Münchner Transrapid:"Jetzt könnt ihr zusperren"

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Angst? Nein, Angst haben die Münchner nicht vor dem Transrapid, auch nicht nach dem schlimmen Unglück der vergangenen Woche. Dafür beschimpfen sie ihn als "überflüssig" und "reines Prestigeobjekt".

Friederike von Redwitz

Hoch über den Köpfen der Menschen schwebt der Transrapid, mitten im Münchner Flughafen vor dem Terminal 2. Hin und wieder öffnet sich zischend die Wagontüre und ein Besucher verschwindet mit gesenktem Kopf im Wageninnern.

Rund 250 Menschen besuchen Tag für Tag das Transrapid-Modell am Münchner Flughafen. (Foto: Foto: Friederike von Redwitz)

Rund 250 Menschen besichtigen Tag für Tag den Modellwagen, der hier für die geplante Transrapidstrecke werben soll, am Sonntag sind es manchmal sogar 800. Trotz des schlimmen Unglücks in der vergangenen Woche hat sich die Zahl der Besucher nicht wesentlich verändert. "Aber ich habe schon das Gefühl, dass ein paar Leute neugieriger geworden sind.", sagt Thomas Mühldorfer von der Deutschen Bahn, der Interessierten hier Rede und Antwort steht.

Wurden zuvor hauptsächlich die hohen Kosten der Magnetbahn kritisiert, kommen jetzt vermehrt Sicherheitsaspekte zur Sprache. "Es kommt auch mal vor, dass einer sagt, 'Jetzt könnt ihr zusperren'", sagt Mühldorfer. "Grundsätzlich ist der Tenor aber positiv."

Unten in der Flughafenhalle stehen die Menschen in Grüppchen um die Aschenbecher herum und blicken auf den Transrapidwagen, der gerade über die Empore hinauszuschießen scheint.

"Blödsinn", "überflüssig", "reines Prestigeobjekt", "viel zu teuer" - da sind sich alle einig. "Nichts wird mich dazu bringen, damit zu fahren", schimpft eine alte Frau. Sicherheitsbedenken hat jedoch keiner. "Menschliches Versagen kann halt passieren", sagt Raoul Valenzyk aus München. Trotzdem ist auch er gegen die Magnetbahn. "Mit dem Geld könnte man den Nahverkehr besser ausbauen, also mehr S-Bahnen einsetzen. Ob ich nach 15 oder nach 40 Minuten am Flughafen bin, ist eigentlich egal."

Ein paar Meter weiter tritt ein Geschäftsmann unruhig von einem Bein aufs andere, während sein Kollege hektisch in sein Mobiltelefon spricht. Bei der Frage, ob er den Transrapid nutzen würde, hellt sich sein Gesicht merklich auf. "Oh ja.", bestätigt er. "Wir sind nämlich gerade mit der S-Bahn gekommen", fügt er augenrollend hinzu - anscheinend ist das für ihn Erklärung genug. Sicherheitsbedenken? Nein, die habe er überhaupt nicht.

"So schlimm es auch war - für die Münchner Strecke war der Unfall gut. Da lernt man noch draus", sagt ein anderer Verfechter der Magnetbahn. "Noch besser wäre allerdings, wenn die Strecke länger wäre, bis Salzburg.", sagt Rainer Walter.

Auch Gerald de Vries befürchtet, dass sich die zahlreichen Angestellten des Flughafens, wie er selbst, die Fahrt im Transrapid sowieso nicht werden leisten können. Aber Angst, nein, Angst hat er nicht.

Offensichtlich scheint die Sicherheit der Magnetbahn die Menschen nicht weiter zu beschäftigen. Andere Probleme umso mehr. Ob die negative Presse um das Unglück der vergangenen Woche der Münchner Strecke den Todesstoß versetzt? "Ich glaube nicht, dass die Bundesregierung ein Interesse daran hat, die Technologie abzugeben", meint Thomas Mühldorfer an seinem Infostand im Transrapid-Modell. Ein bisschen gezögert hat er bei seiner Antwort aber doch.

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