Maserati-Mord:Angeklagter hält Gericht zum Narren

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Der mutmaßliche Mörder der Münchner Patentanwältin Susanne T. hält Richter und Ermittler weiter zum Narren. Nach der Darbietung verschiedener Tatversionen hat Rick T., 35, zuletzt eine angebliche Tonbandkassette ins Spiel gebracht, die im Englischen Garten vergraben sei. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte die Polizei deshalb eine Suchaktion gestartet, die ohne Ergebnis blieb.

Alexander Krug

Der Angeklagte lauschte derweil am Montag im Prozess ungerührt den Ausführungen eines Rechtsmediziners, der den qualvollen Tod von Susanne T. beschrieb.

Der Maserati, mit dem der Täter im Anschluss einen Unfall baute. (Foto: Foto: Haas)

Der arbeitslose Rick T. soll die Patentanwältin am 19. Dezember 2005 in deren Haus in Trudering mit sechs Messerstichen getötet haben. Weil er es auf ihren Maserati abgesehen hatte, soll er Susanne T. schon Wochen vorher ausgespäht haben. In den Vernehmungen bot Rick T. immer neue Tatversionen auf, wobei er auch nicht davor zurückschreckte, sein Opfer in den Schmutz zu ziehen. Zuletzt rückte er davon jedoch ab und behauptete, zwei Drogendealer namens ,,Boris'' und ,,Stefan'' hätten ihn erpresst und zur Tat gezwungen.

Die Drohungen der beiden Männer will er auf einem Diktiergerät aufgenommen haben. Dieses habe er im Englischen Garten hinter einer Brücke am Eisbach vergraben, erklärte er den Ermittlern. Dem Gericht blieb nichts anderes übrig, als dieser Version nachzugehen. Rick T., ein fünfköpfiges Bewachungsteam und weitere Beamte machten sich am Mittwoch auf in den Englischen Garten.

,,Er hat uns zielgerichtet an eine Stelle geführt'', meinte ein Ermittler, ,,und wir haben dort auch zu graben angefangen.'' Nach einiger Zeit habe Rick T. jedoch auf eine zufällig in der Nähe liegende Plastiktüte hingewiesen und erklärt, diese gehöre zur Verpackung der Kassette. ,,Er sagte, wir kommen wohl zu spät. Die anderen waren schneller.'' Dann habe er auch noch auf einen in der Nähe parkenden VW-Golf gedeutet und behauptet, der gehöre ,,Boris'' und ,,Stefan''.

Die Richter reagierten verärgert. ,,Wenn Sie hier irgendwelche Leute mithineinziehen, sollten Sie sich das ganz genau überlegen'', warnte Richter Manfred Götzl. Rick T. nahm seine Behauptung daraufhin zurück. Er habe sich in der Marke des Autos getäuscht, meinte er lapidar.

Rechtsmediziner Wolfgang Keil erläuterte am Montag die Umstände des Todes von Susanne T. Danach wurde die zierliche Patentanwältin zunächst - gefesselt, geknebelt und auf dem Bauch liegend - vergewaltigt. Der Täter muss die Frau danach massiv gewürgt und ihr dann sechsmal ein Küchenmesser in den Rücken gestoßen haben. Die Wucht muss sehr groß gewesen sein, denn der Stichkanal entsprach mit 20 Zentimetern Tiefe ungefähr der Länge des Küchenmessers. Die sterbende Susanne T. wurde danach noch ,,mit erheblicher Gewalt'' mit einem Elektrokabel gedrosselt.

Der psychiatrische Gutachter Bela Serly fand ,,nichts Positives'' bei Rick T. Er hält ihn für voll schuldfähig und sprach von einer ,,ungünstigen Sozialprognose''. Nach dem Gutachten werden bereits am heutigen Dienstag die Plädoyers von Verteidigung und Staatsanwaltschaft erwartet.

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