Mutmaßlicher Kinderschänder Shanti:Nach München ausgeliefert

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Die Lissabonner Polizei hat Sekten-Guru Oliver Shanti, 59, den Münchner Fahndern übergeben. Jetzt sitzt er in Stadelheim. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm sexuellen Missbrauch an Kindern in mehr als 300 Fällen vor.

Der mutmaßliche Kinderschänder Oliver Shanti ist am vergangenen Freitag an Deutschland ausgeliefert worden und sitzt nun in München in Untersuchungshaft. Nach seiner Festnahme Ende Juni in Lissabon übergab die portugiesische Polizei Shanti unter Begleitung eines Münchner Notarztes den Beamten in München. Diese brachten den 59-Jährigen in die Justizvollzugsanstalt Stadelheim, wo ihm der Haftbefehl eröffnet wurde. Wegen ungeklärter Beschwerden kam er zunächst auf die Stadelheimer Krankenstation.

Ulrich S. alias Oliver Shanti soll sich mehr als 300 Mal an insgesamt sechs Kindern vergangen haben. (Foto: Foto: BKA)

Oliver Shanti alias Ulrich S. werden mehr als 300 Fälle von Kindesmissbrauch an insgesamt sechs Kindern vorgeworfen. Bei den Opfern soll es sich um ein portugiesisches Mädchen sowie um ein Mädchen und vier Jungen aus Deutschland, die zum Tatzeitpunkt zwischen 10 und 14 Jahre alt waren, handeln. Der Sekten-Guru und Esoterik-Musiker soll einige der Kinder über Jahre hinweg sexuell missbraucht haben.

Die Staatsanwaltschaft will nun Shantis Gesundheitszustand überprüfen lassen. Eventuell müsse ein psychologisches Gutachten erstellt werden, sagte Anton Winkler, Sprecher der Staatsanwaltschaft München I. Er habe einen relativ guten äußerlichen Eindruck gemacht, sagte Kriminalhauptkommissar Ignaz Raab. "Der Beschuldigte war emotional aufgewühlt."

"Die Polizei hat gewusst, wo ich bin"

Shanti will nach Angaben des Ermittlers zu den Vorwürfen schweigen. Nach Polizeiangaben bezeichnete der mutmaßliche Kinderschänder bisher die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als Komplott. "Die Polizei versucht, an weitere Opfer zu kommen. Die Staatsanwaltschaft will rasch Anklage erheben", so Winkler. Noch unklar ist, warum der bereits seit 2002 wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern per Haftbefehl international gesuchte Shanti in Portugal so lange auf freiem Fuß blieb.

"Ich war fünf Jahre an der gleichen Stelle und die Polizei in Portugal hat gewusst, wo ich bin", soll Shanti ausgesagt haben. Da sich der gebürtige Hamburger in Portugal als sozialer Wohltäter viele Freunde gemacht haben soll, seien die ihm vorgeworfenen Taten dort lange unvorstellbar gewesen, mutmaßte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

© sueddeutsche.de/dpa/ddp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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