Nach amerikanischem Vorbild:Die Mängelsucher

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Ein Haus kaufen die meisten nur einmal im Leben - damit das nicht daneben geht, will "Häuser Check" Laien beim Immobilienkauf helfen.

Arndt Hegmans

Den Ursprung hat die Idee in den USA. Dort werden Häuser, die zum Verkauf stehen, von "Home inspectors" auf Mängel untersucht. Was dort die Regel ist, soll auch in Deutschland zur Selbstverständlichkeit werden.

Hauskauf ohne Desaster: "Home inspectors" bieten ihre Hilfe an. (Foto: Foto: dpa)

Das hofft zumindest Reinhold Pill. Zusammen mit seinen Partnern Axel Weih und Ewald Waldmann hat Pill vor gut einem Jahr die Firma "Häuser Check" mit Sitz in Unterföhring gegründet. Das junge Unternehmen wendet sich an Immobilienkäufer, die eine Beratung und eine Einschätzung zu einem Haus oder einer Wohnung benötigen. Häuser Check schickt einen Gutachter, der das Objekt auf mögliche Schwachstellen überprüft und einen angemessenen Kaufpreis vorschlägt.

Grundlage für die Bewertung ist ein 150 Punkte umfassender Mängelkatalog, der von Architekt Waldmann und Ingenieur Weih entwickelt wurde. Im Katalog finden sich neben gängigen Überprüfungen wie der Frage nach dem Zustand der Heizungsanlage auch Punkte, die der Laie nicht auf Anhieb versteht.

"Selbst die Höhe eines Treppengeländers kann ausschlaggebend sein, wenn später ein Treppenlift eingebaut wird und es nicht zu teuren Umbauten kommen soll", mahnt Waldmann. Die externen Gutachter, mit denen Häuser Check meistens zusammenarbeitet, sind laut Pill "in der Regel Architekten oder andere Fachleute aus dem Baugewerbe".

Rat der Alten

Häuser Check beauftragt mit der Durchführung der Mängelsuche gerne Fachleuten, die 50 Jahre oder älter sind. Diese besäßen die nötige Erfahrung und Glaubwürdigkeit, um Bauobjekte penibel zu kontrollieren, sind sich die drei Firmengründer einig.

Sie selbst sind zwischen 49 und 57 Jahre alt. Die Erfahrung der Altgedienten soll den Hausbesitzern von morgen zugute kommen. "Normalerweise", so Pill, "kauft ein Deutscher einmal in seinem Leben ein Haus und hat somit kaum Fachkenntnisse".

Die Augen der Häuser-Check-Mitarbeiter sollen den Kunden bei dieser wichtigen Kaufentscheidung helfen, indem sie eine Expertise über das Objekt anfertigen. "So eine Beurteilung liegt dem Kunden fünf Tage nach Auftragseingang vor . Wir wollen schnell sein", definiert Pill den Anspruch von Häuser Check.

Billiger als offizielles Gutachten

Mit 375 Euro liege der Preis einer solchen Begehung deutlich unter dem eines Vollgutachtens, das von einem offiziellen Sachverständigen erstellt werde und bis zu 2000 Euro koste.

"Ein Sachverständigen-Gutachten ist oft wesentlich gründlicher", sagt dagegen Rolf Sennewald, ein von der Handwerkskammer offiziell bestellter und vereidigter Sachverständiger für "Schäden an Gebäuden". Er steht Privatgutachtern kritisch gegenüber, weil diese "nicht die Qualifikationen von Rechtsseminaren und Sachkundeprüfungen mitbringen."

Zudem trage der Gutachter bei einer reinen Sichtbegehung eine geringere Haftungsverantwortung als bei einem Vollgutachten, erklärt Sennewald. Bei einer Sichtbegehung werden nur die visuell erkennbaren Schäden aufgenommen.

Es zählt nur was das Auge sieht

Der Gutachter könne damit auch nur für einen nicht aufgelisteten Mangel verantwortlich gemacht werden, wenn dieser mit den Augen zu erkennen gewesen wäre, erläutert Pill die Bedingungen der Häuser-Check-Beratung.

Neben dem Anfertigen von Expertisen bietet Häuser Check noch einen weiteren Dienst an : Auf Wunsch des Kunden übernehmen die Berater die Verhandlungen über den Kaufpreis. "Hier sind erfahrungsgemäß Nachlässe von bis zu 15 Prozent möglich", sagt Pill. Ein Viertel des eingesparten Betrags bleibt bei Häuser Check.

In solchen Preisverhandlungen sieht Volker Schlehe, Leiter des Referats Sachverständigenwesen der IHK München, "den eigentlichen Nutzen von Dienstleistern wie Häuser Check oder Online-Anbietern wie hausinspektor.de". Oft seien die Mitarbeiter solcher Unternehmen geschult, die Preise zu drücken, so Schlehe. "Das ist für Kaufinteressenten natürlich interessant."

© SZ vom 13.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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