Millionen für München:Ein Kunstforum internationalen Ranges

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Nach einem Jahr Bauzeit feiert die Staatsregierung Richtfest für das Museum Brandhorst in München - der Wert der Kunstschätze liegt bei weit über 100 Millionen Euro.

Alfred Dürr

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr war die Grundsteinlegung für das Museum Brandhorst. Gestern feierte man vor zahlreichen Gästen auf dem schmalen Grundstück an der Ecke Türken-/Theresienstraße den fertig gestellten Rohbau.

Das geplante Museum Brandhorst im Modell. (Foto: Foto: ddp)

Wie bedeutend die bayerische Politik das Richtfest einstufte, zeigte sich an der starken Präsenz von Vertretern der Staatsregierung. Ministerpräsident Edmund Stoiber hielt trotz Termindrucks die Hauptrede zum Richtfest. Mit dabei waren gleich zwei Kabinettsmitglieder: Innenminister Günther Beckstein (auch zuständig für den Baubereich) und sein Kollege Thomas Goppel, verantwortlich für Wissenschaft und Kunst.

Stoiber gestand, dass er sich anfangs zögerlich verhalten habe, als er Ende der neunziger Jahre von der Idee zu einem Museums-Neubau für die Sammlung des Kölner Kunstmäzens Udo Brandhorst und dessen inzwischen verstorbener Frau Anette hörte.

Allerdings sei er dann von einem Gespräch mit Brandhorst tief beeindruckt gewesen. Man einigte sich schließlich, und der Ministerrat stimmte 1999 zu, die Sammlung des ehemaligen Versicherungsvorstands Brandhorst und seiner Frau für Bayern zu gewinnen.

Die weit über 700 Werke von Künstlern des 20. Jahrhunderts umfassende Sammlung geht an den Freistaat, dafür errichtet dieser für 46 Millionen Euro das Gebäude. Heute nennt Stoiber dies ein besonders gelungenes Beispiel für das erfolgreiche Zusammenwirken von privatem Mäzenatentum und staatlicher Kulturpolitik. Man sei für Brandhorsts Großzügigkeit außerordentlich dankbar.

Immerhin liegt der Wert der Kunstschätze bei weit über 100 Millionen Euro. Stoiber: "Hier kann die Öffentlichkeit enorme Schätze bewundern, die sonst vielleicht in reichen amerikanischen Häusern verschlossen worden wären."

Die Sammlung ist aber auch Teil einer Stiftung, die dauerhaft an den Freistaat geht. Mit dem Ertrag des Stiftungskapitals sei der stetige Ausbau der Sammlung gesichert, sagte Minister Goppel. "Nur mit öffentlichem Geld wäre das heute nicht mehr denkbar."

Das neue Museum werde das so genannte Kunstareal mit seinen Pinakotheken, der Glyptothek, der Antikensammlung und später auch dem Ägyptischen Museum an der Gabelsbergerstraße auf "spektakuläre Weise" erweitern.

Minister Beckstein nennt das Areal ein "Kunstforum von internationalem Rang". Beeindruckt ist er von der Architektur des neuen Museums mit seinem weitgehend auf Tageslicht abgestimmten Raumkonzept. Der Entwurf stammt von Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton, die gerade auch eine Werkschau unmittelbar neben der Brandhorst-Baustelle im Architekturmuseum der Pinakothek der Moderne präsentieren.

Nur kurz nach dem vierten Geburtstag der Pinakothek der Moderne freut sich der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Reinhold Baumstark, dass sich so schnell baulicher Nachwuchs auf dem Kunstareal eingestellt hat. Was zunächst kaum einer für möglich gehalten habe, sei eingetreten: "München nimmt selbstbewusst seinen Platz als Kraftfeld moderner Kunst ein, neben Berlin, und mehr noch, neben Madrid, Paris und London."

© SZ vom 17.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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