Münchens erste Einkaufsnacht:Shoppen ohne Ende

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Ein Highlight in München für alle Einkaufswütigen und Nachteulen: Erstmals steigt eine lange Nacht des Einkaufens.

Otto Fritscher

"Ich sage nichts" sagt Wolfgang Fischer als erstes - für den wortgewandten City-Manager ungewöhnlich genug. Schließlich bestätigt er aber doch, was in diesen Tagen Gesprächsthema Nummer eins bei den Geschäftsleuten in der Innenstadt ist: die von ihm und City-partner-Chef Georg Randlkofer initiierte erste Münchner Kultur- und Shopping-Nacht, die am ersten Freitag nach den Sommerferien, am 14. September, über die Bühne gehen soll.

(Foto: Foto: ddp)

Soll, wohlgemerkt, denn ganz in trockenen Tüchern ist die Veranstaltung noch nicht. Zwar hat Fischer die Genehmigung des Bayerischen Sozialministeriums für die "lange Nacht des Einkaufens" in der Tasche, aber die Finanzierung ist noch nicht zu hundert Prozent geklärt. Denn die Geschäftsleute finden die Idee zwar toll, einige reden aber, wenn es ums Zahlen geht, schnell von "bereits verplanten Werbebudgets".

Hintergrund ist der alte Streit um die Ladenöffnungszeiten. Der Freistaat, dafür weitgehend zuständig, macht hier wenig Zugeständnisse - und lässt die Shopping-Nacht nur zu, wenn sie an eine Kulturaktion gekoppelt ist, wie sie die City-Partner jetzt planen.

Zwischen Hauptbahnhof und Marienplatz soll an 20 Orten Kunst aller Art - Musik, Tanz, Theater, Lesungen - angeboten werden. Die Geschäfte, die bei "Nachtschwärmer" - so das Motto - mitmachen, dürfen bis 24 Uhr geöffnet sein. Das hat es das letzte Mal bei der Fußball-WM im Juni und Juli 2006 gegeben.

Die Debatte um die Ladenschlusszeiten ist in Bayern fast verstummt. Der Grund: Die in dieser Frage tief gespaltene CSU-Fraktion im Landtag, die sich an dem Thema die Finger nicht mehr verbrennen möchte, seit die Öffnung an ihrem Veto gescheitert ist.

Auch viele Münchner Geschäftsinhaber, selbst wenn sie öffentlich die Lockerung der Ladenschlusszeiten fordern, wollen gar nicht jeden Tag bis Mitternacht die Läden offen halten und somit ein finanzielles Risiko eingehen. Sie plädieren lieber für spezielle Einzelaktionen wie "Die lange Nacht des Einkaufens", die in anderen Großstädten längst üblich ist.

Wie viel Geld die Nachtschwärmer-Aktion kostet, will Citypartner nicht verraten - es handelt sich aber um einen sechsstelligen Betrag, der über eine Sonderumlage der Mitglieder aufgebracht werden soll.

Während die alteingesessenen Fachgeschäfte in der Regel dazu bereit sind, tun sich die Filialisten schwerer - Entscheidungen fallen in deren Zentralen. Dem Vernehmen nach hat es viel Überzeugungsarbeit gekostet, bis einige der großen Ketten in der Fußgängerzone bereit waren, nicht unerhebliche Beträge - die Rede ist von einigen zehntausend Euro - springen zu lassen.

Einen Flop kann sich Citypartner nämlich nicht leisten. Die Geschäftsinhaber fürchten den Eindruck, sie forderten immer nur von der Stadt, etwa Marktsonntage mit offenen Läden (das darf die Kommune erlauben) oder eine prächtige Weihnachtsbeleuchtung, brächten aber selbst nichts auf die Beine.

So wie zum Beispiel die während der WM geplante Citylounge am Marienhof geplatzt war. Sie sollte als Anlaufstelle der Münchner Wirtschaft dienen - scheiterte aber am Geld und der Organisationsform. Derweil hat Citypartner eine GmbH gegründet, über die Aktionen abgewickelt werden können.

Bei "Nachtschwärmer" können nicht nur die Citypartner-Mitglieder mitmachen. Jedes Geschäft, jedes Lokal innerhalb des Altstadtrings ist aufgefordert, zu öffnen - und zu zahlen. Heute will Fischer übrigens wieder reden - und öffentlich das Programm von "Nachtschwärmer" erläutern.

© SZ vom 5.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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