Neues Stadion:Rund um die Arena wird es teurer

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Die Stadt fürchtet Mehrausgaben - und einen Zwist, wer den Park auf den Parkhäusern bezahlen soll.

Astrid Becker

(SZ vom 11.02.2002)- Seit Freitag steht es fest: Das Basler Architekturbüro Herzog & De Meuron darf sein "Schwimmreifen-Stadion" in München bauen. Doch obwohl die Reaktion auf diese Entscheidung an Euphorie grenzt, befürchten einige der Stadtpolitiker bereits, dass die öffentliche Hand für die Infrastruktur in Fröttmaning mehr als die kalkulierten rund 200 Millionen Euro bezahlen muss.

Das Obergutachtergremium hat einstimmig entschieden: Das "aufblasbare" Oval der Schweizer Jacques Herzog und Pierre de Meuron ist die beste Lösung für den Münchner Norden. Architekten und Politiker lobten den Entwurf nicht nur wegen seiner Form und Gestaltung, sondern auch, weil die Fans in jedem der drei Ränge ganz nah am Spielgeschehen sitzen.

In den Versätzen zwischen den Rängen werden die Logen liegen. Herzog & de Meuron: "Hoffnung, Verzweiflung und Begeisterung - alles soll in diesem Kessel aufgefangen werden." Eine besondere Rolle spielt dabei vor allem die geplante Illuminierung von Dach und Fassade. Jedes der ETFE-Folienkissen kann separat in Weiß und den Vereinsfarben Blau und Rot beleuchtet werden - je nachdem, wer von den beiden Fußballvereinen ein Spiel zu bestreiten hat. "Sogar die Intensität des Farbenspiels kann verändert werden, je nachdem welchen Punkt das Spiel gerade erreicht hat", sagte Pierre de Meuron am Freitag in seiner Erläuterung.

Blick auf Betonklötze

Eine wichtige Entscheidungsgrundlage des Gremiums war auch die Gestaltung des Landschaftsparks. So sollen "Lichtgeländer" die Zugangswege zum Stadion begleiten. Die Fans sollen durch ein lang gestrecktes Netz sich kreuzender Wege zum Stadion gelangen. Eine Fußgängerbrücke soll über die A 9 hinweg zum Fröttmaninger Berg führen. Das Highlight bilden aber sicherlich die mit einer Heidelandschaft überzogenen Dächer der Parkdecks.

"Das alles erspart uns den Blick auf Betonklötze", lobte Oberbürgermeister Christian Ude. Keiner der eingereichten Entwürfe sei in dieser Hinsicht so innovativ gewesen. "Deshalb wird der Münchner Norden auch zu einem Mekka für Architekturfreunde werden."

Doch genau dieser Punkt könnte auch noch zu Streit zwischen Stadt und Vereinen führen. Denn es gilt als Aufgabe der Clubs, die Stellplätze zu finanzieren, Grünflächen sind aber Sache der öffentlichen Hand. "Im Bereich der Parkhäuser wird jedoch beides miteinander vermischt", sagt Helmut Steyrer von den Grünen, der als Obergutachter den Entwurf sonst als "architektonischen Quantensprung" gelobt hat. Damit die Vereine die Kosten nicht auf die Stadt abwälzten, müsse nun so bald wie möglich ein Vertrag geschlossen werden, der genau festlegt, wer was jetzt und bei späteren Sanierungen zu zahlen habe.

"Die Zuwegung über die Parkdecks ist tatsächlich eine strittige Frage", meint auch Stadträtin Constanze Lindner-Schädlich (SPD). Sie setzt allerdings auf das Baugenehmigungsverfahren: "Ich erwarte, dass die Wege dabei klar gewidmet werden." Nur so lasse sich regeln, wer für welche Kosten aufzukommen habe. Ude hingegen verweist auf den Bürgerentscheid: "Der hat festgelegt, dass die Parkhäuser unabhängig von ihrer Dachgestaltung Sache der Vereine sind." Die Stadt werde dafür nicht aufkommen. Doch auch er räumt ein, bereits Hinweise aus dem Baureferat auf eine Verteuerung erhalten zu haben - allerdings im Bereich des Straßen- und U-Bahn-Ausbaus.

Bislang geht die Stadt davon aus, etwa 70 Millionen Euro zahlen zu müssen, Bund und Land etwa 130 Millionen Euro. Doch auch Kämmerer Klaus Jungfer befürchtet, dass die bisher geschätzte Summe nicht ausreichen wird: "Furchtbar - wir haben 2002 bereits 500 Millionen Euro neue Schulden. Wir können uns das Stadion eigentlich gar nicht leisten."

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