Mein Wiesntag:Gurkenkönig Georg Kübler

Am schönsten sind die Fotos mit den Mädchen, am nervigsten die Gurken-Diebe: Georg Kübler ist 88 Jahre alt — und arbeitet seit einem Vierteljahrhundert jedes Jahr im Hofbräuzelt.

Zu Hause zieh ich mir mein Trachtengewand und meinen Hut mit Gamsbart an, dann ruf ich ein Taxi. Ich bin ja jetzt schon 88 Jahre alt. Seit 24 Jahren, seit ich als Metzger in Rente gegangen bin, arbeite ich jedes Jahr im Hofbräuzelt.

Ein Original auf dem Münchner Oktoberfest: Georg Kübler, besser bekannt als "Gurken-Schorsch". (Foto: Foto: dpa)

Um 12 Uhr fang ich an. Ich hole mir beim Wirt mein Eimerchen und dann verkauf ich saure Gurken. Ich lauf durchs Gewühl und rufe 'Gurken, Gurken'. Da erlebe ich lustige Sachen und böse Sachen.

Am lustigsten finde ich es immer, wenn mich der Dirigent der Kapelle nach oben aufs Podium winkt und ich mit der Gabel mit Gurke drauf die Kapelle dirigieren darf.

Viele Leute lassen sich mit mir fotografieren, zwei ganz junge Mädchen waren heut morgen schon da und haben ihre Köpfe ganz dicht an meinen gesteckt. Was nicht so schön ist an meinem Job: Die versuchen oft, mir die Gurken zu zwicken. Im Gewühl klauen sie die einfach aus dem Eimer raus.

Das lass ich mir aber nicht gefallen, ich wehre mich schon. Verkaufen tu ich die Gurken auf die Finger nauf, ungefähr 100 bis 150 Stück. Eine kostet 1,30 Euro. Die Tage sind ganz verschieden. Samstag und Sonntag sind gut, während der Woche ist nicht so gut.

Wenn grad nicht viel los ist, mache ich Pause, ich krieg ja hier zu Essen und zu Trinken. Abends halte ich es meistens bis 21 Uhr aus. Das Gute ist, wenn ich so früh gehe: Ich krieg noch schnell ein Taxi."

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