Innerhalb von Sekunden war der Mann von den Polizisten überwältigt und entwaffnet. Er habe keinen Widerstand leisten können, sagte ein Polizeisprecher.
Wie berichtet, entkam A. am Donnerstagmorgen, als er von zwei Justizbeamten ins Harlachinger Krankenhaus zu einer Operation an der Hand gebracht werden sollte. Beim Aussteigen aus dem Gefangenentransporter trug der 22-Jährige plötzlich nur noch eine Handschelle am Arm. Entweder hatte er sie mit einem unbekannten Gegenstand geöffnet oder abstreifen können; dies muss laut Polizei eine technische Untersuchung der Fesseln und die Befragung des Gefangenen mit einem Dolmetscher ergeben.
Großaufgebot
Jedenfalls schlug der ungefesselte Häftling einen seiner beiden Bewacher zu Boden und entkam zu Fuß Richtung Perlacher Forst. Die Polizei suchte mit einem Großaufgebot von 100 Mann und einem Hubschrauber auch die Nacht hindurch nach Hawar A. Erst am nächsten Morgen gingen aufgrund der Medienmeldungen über die Flucht Hinweise zu dem Fall ein.
So meldeten zunächst Zeugen, sie hätten A. in der Berg-am-Laim-Straße gesehen, wenig später tauchte A. in dem Asylbewerberheim an der Thalkirchner Straße auf. Er fragte den Pförtner nach einem Bekannten, wurde aber abgewiesen. Der Wachmann rief die Polizei, ein Hubschrauber kreiste darauf über dem Gebiet.
Gute Beschreibung
Aufgrund der guten Beschreibung des Flüchtigen - er trug eine schwarz-weiße Sportjacke mit der Aufschrift "Reebok" - entdeckten ihn die Zielfahnder gegen neun Uhr vor dem Spielsalon "Las Vegas" in der Bayerstraße. In einer Tüte hatte er ein elf Zentimeter langes Teppichmesser, die dunkelblaue Anstaltskleidung und die gelösten Handschellen bei sich.
Genau an diesem Ort in der Bayerstraße hatte Hawar A. im August vergangenen Jahres im Streit einen Landsmann niedergestochen und schwer verletzt. Die Polizei nahm den betrunkenen Täter damals auf der Flucht in der Sonnenstraße fest. Wegen des versuchten Tötungsdeliktes und anderer Taten - gegen A. wurde auch wegen vier Vergewaltigungen ermittelt - verhängte das Gericht eine achtjährige Freiheitsstrafe.
Wegen der Flucht kann der Häftling nicht belangt werden, wenn er dabei keine Straftat begangen hat. Allerdings gelten für ihn ab sofort in Stadelheim schärfere Haftbedingungen. Freigänge oder später eine Aussetzung der Reststrafe zur Bewährung hat sich A. verwirkt.