"Monaco Franze"-Witwe:"...und mein Mann schaut von den Litfaßsäulen"

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Die "Gelben Seiten" werben in einer Kampagne mit Porträts von Helmut Fischer - seine Witwe Utta freut sich.

Interview: Tanja Rest

Da schau her: der ewige Stenz als Zugpferd für das neue Branchen-Telefonbuch. Anzeigen sind bereits geschaltet, Plakate sollen folgen. Den Vertrag mit dem Keller-Verlag hat Helmut Fischers Witwe Utta unterzeichnet, die mit ihm 45 Jahre verheiratet war.

Immer noch ein Idol: Helmut Fischer. (Foto: Foto:)

Wie alt sie ist, mag sie im SZ-Interview nicht verraten - nur so viel: "Das können Sie ausrechnen, ungefähr so alt wie mein Mann." Helmut Fischer starb 1997 an Krebs. Er wäre heute 77 Jahre alt.

SZ: Haben Sie den Werbe-Vertrag leichten Herzens abgeschlossen?

Fischer: Ja, aber das Honorar war nebensächlich. Es war vielmehr so, dass ich in diesen Raum im Keller-Verlag kam, und überall an den Wänden hingen sehr schöne Fotos von meinem Mann. Die Leute dort wussten alles über ihn, alle Filme hatten sie gesehen, es war so eine vertraute Atmosphäre.

Es hieß, im April sollen die Litfaßsäulen plakatiert werden. Und da hab' ich mir vorgestellt, ich geh' die Leopoldstraße entlang, es ist Frühling, und mein Mann schaut von den Litfaß-säulen runter. Und das hat mich sehr berührt. Im positiven Sinne.

SZ: Wird es nicht seltsam sein, wenn Ihr Mann Ihnen, sieben Jahre nach seinem Tod, von Plakaten entgegen lächelt?

Fischer: Er begegnet mir ja immer in der Öffentlichkeit! In der Zeitung, in Karikaturen, im Fernsehen, es gibt ja so viele Wiederholungen. Das ist so fremd für mich nicht.

SZ: Sehen Sie die Filme noch gerne?

Fischer: Nu ja, den "Monaco" hab' ich mir natürlich sofort wieder angeschaut, auch die "Tatorte". Und ich würde mich auch freuen, wieder mal "Unsere schönsten Jahre" zu sehen, das war so eine hübsche Sache, mit der Uschi Glas und dem Elmar Wepper.

Wissen Sie, es ist für mich immer wieder eine Freude, dabei werd' ich oft gefragt, auch von Bekannten: Ob das für mich nicht quasi ein Schock ist. Aber für mich ist das ja schon immer so gewesen, dass mein Mann eben doppelt vorhanden war - in der Realität und in einer Art von Medien.

SZ: War es manchmal ein Kreuz, mit einem Münchner Nationalheiligtum verheiratet zu sein?

Fischer: Ach wissense, das kam ja sehr spät. Die meiste Zeit unseres gemeinsamen Lebens war er unbekannt, und ich habe an ihm immer sehr geschätzt, dass er das mit einer unglaublichen Selbstironie genommen hat. Er war nie neidisch oder bitter.

Es kam dann sehr spät und wie ein Lottogewinn, nämlich die Bekanntschaft mit (Helmut) Dietl - die in Schwabing stattgefunden hat, weil er ja fast nicht aus Schwabing herausging. Daraus ist die wunderbare Sache mit dem "Monaco" entsprungen. Mein Mann war fünfzig! Ein Alter, wo man gerade noch glaubhaft Liebhaber spielen kann.

SZ: Ein Volltreffer.

Fischer: Wir haben es immer so empfunden. Ich war die letzten vier Wochen bei meinem Mann im Krankenhaus, als er gestorben ist. Und wir haben so viel über dieses Wunder gesprochen, das sein Leben von einem Tag auf den anderen verändert hat.

SZ: Wie sind Sie mit seinem Tod fertig geworden?

Fischer: Nicht.

SZ: Und dabei klingen Sie so positiv.

Fischer: Die Lücke bleibt. Er ist weg. Er wird nie mehr da sein. Wir haben so eine diskussionsfreudige Ehe gehabt, in politischen Dingen sind wir immer einer Meinung gewesen, wir sind beide Tierfreunde, wir haben sehr viele Eigenschaften gemeinsam.

Und diese Lücke ist nicht zu schließen. Ich hab' auch manchmal gar nicht das Gefühl, dass er weg ist. Wenn ich nach Tisch mich so hinlege auf die Couch und halb wach bin, und da ist so ein Geräusch - dann denk' ich, ach, jetzt kommt er!

SZ: Sie trauern noch immer?

Fischer: Am Anfang war's ganz schlimm. Aber man lernt irgendwie, damit umzugehen - ich weiß auch nicht, wie das funktioniert. Aber wir haben sehr viele gemeinsame Freunde gehabt, die noch immer meine Freunde sind, die Udes, die (TV-Kritikerin) Ponkie, der (Drehbuchautor) Franz Geiger, daran hat sich nichts geändert. Und doch bleibt man in vielem allein. Es ist schwer.

SZ: Wenn Sie an der Münchner Freiheit vorbeigehen - blinzeln Sie da manchmal rüber zur Bronzebüste?

Fischer: Da sitz' ich ja sehr oft am Samstag mit den besagten Freunden, und da seh' ich die Skulptur von meinem Mann natürlich. Das ist auch sehr vertraut, weil er dort ja wirklich sehr oft saß. Das war unser Stammplatz.

SZ: Was meinen Sie, wär' er einverstanden mit den Gelben Seiten?

Fischer: Der würde das positiv nehmen. Er hat in seinen letzten Jahren ja selber sehr viel Werbung gemacht. Er ist spät zum Verdienen gekommen, und da war er sehr bestrebt, eine Altersvorsorge anzusparen. Das waren schon stolze Summen, Werbung ist ja immer überhonoriert. Diese, die ich jetzt abgeschlossen habe, ist relativ niedrig bezahlt.

SZ: Könnten Sie sich auch Verträge für andere Produkte vorstellen?

Fischer: Höchstens für Unicef. Ansonsten ist es für mich eine einmalige Sache.

© SZ v. 10.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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