Neue Sicherheitsanforderungen:EU erzwingt Flughafenausbau für 60 Millionen

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Das erst 2003 eröffnete Terminal 2 des Münchner Flughafens wird um eine Etage aufgestockt. Denn durch strengere EU-Vorschriften müssen nichteuropäische Umsteiger nochmals überprüft werden.

Dominik Hutter

Start der Bauarbeiten, mit denen Raum für strengere Sicherheitskontrollen der EU geschaffen wird, soll noch im kommenden Jahr sein, damit, wie mit Brüssel vereinbart, 2008 alles fertig ist. Die Kosten teilen sich Flughafen (60 Prozent) und Lufthansa (40).

Hintergrund der am Flughafen äußerst ungeliebten Aktion sind verschärfte Sicherheitsvorschriften für Umsteiger aus Nicht-EU-Staaten. Die durften bislang ohne jede Zusatzkontrolle vom Flugzeug ins Terminal und dann in den Anschlussflieger - schließlich waren sie ja am Startflughafen durchleuchtet worden. Diese Checks aber erfolgen oft nach anderen Standards als denen der EU und werden daher nicht mehr anerkannt. Vor dem Weiterflug muss nun die EU-Norm nachgeholt werden - nochmal Torsonde also inklusive abtasten und Handgepäck durchleuchten.

Damit diese Kontrollstellen nicht die großzügige Gestaltung von Terminal 2 kaputtmachen, gilt eine Erweiterung des fast einen Kilometer langen Baus als unumgänglich. Details stehen noch nicht fest, der Aufsichtsrat des Flughafens hat gerade grünes Licht für die Feinplanungen der Aufstockung gegeben. Laut Airport-Chef Michael Kerk oh läuft es aber auf einen gläsernen Gang oberhalb des Bereichs H hinaus - möglicherweise in Form eines Brückenbauwerks zwischen den Vorfeld-Treppentürmen. "Es muss natürlich gestalterisch verträglich sein." Dazu gehört auch eine gewisse Größe - damit sich die Passagiere nicht fühlen wie in der Touri-Bomber-Holzklasse.

Lösung des "Clean/Unclean"-Problems

Dies funktioniert dann so: Von außerhalb der EU anreisende Passagiere werden nicht mehr direkt ins Terminal, sondern eine Etage höher in den neuen Gang geschickt und dort nach EU-Recht kontrolliert. Erst dann darf im Terminal frei herumgelaufen, eingekauft und gegessen werden. Das bestehende Gebäude kommt dabei nicht ungeschoren davon: Die neue Etage benötigt Treppen- und Liftverbindungen zum Gate-Bereich H sowie zum Flugzeug selbst - für Letzteres werden wahrscheinlich die Vorfeld-Treppentürme aufgestockt. "Die Frage ist noch, wie viel kommerziell genutzte Fläche wir opfern müssen", bangt Kerkloh. Seine Wunsch-Antwort ist klar: möglichst wenig, am besten gar keine.

Mit den Planungen wird sofort begonnen. "Wir haben keine große zeitliche Reserve mehr." Die EU erwartet die Fertigstellung für 2008. Vorteil der so genannten "Dach-Lösung": Man kann schrittweise bauen. Das hilft in dem laut Kerkloh "leider unwahrscheinlichen Fall", dass die EU noch einlenkt und zumindest die eigentlich strengen Kontrollen der USA, Kanadas und Israels als ebenbürtig anerkennt. Die dann verbleibenden Passagierzahlen aus so genannten "Unclean"-Staaten, etwa in Afrika, wären überschaubar. Und die Aufstockung könnte etwas bescheidener ausfallen. Oder ganz unterbleiben.

Ursprünglich waren noch deutlich größere Lösungen im Gespräch gewesen - unter anderem der Bau eines Satelliten-Terminals auf dem östlichen Vorfeld. Diese Aufstockung der bestehenden Gepäckhalle steht eigentlich erst für später im Ausbauprogramm - wenn die Kapazitäten der beiden Terminals erschöpft sind. Allein für die Clean/Unclean-Problematik aber wäre der "Satellit" laut Kerkloh eine Nummer zu groß gewesen. Und hätte damit Kapazitäten gefressen, die man später vielleicht dringend braucht.

Am Terminal 1, dessen Umsteigerzahlen viel geringer sind als die des jüngeren Kollegen, war es einfacher, die EU-Anforderungen umzusetzen: Dort werden die Passagiere bereits seit dem Sommer auf verschlungenen Wegen geführt - mit Pflichtausflug zur Kontrollstelle. In Terminal 2 gilt eine Übergangslösung.

© SZ vom 14. Dezember 2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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