Modell am Flughafen kommt in die Oberpfalz:Ein Euro für den Transrapid

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Vom Milliarden-Projekt zum Ein-Euro-Schnäppchen - nach dem Aus für den Transrapid wegen zu hoher Kosten wird das Ausstellungsstück am Münchner Flughafen für einen symbolischen Preis verkauft.

Sabine Dobel, dpa

Für einen Euro geht das fast 50 Tonnen schwere rote Fahrzeug jetzt an die Firma Max Bögl aus Neumarkt in der Oberpfalz. Die Firma will es als "Innovationssymbol" in ihrem Hauptwerk aufstellen. Der Abbau des sperrigen Relikts soll am 26. Mai beginnen und am 4. Juni abgeschlossen sein.

Die Firma Bögl hat 2002 den Transrapid am Flughafen aufgebaut. Rund 1,4 Millionen Neugierige haben binnen sechs Jahren dort das Ausstellungsfahrzeug bestiegen. (Foto: Foto: dpa)

Die Firma Bögl gehört zu dem Industriekonsortium, das den Transrapid vom Hauptbahnhof zum Flughafen bauen wollte. Sie hat die Fahrwegtechnik entwickelt und auch den ausgemusterten roten Flitzer, der zuvor im Emsland über die dortige Teststrecke brauste, am Flughafen aufgestellt. "Diejenigen, die ihn aufgebaut haben, bauen ihn auch wieder ab. Die Firma hat die detaillierten Baupläne dazu", sagte der Magnetbahn-Sprecher.

Bis zum Scheitern des Milliardenprojekts am 27. März konnten Flughafenbesucher in dem ausgemusterten "TR 07" Platz nehmen und per Videofilm an einer simulierten Fahrt teilnehmen. Rund 1,4 Millionen Neugierige haben binnen sechs Jahren das Ausstellungsfahrzeug bestiegen.

100.000 Euro für Abbau und Transport

Erstes Zugriffsrecht auf das Modell hatte die Gemeinde Lathen im Emsland, die aber verzichtete. Max Bögl wünscht sich das ausrangierte Werbe-Modell als Zeichen für "Innovationskraft in Sachen Fahrwegtechnik" für Kunden wie auch Mitarbeiter, wie Sprecher Jürgen Kotzbauer sagt. Das Scheitern des Münchner Transrapids bedeute noch lange kein Aus für die Magnetschwebetechnik insgesamt. "Es gibt weltweit noch mehrere Projekte im Planungsstatus."

Ganz billig werden Abbau und Abtransport des Transrapidfahrzeugs vom Flughafen für den neuen Eigentümer Bögl nicht. Er rechne mit mehreren tausend Euro, sagt Kotzbauer. Die Firma sei für den Transport bestens gerüstet. "Die nötige Logistik ist bei uns in der Firmengruppe vorhanden, und auch das fachkundige Personal kommt aus unseren Haus."

Schätzungen hatten die Kosten für Abbau und Transport bei etwa 100.000 Euro gesehen. Drei 100 bis 300 Tonnen schwere Kräne werden im Einsatz sein, um das 25 Meter lange Fahrzeug aus dem Flughafen zu hieven. In der Nacht zum 29. Mai sollen die entscheidenden Arbeiten stattfinden. Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens wird der ausgemusterte Flitzer auf einen Rollwagen gesetzt und anschließend nach hinten aus dem Gebäude geschoben. Danach wird ein Kran das rote Modell um 90 Grad drehen, bevor es auf einem Tieflader die Reise in die Oberpfalz antritt.

Anfragen aus Brasilien

Nicht nur Bögl hatte Interesse an dem Transrapid. Auch die Lokwelt Freilassing hätte zumindest nicht Nein gesagt, vor allem aber der Oldtimerclub Mittleres Vilstal aus der Nachbarschaft von Reisbach - Heimat von CSU-Chef Erwin Huber - wollte das Stück gerne haben. Der Zuschlag für Bögl sei keine Missachtung der Oldtimerfreunde, betont der Magnetbahn-Sprecher. "Der Club hat einen großen Sympathiebonus gehabt" - der persönliche Einsatz der Oldtimerfreunde für ihren Traumzug habe imponiert.

Jedenfalls war zumindest der Erinnerungstransrapid kein Ladenhüter: Bei der Magnetbahn sind laut ihrem Sprecher Anfragen aus aller Welt eingegangen - eine kam sogar aus Brasilien.

© SZ vom 21.05.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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