Neues Fußballstadion:Eine Staufalle der Superlative

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Riesige Verkehrsprobleme rund um das neue Fußballstadion in Fröttmaning: Experten befürchten mehr als zwei Stunden Wartezeit nach Spitzenspielen.

Dominik Hutter

Nach dem Spiel ist vor dem Stau: Die Verkehrsprobleme rund ums Fröttmaninger Stadion werden, das kristallisiert sich immer deutlicher heraus, doch ein paar Nummern größer ausfallen als ursprünglich erwartet. Zweieinhalb Stunden Wartezeit im Parkhaus müssen nach Spitzenspielen schon einkalkuliert werden. Bei der Stadt wird bereits darüber nachgedacht, wie man die Fans nach Abpfiff noch eine Weile im Stadion beschäftigen kann.

Zwei überlastete Autobahnen und eine schwächliche U-Bahn-Verbindung - ideal ausgebaut sind die Wege zur neuen Arena wahrlich nicht. Besonders problematisch: Weil der so genannte "Stadion-Sprinter" zunächst gestorben ist, muss nun ein Busshuttle-System die Kapazitätsengpässe bei der U-Bahn ausgleichen.

Vorgesehene Route: über Autobahn und Petueltunnel zum U-Bahnhof Scheidplatz. Und damit auf denselben Pfaden wie motorisierte Fußball-Fans, Samstags-Einkäufer oder - bei Mittwochsspielen - der Berufsverkehr. "Wir machen uns darüber sehr große Sorgen", erklärt Günter Woltereck, Präsident der Autobahndirektion Südbayern.

Zwar soll die Nürnberger Autobahn bis spätestens 2006 sechsspurig ausgebaut werden - es mangelt jedoch am Wichtigsten: am Geld.

Wohin mit den Fan-Autos?

"Uns stehen noch gewaltige Aufgaben bevor", meint auch der Verkehrs-Chef im Kreisverwaltungsreferat, Reiner Knäusl. Eine Vielzahl von Ideen und Konzepten müsse entwickelt werden. So sei eine separate Busspur auf der Autobahn ebenso wünschenswert wie ein Verkehrsleitsystem, das die Autofahrer vor verstopften Straßen und ausgelasteten Parkhäusern warnt.

Nur: Wohin dann mit den Fan-Autos? Knäusl schwebt eine Umleitung zur Parkharfe des Olympiastadions vor oder - im Idealfall - zur Messe. Beides kann aber nur realisiert werden, wenn es eine vernünftige MVV-Verbindung zwischen Auto und Tribüne gibt. Vor allem bei der Messe dürfte das schwierig werden. Und auch die Autobahn-Busspur löst nicht überall helle Freude aus. Bei der Autobahndirektion wird sie schlicht abgelehnt.

Ob sich die Autos bis auf die Autobahn zurückstauen, hängt ganz wesentlich von der Konzeption der Zufahrtswege und von der Leistungsfähigkeit des Parkleitsystems ab. "Da sind wir aber schon sehr weit", versichert Knäusl. Woltereck richtet sich dennoch auf harte Zeiten ein: Eine harmlose Panne oder ein überfülltes Parkhaus reichten aus, um den gesamten Stadion-Verkehr zum Stillstand zu bringen. "Das dauert nur Minuten".

Evakuierung nicht ausgeschlossen

Das alles ist aber noch gar nichts gegen die Probleme nach Abpfiff - wenn sich 11.000 Autos, 350 Reisebusse und 50 MVV-Busse auf eine Autobahn drängen, die schon ohne Stadion zu den berüchtigsten Staufallen Deutschlands gehört. Bei mehrstündigen Staus im Parkhaus besteht Vergiftungsgefahr - eine Evakuierung der Betonbunker wäre dann wohl nicht ausgeschlossen.

Damit nicht alle gleichzeitig losfahren, wird im Kreisverwaltungsreferat an "Beschäftigungs-Konzepten" gefeilt; einem After-Match-Programm im Stadion etwa oder einem dezenten Hinweis auf die Angebote des Kunstparks Nord.

So paradiesisch wie im Olympiastadion, wo sich der gesamte Verkehr innerhalb einer Stunde auf eine Vielzahl von Straßen verteilt, wird es jedenfalls nicht mehr zugehen. Das gilt auch für den MVV: Die Kapazität des U-Bahnhofs Fröttmaning liegt selbst nach einem viergleisigen Ausbau noch um 20 Prozent unter der am Olympiazentrum. Zumindest für Notfälle ist aber auch in Fröttmaning gesorgt: Notarzt und Feuerwehr bekommen eine separate Zufahrt.

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