsportart. Bei der Inline-Hockey Weltmeisterschaft in Bad Tölz stehen dem Team Deutschland weiterhin alle Möglichkeiten offen.

Von Martin Peter

Eckard Schindler ist dieser Tage schwer zu finden. Als Organisationsleiter der Inline-Hockey WM hat er viel zu tun, ist immer im Stress. Ständig muss er Auskunft geben, wird an jeder Ecke aufgehalten. Und dazwischen klingelt immer mal wieder das Telefon. Nicht einmal zum Essen ist er heute gekommen. Selbst etwas Abseits vom ganzen Geschehen kommt er nur halbwegs zur Ruhe, ist auch hier nicht vor Fragen sicher. Und trotzdem: Schindler hat immer ein Lächeln übrig - für jeden. Und wie es scheint auch jederzeit. Seine Arbeit macht ihm sichtlich Spaß.

Der Unterschied zum Eishockey ist nur sehr schwer zu erkennen. (Foto: Foto: Martin Peter)

Zum dritten Mal hintereinander richtet Deutschland die Weltmeisterschaft im Inline-Hockey aus. Jedes Mal war Schindler mit dabei - immer an vorderster Front. Ihm ist es letztlich auch zu verdanken, dass die WM nach zwei Jahren Nürnberg diesmal im eishockeyverrückten Bad Tölz Station macht. Mit seiner neuen Hacker-Pschorr-Arena eignet sich die Kurstadt ideal für den noch relativ unbekannten Sport.

Vom sommerlichen Freizeitspaß einiger weniger mausert sich Inline-Hockey allmählich zu einer Sportart, die ein immer größeres Publikum anzieht. Allein beim letzten Vorrunden-Spiel des Team Deutschland gegen Österreich kamen rund 1.600 Zuschauer. Wäre es nicht so warm in der Arena, würde kaum auffallen, dass nicht Eishockey gespielt wird. Die Unterschiede sind für den Laien kaum zu erkennen. Kein Wunder, gilt Inline-Hockey doch als eine Art Ersatzsportart der Kufencracks.

"Inline-Hockey ist als Ergänzung zum Eishockey zu sehen", sagt Schindler, "es ist ideal geeignet, die Technik der Spieler zu verbessern und kann daher als weiterer Baustein für die individuelle Entwicklung zum Eishockeyprofi gesehen werden." Im Gegensatz zu seinem großen Bruder wird Inline-Hockey um einiges körperloser gespielt - Bodychecks sind nicht erlaubt und werden mit einer 90-Sekunden-Zeitstrafe geahndet. Die Technik ist also entscheidend.

Was den Sport nicht langweiliger macht - im Gegenteil. "Das Interessante an dieser Sportart ist, dass es durch das relativ körperlose Spiel sehr viele Torraumszenen gibt und auch viele Tore fallen. Dadurch kann ein Rückstand schnell wieder aufgeholt werden", fasst Schindler zusammen. Ein etwas veränderter Puck tut dabei sein übriges: Richtig getroffen erreicht er Spitzengeschwindigkeiten von 170 bis 180 Stundenkilometern, was die Aufgabe der Torhüter um einiges erschwert.

Die Entstehung des Inline-Hockey ist eng verbunden mit dem Inline-Skate-Boom Mitte der neunziger Jahre. Nachdem sich der aus den USA stammende Trend hierzulande rasch durchsetzte, entstanden erste Kombinationen mit anderen Sportarten. "Gerne wird im Zusammenhang mit Inline-Hockey von einer Trendsportart gesprochen", erklärt Patrick Stumm, Lehrbeauftragter am Institut für Sportwissenschaften der Universität Göttingen. "Rein wissenschaftlich betrachtet, ist der Sport aber nicht wirklich neu oder gar innovativ, sondern eher als Mix aus den bereits bestehenden Sportarten Inline-Skating und Eishockey anzusehen."

Den Spielern - fast alle Eishockeyprofis - ist das jedenfalls egal. Als Abwechslung zur bevorstehenden Eishockeysaison steht beim Inline-Hockey der Spaß im Vordergrund. Und dieser gilt bekanntlich als gute Voraussetzung für den Erfolg. Den nämlich haben die deutschen Spieler. Auch wenn sie noch nie Weltmeister waren, gelten sie hinter Finnland und den USA als drittstärkste Nation. Und auch für diese Weltmeisterschaft stehen noch alle Möglichkeiten offen - immerhin stehen die Deutschen im Halbfinale.

Nach einer Viertelstunde hält Schindler nichts mehr auf seinem Platz. So richtig gesessen hat er sowieso nie. Wahrscheinlich wird er einen erneuten Anlauf starten, endlich etwas zu essen. Weit wird er vermutlich nicht kommen. Und selbst wenn, spätestens morgen geht alles wieder von vorne los. Die Frage, ob die WM im nächsten Jahr wieder in Deutschland ausgetragen wird, beantwortet er im rausgehen: "Wenn, dann ohne mich." Wie immer mit einem Lächeln.

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