Mittagspause:Das steht auf dem Speiseplan von Münchner Kantinen

Immer nur Seelachs, Suppe für umsonst oder Schweinebraten als Topseller: Ein Besuch bei Münchner Kantinen.

Seit 30 Jahren Seelachs

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(Foto: Stephan Rumpf)

Speiseplan der Kantine im Rathaus vom Freitag (Auswahl): - Vegetarischer Chilibohnentopf 4,50 € - Allgäuer Käse-Bio-Spätzle mit Röstzwiebeln und Schnittlauch 6,90 € - Seelachsfilet gebacken aus MSC-Fischerei mit Pesto-Remoulade und steirischem Kartoffelsalat 8,20 € - Coq au Vin mit Möhren, Sellerie, Champignons und Reis 9,90 € Seit fast 30 Jahren hat die Kantine im Rathaus eine unverrückbare Tradition: Freitags gibt es gebackenen Seelachs mit Kartoffelsalat. "Deswegen kommen die Gäste zu uns", sagt Geschäftsführerin Hanna Wolf. Auch das Schweinefleisch kommt schon seit 20 Jahren vom gleichen Hof in Pfaffenhofen. Angesichts der großen Speisekarte - fünf bis sechs Gerichte sind Standard - bleibt aber genug Raum, um mit der Zeit zu gehen. Vermehrt setzt Wolf auf vegetarische und vegane Küche, "mehr und mehr kommt das auch bei Männern gut an". In die Kantine am Marienplatz kommt viel Laufkundschaft, Rathaus-Mitarbeiter bekommen auf das Essen einen Rabatt von 30 bis 50 Prozent. Das zwingt Wolf, genau zu rechnen - "alles Bio zu kaufen ist so nicht möglich".

Nährstoff-Liste inklusive

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(Foto: David-Pierce Brill)

Speiseplan der Kantine im Landwirtschaftsministerium vom Freitag: - Gebackene Leberknödel auf Sauerkraut 4,40 € - Bio-Kaiserschmarrn mit Apfel-Holunder-Kompott 4,60 € - Kartoffel-Pilz-Gröstl 3,70 € - Job&Fit: Tagliatelle mit Champignon-Zucchini-Rahm-Sauce und Eisbergsalat 4,80 € Die Kantine des Landwirtschaftsministeriums an der Ludwigstraße ist längst kein Geheimtipp mehr: 800 bis 900 Gäste essen hier jeden Tag, davon sind aber nur 140 aus dem Ministerium. "Wir stellen eine große Wertschätzung bei der Laufkundschaft fest", sagt Sandra Benke, Chefin des Betreibers "VC Vollwertkost". Seit sie fast täglich ein veganes Gericht anbietet, ist der Gästeanteil noch einmal um 30 Prozent gestiegen. Und das, obwohl Externe etwas mehr bezahlen müssen. Das Angebot hat einige Besonderheiten: Gemüse kommt nicht aus der Tiefkühltruhe, Schnitzel werden frisch paniert, auf Facebook gibt es laufend Einblicke in die Küche. Und wer das gesunde Job& Fit-Essen wählt, bekommt sogar eine Nährstoff-Auflistung mitgeliefert.

Auch mal Innereien

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(Foto: N/A)

Speiseplan des Casino Giesing der Versicherungskammer Bayern vom Freitag: - Vegan: Gratiniertes Gemüse mit Veg Egg Fried Rice 2,45 € - Gebackene Tintenfischringe mit Remouladensauce 2,60 € - Canneloni "al Forno" 3,80 € - Bio: Backhendl Wiener Art mit Kartoffel-Kürbisgröstel 5,80 € Die Versicherungskammer Bayern (VKB) betreibt ihre beiden Casinos noch in Eigenregie - ein Konzept, das immer seltener wird. 1600 Essen werden täglich am Standort Giesing gekocht, weitere 400 an der Maximilianstraße. Da die VKB sich als regionaler Versicherer versteht, legt auch Küchenleiter Hubert Bittl auf Regionalität besonderen Wert. Schon seit 2004 wird bei der VKB teils mit Bio-Zutaten gekocht, das Fleisch liefern drei Landwirte aus dem Großraum München. Eine weitere Besonderheit ist die Ganztierverwertung, die Bittl forciert hat: "Da kann man keine 500 Portionen Tafelspitz anbieten, dafür gibt es eine Auswahl vom Ochsen oder auch mal Innereien." Inzwischen kommt aber ohnehin jedes zweite Gericht auf der Karte ohne Fleisch aus.

Die Suppe ist kostenlos

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(Foto: Stephan Rumpf)

Speiseplan der Kantine des Polizeipräsidiums (Ettstraße) vom Freitag: - Ofenkartoffel mit Frischkäse und Brokoli, Paprikadip und Salat 3,30 € - Spinat-Ricotta-Tortellini mit Carbonara-Sauce und grünem Salat 4,00 € - Seehecht-Filet in Chili-Panade mit Dip vom süßen Senf und Dillkartoffeln 4,80 € - Dampfnudel mit Vanillesauce und Wodka-Kirschen 4,00 € Essenspreise von sechs oder acht Euro - das sucht man im Polizeipräsidium vergeblich. "Aber man kann auch mit wenig Geld schöne Sachen kochen", betont Jürgen Wiesenhofer, der mit seiner Firma "Apartment02" die Polizei-Kantine betreibt. Ihm ist es wichtig, saisonal zu arbeiten, und seit zwei Jahren bietet er auch Bio-Essen an. "Bio war für uns eine wahnsinnige Umstellung", berichtet Wiesenhofer. Jede Küche braucht dafür eine Zertifizierung, zudem müssen alle Komponenten bio sein - bis hin zu Salz, Pfeffer und Öl. Mindestens zwei Mal pro Woche gibt es an der Ettstraße vegane Gerichte, "die gehen sehr gut". Jedes vierte verkaufte Essen ist vegetarisch. Und wer möchte, kann immer eine Suppe dazu bekommen - kostenlos.

Topseller Schweinebraten

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(Foto: N/A)

Speiseplan der Serviceplan-Kantinen vom Freitag: - Feldsalat in Kürbiskerndressing mit Quinoa-Pflanzerl und Bacon 5,90 € - Gemischte Waldpilze in Kräuterrahm mit Serviettenknödel 4,90 € - Warmer Milchreis mit Zimt-Zucker und Apfelmus 3,90 € - Münchner Weißwürste 3,90 € Bio-Gerichte, asiatische Küche, leichte Salate - alles gut und schön. Aber die "Topseller", sagt Andreas Berndl, seien leider eher Gerichte, "die nicht wirklich gesund sind". Currywurst zum Beispiel, oder Schweinebraten. Letzteren bekomme der "urbayerische Koch" aber auch exzellent hin, findet Berndl. Der externe Kantinenbetreiber der Münchner Agentur Serviceplan versucht natürlich, viel Gesundes anzubieten, zwei der vier Gerichte für die täglich 450 Esser sind vegetarisch. Wenn es um Bio-Gerichte geht, die Berndl am Herzen liegen, stoße man aber schnell an preisliche Grenzen, vor allem beim Fleisch. 5,90 Euro soll das teuerste Gericht eigentlich kosten, bei Bio-Fleisch verlange man aber auch mal bis zu 8,50. Ein Experiment - die Nachfrage ist eher gering. "Für das Thema braucht man Geduld", sagt Berndl.

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