München reagiert auf den Terror:Falscher Terroralarm - fünf Täter angeklagt

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Fünf Männer haben nach den Terrorakten im September mit Anschlägen in München gedroht. Gegen drei von ihnen erhob die Münchner Staatsanwaltschaft jetzt Anklage.

Christian Rost

(SZ vom 4.12.2001) - Nach den Terroranschlägen am 11. September in den USA stieg auch in München die Zahl der Drohanrufe sprunghaft an. Vor allem während des Oktoberfestes gingen bei der Polizei immer wieder Bombendrohungen ein, die die Einsatzkräfte auf der Wiesn in Atem hielten. Spezialkräfte der Polizei mit Spürhunden waren beim Absuchen der Zelte im Dauereinsatz. Wie sich zeigte, erwiesen sich alle Drohungen als falsch.

Als Anrufer ermittelt werden konnten in den vergangenen Wochen fünf Männer. Drei von ihnen - 68, 61 und 42 Jahre alt - werden sich demnächst wegen des Verdachts der Störung des öffentlichen Friedens vor Gericht verantworten müssen. Die Verhandlungstermine standen gestern noch nicht fest. Gegen zwei weitere mutmaßliche Täter soll ebenfalls in Kürze Anklage erhoben werden. Die Ermittlungen seien in allen Fällen abgeschlossen, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Einer der mutmaßlichen Drohanrufer ist der 68 Jahre alte, in München lebende Niederländer Rudolf Andre B. Er meldete sich zwei Mal im Vorzimmer von Oberbürgermeister Christian Ude und sagte, dass das Oktoberfest in Gefahr sei. Der 68-Jährige sprach dabei von einer "unvorstellbaren Katastrophe", die sich ereignen würde.

Sieben Bombenexplosionen angekündigt

Gleich sieben Mal kündigte laut Staatsanwaltschaft ein 61-Jähriger aus Donauwörth Bombenexplosionen an. Rudolf B. meldete sich in allen Fällen bei einer Münchner Firma. Als mutmaßlicher Trittbrettfahrer ermittelt werden konnte auch der Münchner Siegfried M. Der 42 Jahre alte Mann hatte in einem Telefonat mit dem Generalkonsulat der Vereinigten Arabischen Emirate gedroht, alle Araber umzubringen.

Falsche Nummer gewählt

Aus Verärgerung über die Fernsehberichterstattung über den Terroranschlag am 11. September in der ARD drohte ein 51 Jahre alter Mann aus Sachsen mit einem Bombenanschlag. Weil er sich Werner K. beim Wählen der Telefonnummer jedoch vertippt hatte, ging sein Anruf bei einer Firma in München ein. Eine Mailbox registrierte die Nummer des Mannes und führte die Strafverfolger so auf seine Spur.

Ebenfalls das Oktoberfest im Visier hatte ein 78-Jähriger aus dem Münchner Umland. Der Rentner Hermann L. warnte in Anrufen bei der Polizei und beim Bayerischen Rundfunk mit vorgetäuschtem arabischen Akzent vor einem Anschlag auf der Wiesn. Die Polizei registrierte allein im Zusammenhang mit dem Oktoberfest zwölf Drohanrufe.

Dilettantische Anrufer

Ermittelt werden konnten die Täter, weil sie sich in ihrer blinden Wut teils äußerst dilettantisch verhielten. So meldete sich ein Anrufer, der Aufmerksamkeit erregen wollte, via Handy bei der Polizei - und bedachte nicht, dass seine Nummer dabei automatisch auf dem Display der Apparates der Beamten erscheint.

Teure Briefsendung

Drohanrufe und eine enorme Zahl von Einsätzen der Sicherheitskräfte gab es in München auch im Zusammenhang mit den Milzbrandfällen in den USA. 221 Mal waren Polizei und Feuerwehr wegen verdächtigem weißen Pulver in der Stadt unterwegs. Festgenommen werden konnte nur eine Person: Der junge Mann Anfang 20 wollte einem Freund aus Jux ein weißes Pulver schicken. Der Brief fiel jedoch bei der Postverteilung auf und löste einen Großalarm aus. Die Kosten für den Einsatz musste - wie es auch bei Drohanrufen der Fall ist - der Absender tragen.

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