Luxusleben mit fremdem Geld:Gericht schickt Ex-Konsul im Rollstuhl hinter Gitter

Lesezeit: 2 min

Weil es für Rollstuhlfahrer keine Gefängnisplätze gab, wähnte er sich in Sicherheit. Und betrog 400 Kapitalanleger um neun Millionen Euro, um ein Luxusleben zu führen. Jetzt muss der ehemalige Honorarkonsul von Panama doch in Haft.

Alexander Krug

Er lebte auf großem Fuß und gab das Geld mit vollen Händen aus. Er residierte in bester Lage, direkt neben dem Bundesnachrichtendienst in Pullach. In der Garage drängten sich die Luxuslimousinen, eine Motoryacht ankerte vor Mallorca. Das Luxusleben des Josef M., 51, hatte nur einen Haken:

Es war nicht sein Geld, mit dem er um sich warf, sondern das hunderter geprellter Kapitalanleger. Josef M. war das gleichgültig, denn er wähnte sich in Sicherheit. Weil er querschnittsgelähmt ist und viel Pflege braucht, ist er auf ein behindertengerechtes Gefängnis angewiesen.

Das gab es lange Zeit nicht, bis sich ein Platz in Stadelheim fand. Dort muss er nun schlimmstenfalls fast zehn Jahre absitzen.

Eine Verurteilung nach der anderen

Der Fall des Josef M. hatte immer wieder für (negative) Schlagzeilen gesorgt. Als ehemaliger Honorarkonsul von Panama geisterte der gelernte Steuerberater durch die Gazetten, eine Verurteilung reihte sich an die nächste.

Der seit mehr als 30 Jahren im Rollstuhl sitzende Angeklagte hatte bis zum Jahr 2004 Haftstrafen von rund viereinhalb Jahren angesammelt, die er aber wegen des Fehlens eines rollstuhlgerechten Gefängnisses nicht anzutreten brauchte.

Die Zeit in Freiheit nutzte er, um immer wieder neue Betrügereien zu begehen. 2001 übernahm er die "Ascania Vermögensverwaltung GmbH'' mit Sitz in München. Als Geschäftsführer widmete er sich der Akquise von fremdem Kapital, mit dem er einen spekulativen Handel betrieb.

Fast 400 Anleger ließen sich von den glänzenden Renditeversprechungen des Angeklagten blenden und vertrauten ihm insgesamt fast neun Millionen Euro an.

Wilde Partys, Maybach und Motoryacht

Von dem Geld gönnte sich Josef M. ein Leben im Luxus. Dazu zählten wilde Partys ebenso wie protzige Statussymbole, etwa eine Motoryacht im Wert von rund 850 000 Euro, ein Maybach oder ein Mercedes SLR McLaren.

Er habe auf dem "gleichen Level'' wie nicht behinderte Menschen leben wollen, gestand er vor dem Landgericht München I, das ihm den Prozess machte. Fünf Jahre und drei Monate Haft lautete das Urteil, wobei sich vor allem das umfassende Geständnis des Angeklagten erheblich strafmildernd auswirkte.

Dem Prozess vorausgegangen war eine spektakuläre Flucht des Angeklagten. Als der Schwindel nämlich 2004 aufflog, tauchte er unter. Zielfahnder des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) setzten sich auf seine Spur und lokalisierten ihn in Miami.

Von dort flüchtete er nach Jamaika, dann nach England und schließlich landete er in Wien, wo er im April 2005 festgenommen werden konnte.

Das Landgericht machte kurzen Prozess mit dem Millionenbetrüger. Die fünf Jahre und drei Monate Haft wegen Betruges in 383 Fällen sind bereits rechtskräftig. Zusätzlich muss Josef M. aber auch noch seine früheren Haftstrafen von insgesamt rund viereinhalb Jahren hinter Gitter verbringen.

Sein Anwalt Roland Hasl hofft dennoch auf Haftlockerungsmaßnahmen. Die geprellten Anleger werden auf einen Großteil ihrer Gelder wohl für immer verzichten müssen. Nur etwa ein Drittel der fast neun Millionen Euro floss bislang zurück.

© SZ vom 13.1.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: