MVV:Nullrunde bei den Tickets für Bahn und Bus

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Was haben Bus und Bahn mit der Wiesn-Maß gemeinsam? Antwort: die Nullrunde. Nach SZ-Informationen ist es schon vor der entscheidenden Sitzung so gut wie ausgemacht, dass die MVV-Preise zum diesjährigen Fahrplanwechsel stabil bleiben.

Dominik Hutter

(SZ vom 18.6. 2003) - Hintergrund sind stagnierende bis sinkende Fahrgastzahlen und die Erkenntnis, schon in der Vergangenheit ausreichend hingelangt zu haben.

Zu einer offiziellen Stellungnahme sind derzeit weder der MVV noch seine Verkehrsunternehmen MVG und Deutsche Bahn bereit - sie wollen erst die Sitzung am 1.Juli mit dem Tagesordnungspunkt "Fortschreibung des MVV-Gemeinschaftstarifs" abwarten. Entscheiden müssen letztlich die Gesellschafter des MVV - Freistaat, Stadt und Landkreise.

Wie die SZ aus mehreren Quellen erfuhr, hat man sich aber auf Arbeitsebene bereits auf eine Nullrunde geeinigt. Die Verkehrsunternehmen hatten im Vorfeld durchblicken lassen, dass sie keine Forderungen stellen werden.

In die wirtschaftliche Großwetterlage würde eine Tariferhöhung ohnehin nur schlecht hineinpassen.

Anlass zur Sorge liefert aber auch die Entwicklung der Fahrgastzahlen. Zwar liegen klare Daten für 2002 noch nicht vor. Der MVV wird aber wohl bei plusminus null landen. Tendenz zum Schwund nicht ausgeschlossen. Das schafft wenig Raum für Wir-wollen-mehr-Geld-Aktionen, die von vielen Fahrgästen als Argument pro Auto gewertet werden.

Aber auch die vielen Baustellen im MVV-Netz gelten als Nullrunden-Grund.

Zwar wird erstmals seit langer Zeit wieder kräftig in die S-Bahn investiert - für die Fahrgäste bedeutet das aber zunächst einmal Einschränkungen.

Weniger MVV für das gleiche Geld

Vor allem auf der Stammstrecke: Abend- und Wochenendsperrungen dauern noch bis zum Frühjahr 2004. Dazu kommen die stattlichen Bagger-Ansammlungen auf den Außenästen und der stadiontaugliche Ausbau der U-Bahn.

Unterm Strich bleibt das Gefühl: weniger MVV fürs gleiche Geld. Keine gute Vorlage zum Draufsatteln.

Zudem halten Nahverkehrs-Experten die derzeit gültigen Preise für ausgereizt. Denn in der Vergangenheit hat man sich nicht eben zurückgehalten beim MVV.

Plus 300 Prozent in 30 Jahren

Die Tariferhöhungen sind ungeliebte, aber verlässliche Rituale und werden nur selten ausgelassen. Allein seit Jahresbeginn 1997 sind die Fahrpreise fünfmal angehoben worden: plus 3,7Prozent im Juni 1997, plus 2,8Prozent im Mai 1998, weitere 6,6Prozent im Mai 2000. Es folgten 5,3Prozent im Juni 2001 und 3,8Prozent im Dezember 2002.

Diese Zahlen sind Durchschnittswerte - im Einzelfall kann die Belastung ganz anders aussehen: So wurden bei der Tariferhöhung 2001 die Streifenkarten um zehn Prozent teurer.

Im Dezember 2002 hingegen traf es vor allem Stammkunden mit Abo-Karten. Der Einzelfahrpreis blieb damals stabil, obwohl die Euro-Umstellung zuvor sogar ein kleines Minus verursacht hatte (zwei Euro statt vier Mark).

1972, bei Gründung des MVV, war die Einzelfahrt noch für eine Mark zu haben. Heißt: plus 300 Prozent in 30 Jahren. Etwas besser hat es die Zeitkarten-Kunden erwischt, die 180Prozent mehr zahlen müssen.

Zum Vergleich: Die Lebenshaltungskosten insgesamt sind laut Statistischem Amt der Stadt zwischen 1972 und 2001 "nur" um 140 Prozent gestiegen.

Allerdings ist das MVV-Angebot auch deutlich besser geworden. Vor allem das U-Bahn-Netz hat zugelegt: von knapp 16 Kilometern (U3 plus U6 im Olympia-Sommer '72) auf 85 Kilometer. Und eigentlich müsste man sich zumindest das MVV-Abo leisten können: Die Netto-Einkünfte sind um 196 (Arbeiter) beziehungsweise 251Prozent (Angestellte) angewachsen.

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