Max Strauß:Der Prozess steht auf der Kippe

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Der Münchner Ex-Rechtsanwalt ist zur Zeit praktisch verhandlungsunfähig. Die Begutachtung durch den Augsburger Gerichtsmediziner Richard Gruber ergab, dass "im jetzigen Zeitpunkt eine Verhandlung über eine bis eineinhalb Stunden am Tag nicht möglich ist."

Das teilte das Landgericht in Augsburg mit. Der Sohn des 1988 gestorbenen CSU-Chefs und Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß war vor rund drei Monaten zusammengebrochen und befindet sich seitdem in stationärer Behandlung in einer Münchner psychiatrischen Klinik.

"Unter diesen Umständen würde ich nicht verhandeln", sagte der Vorsitzende Richter Maximilian Hofmeister. Es wäre der Wahrheitsfindung nicht dienlich und Zeugen nicht zuzumuten, mit ständigen Unterbrechungen zu verhandeln, ergänzte er. Eine abschließende Einschätzung der Belastungsfähigkeit von Strauß soll in den ersten Januartagen 2004 vorliegen.

Warten auf Besserung

"Wenn Strauß nur eine Stunde verhandlungsfähig ist, dann würde ich die für 20. Januar geplante Hauptverhandlung absetzen und ein bis zwei Monate warten, ob sich sein Zustand bessert", erläuterte Hofmeister. Der Münchner Anwalt von Strauß, Wolfgang Dingfelder, sagte, es sei offen, ob das Hauptverfahren Ende Januar beginnen könne. "Wir, Strauß und ich, wünschen aber, dass es kommt. Wir wollen es endlich hinter uns bringen."

Gegen Strauß liegen zwei Anklagen vor. In Augsburg muss sich der gelernte Jurist wegen Steuerhinterziehung verantworten. Er soll 2,6 Millionen Euro Provisionszahlungen aus einem Airbus-Geschäft nicht versteuert haben, die er über ein verdecktes Schweizer Konto vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber erhalten haben soll. Strauß bestreitet dies.

Termin offen

In einem zweiten Verfahren wurde gegen den 44-Jährigen Anklage wegen Beihilfe zum Betrug in neun Fällen erhoben. Strauß soll als Justiziar der Anlagefirma Wabag wissentlich an Betrugsvorgängen beteiligt gewesen sein.

Anleger sollen um rund 100 Millionen Euro geprellt worden sein. Geschädigte haben angekündigt, Strauß auf vier Millionen Euro Schadenersatz verklagen zu wollen. Einen Termin für das Wabag-Verfahren gibt es noch nicht.

Es wird spekuliert, dass die CSU und der Strauss-Clan mit dem psychiatrischen Gutachten verhindern wollen, dass Max Strauss über die dunklen Geschäfte seines Vaters, des verstorbenen ehemaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauss, aussagen muss.

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