Neueröffnung:"Frisch, schnell, sexy"

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Eine Macht im Nachtleben: Drei Münchner eröffnen ein Restaurant nach dem anderen. Jetzt ist das "Bloom" dran. Mit Sicht auf den Beate-Uhse-Shop. Damit eins klar ist: München ist ihnen nicht genug.

Ruth Schneeberger

Die drei Herren sind bester Laune. Sitzen im Maßanzug an der Bar und geben eine Runde nach der anderen aus. Wenn der Laden nicht sowieso schon voll mit ihren Freunden wäre, hätten sie jetzt ganz viele neue.

Und das Beste daran: Es ist ihre eigene Bar. Und ihre eigene Küche. Und ihr eigenes neues Restaurant. Wie ihnen schon die halbe Münchner Gastronomie gehört. Naja, nicht ganz: nur das "Kytaro", das "Gast", die "Reitschule", das "Zoozie'z", das "Ksar", demnächst wohl das "Dukatz", und einige andere Projekte, über die sie noch nicht sprechen möchten. Aber sie arbeiten daran.

Nun also erst mal das "Bloom", Neueröffnung in der Bayerstraße am Freitagabend, für "Family & Friends". Promis sind auch geladen, kommen aber nicht, weil woanders mehr Kameras warten. Ein Fehler, denn hier ist das Essen definitiv besser. Einfach, aber einfach gut: Pasta nach Wahl mit Minze, Kirschtomaten und Ingwer für 5,50 Euro, Pizza mit Gorgonzola, Parmaschinken und Trüffelöl für 7,50 Euro, Crème brûlée für 2,50 Euro - für Münchner Verhältnisse sind das traumhafte Preise.

Das Konzept im seit Samstag neu eröffneten Bloom ist dasselbe wie im Gast, dem Restaurant im Gasteig. "Damit haben wir vor zwei Jahren eine kleine Revolution in München geschaffen", sagt Marc Uebelherr (35), einer der drei Betreiber.

Hol's doch selbst!

In der Tat: Ein Restaurant, in dem man sich sein Essen selbst holt, hieß früher Selbstbedienungsrestaurant und war entweder Kantine oder Schnellimbiss, also gar nicht schick. Das Gast ist schick und hip und lockt nicht nur die Philharmonie-Besucher im Gasteig mit ihren verwöhnten Gaumen, sondern auch die Haidhauser Anwohner, die Studenten und das Szene-Publikum an. Weil das Interieur hübsch ist, die Atmosphäre angenehm, die Köche sich gut gelaunt bei der Arbeit über die Schulter schauen lassen. Und Bedienungen gibt es ja ohnehin nicht, also auch hier kein Grund zur Klage.

Das Konzept hat sich nun so bewährt, dass die Betreiber damit auf Reisen gehen möchten. Das Bloom (der Name soll für Wachstum stehen) ist nur der Anfang. Das Konzept und das Design - eine graue, loftartige Gestaltung mit orangefarbenen Akzenten, viel Licht und Luft und eine offene Küche, in der täglich frische Pasta zubereitet werden - soll auch in anderen Städten erblühen. Und womöglich in anderen Ländern.

"Wir wollen nicht abheben"

"Wir konzentrieren uns erst mal auf Deutschland und Bayern", sagt Simi Berst (41), der zweite im Bunde. "Nein, auf Amerika", sagt Uli Springer (39), der dritte. Und die Herren lachen wieder.

"Wir wollen nicht abheben", korrigiert Simi Berst, der aus dem Hotelfach kommt und nun fürs Personal zuständig ist. Leicht sei das aber nicht. Denn für die drei Gastronomen, die seit zehn Jahren zusammenarbeiten und mittlerweile eine echte Macht im Münchner Nachtleben sind, laufen die Geschäfte so gut, dass sie tatsächlich weit expandieren wollen. Anfragen aus anderen Ländern seien schon gekommen. "Wir nehmen aber natürlich nicht alles an", sagt Marc Uebelherr, der als Barmann angefangen hat und inzwischen für Marketing zuständig ist. "Ein Laden in Paris wäre aber schon sehr nett", sagt er. Und Uli Springer, der BWLer, der für das passende Design sorgt, besteht ziemlich renitent auf Amerika.

Das Bloom soll ein Franchise-Unternehmen werden. Den Namen haben sich die drei schon schützen lassen. Erst einmal europaweit. Man weiß ja nie.

Zunächst aber muss es sich in München bewähren. Mitten zwischen dem ebenfalls szenigen Hotel Anna, auch mit Bar und Restaurant, und der weniger noblen Bahnhofsszene. Schräg gegenüber vom Mathäser-Kino, und genau gegenüber vom Beate-Uhse-Shop. Aber sowas von genau gegenüber: Wer im ersten Stock am Fenster sitzt, schaut exakt auf die barbusige Reklame. "Mir gefällt das hier, ist fast wie auf dem Kiez", sagt Springer.

Wenn es den Gästen auch so gut gefällt, wird sich das Bloom also demnächst auf Reisen machen. Die drei Münchner jedenfalls sind guter Dinge, dass sich das Konzept "frisch, schnell und sexy" am besten auf der ganzen Welt durchsetzt.

© SZ vom 19.3.2007/sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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