Mord im Auftrag der Russen-Mafia:Als der "schöne Zar" sterben musste

Ein rekordverdächtiges Verfahren um einen Auftragsmord im Milieu der Russen-Mafia ist vor dem Münchner Schwurgericht neu aufgerollt worden.

Der angeklagte Alexander Bor soll am 27. September 1991 den mutmaßlichen Mafioso Efim Laskin, genannt "der schöne Zar", gemeinsam mit zwei Komplizen im Auftrag einer rivalisierenden Gruppe auf einem Parkplatz in München-Schwabing mit Messern regelrecht abgeschlachtet haben.

"Spontane Tötungen" und andere Arten zu sterben. (Foto: Foto:)

Zum Auftakt des nunmehr dritten Prozesses schwieg der 50-Jährige vor Gericht. Er will aber während des voraussichtlich viermonatigen Prozesses aussagen. Nach früheren Angaben war er bei der "spontanen Tötung" des Opfers während einer Auseinandersetzung anwesend, aber nicht daran beteiligt. Die von ihm genannten beiden Täter sind nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht mehr am Leben.

Berufsangabe Kaufmann

Der Russe mit Berufsangabe Kaufmann stieg angeblich in der Mafia-Hierarchie bis an die Spitze auf. Er wurde 1999 bei der Einreise zu einem Wintersportausflug am Münchner Flughafen verhaftet. Exakt zehn Jahre nach Laskins Tod verurteilte ein Schwurgericht den Angeklagten zu lebenslanger Haft.

Der Bundesgerichtshof hob diese Entscheidung auf, ein neuer Mordprozess platzte im vergangenen Jahr nach fünfmonatiger Dauer unmittelbar vor Abschluss der Beweisaufnahmewegen einer schweren Herzerkrankung des Vorsitzenden.

Trauriger Rekord

Auch der dritte Prozess gegen Bor findet aus Sicherheitsgründen im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim mit Überwachung durch rund vier Dutzend Kriminal- und Vollzugsbeamte statt. Insider schätzen allein die Kosten des Personenschutzes für Richter und Staatsanwälte auf eine siebenstellige Summe.

Der Angeklagte sitzt seit viereinhalb Jahren in Untersuchungshaft, laut Verteidigung ein "trauriger Rekord jedenfalls in Bayern und wahrscheinlich in ganz Deutschland".

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