Moshammer-Prozess:Herisch A. will reden

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Der mutmaßliche Mörder von Rudolph Moshammer will sich zum Auftakt seines Prozesses vor Gericht selbst zu den Vorwürfen äußern. Darauf lege der Angeklagte "größten Wert", sagten seine Verteidiger Jürgen Langer und Adam Ahmed.

Der 25 Jahre alte Iraker Herisch A. ist wegen Mordes an dem Modeschöpfer angeklagt. Die Anklage geht davon aus, dass er den 64-jährigen homosexuellen Moshammer am 13. Januar dieses Jahres in dessen Haus im Münchner Nobelstadtteil Grünwald mit einem Kabel heimtückisch und aus Habgier erdrosselte. Hintergrund soll der Streit um Liebeslohn gewesen sein.

Wegen Selbstmordgefahr verlegt

Gegen den Angeklagten wird das Schwurgericht München I am kommenden Mittwoch (2. November) unter Vorsitz von Manfred Götzl voraussichtlich an zehn Tagen bis zum 16. November verhandeln. Staatsanwalt Martin Kronester hat 42 Zeugen und fünf Gutachter benannt, darunter einen Psychiater, einen Rechtsmediziner sowie Sachverständige des bayerischen Landeskriminalamts.

Herisch A. wurde am Freitag ins Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim verlegt. Er hatte die Tat kurz nach seiner Verhaftung in Vernehmungen bei der Polizei gestanden. Seitdem war er wegen Selbstmordgefahr in der psychiatrischen Abteilung der Vollzugsanstalt Straubing untergebracht. Der Angeklagte sei jetzt "stabilisiert", erläuterten die Anwälte.

Herisch A. war 2001 nach Deutschland eingereist. Ein Asylantrag wurde abgelehnt, er wurde aber wegen der Lage im Irak nicht abgeschoben.

Streit um Geld eskaliert

Moshammer hatte seinen mutmaßlichen Mörder in der Nacht seines Todes vermutlich in der Nähe des Hauptbahnhofes angesprochen und ihn in sein Haus mitgenommen. Im Fernsehzimmer kam es laut Anklage zu dem vereinbarten Sex.

Herisch A. hatte zuvor in einer Spielhalle mehrere hundert Euro verloren und forderte eine Bezahlung von 2000 Euro. So viel habe ihm Moshammer versprochen, sagte er in Vernehmungen.

Moshammer drohte mit der Polizei, daraufhin schlang ihm der Angeklagte von hinten ein Stromkabel um den Hals und zog zu, bis Moshammer erstickt war. Er flüchtete mit mehreren hundert Euro Bargeld und fünf Kreditkarten, die er in der Sakkotasche des Getöteten fand.

Massen-Trauer

Moshammer wurde am folgenden Morgen von seinem Chauffeur tot gefunden. Die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich in Windeseile. Scharen seiner Verehrer versammelten sich vor seinem Geschäft in der Münchner Nobelzeile Maximilianstraße.

Die Beisetzung in dem für seine Mutter Else errichteten Mausoleum am Ostfriedhof wurde zum gesellschaftlichen Ereignis. Tausende Menschen säumten die Straßen, als der Trauerzug durch München fuhr.

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