LMU-Kooperation mit US-Universität:Vorfreude auf Berkeley

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Mit vielen Schlüsselkooperationen will Rektor Bernd Huber die Ludwig-Maximilians-Universität zur Elite-Universität ausbauen. Erster Schritt: Die Zusammenarbeit mit der US-Universität Berkeley.

Michael Tibudd

Rektor Bernd Huber hat nicht immer einen leichten Stand gegenüber den schöngeistigen Fächern seiner Hochschule, der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Der Mann ist von Haus aus Wirtschaftswissenschaftler, und als solcher steht er etwa bei Archäologen, Philologen oder Historikern im Pauschalverdacht, ein Nützlichkeitsdenker zu sein. Ein solcher Nützlichkeitsdenker, das bedauern die Schöngeister gern, denkt nicht zuerst an die Fächer, in denen vor allem gelesen, diskutiert und widersprochen wird, ohne dass ein allzu großer wirtschaftlicher Nutzen zu erkennen ist.

"Unsere Reputation hat sich stark verbessert": LMU-Rektor Huber. (Foto: Foto: dpa)

Aber wie passt das hier zu diesem Bild: "LMU schließt Kooperationsvereinbarung mit der University of California, Berkeley", berichtete Hubers Pressestelle jüngst. Über den Atlantik hatte da der Chef gemeldet, er habe in den USA einen Vertrag mit der amerikanischen Eliteuniversität geschlossen, als dessen Folge Dozenten und Graduierte aus München wesentlich leichter zu Austauschprogrammen kommen sollen. Und, das musste aus der Sicht der Schöngeister überraschen: "Schwerpunkt der neuen akademischen Partnerschaft sollen zunächst die Geisteswissenschaften sein."

Eine "Schlüsselkooperation" nennt Huber die nun geplante Zusammenarbeit, mit vielen solcher Schlüsselkooperationen will er "die Position der LMU als herausragende deutsche Forschungsuniversität weiter ausbauen". Wie die nun vereinbarte konkret aussehen soll, ist dabei noch nicht in letzter Konsequenz klar. Die Eckpunkte stehen: Die LMU richtet eine Forschungsprofessur für Wissenschaftler aus Berkeley ein. Selbes gilt umgekehrt. In gemeinsamen Workshops sollen weitere mögliche Themen besprochen werden.

"Große Theorieschmiede"

"Wir haben noch im vergangenen Jahr den Kontakt zu Berkeley gesucht", berichtet Huber. Im Frühjahr habe man dann konkrete Gespräche begonnen, die zur Vertragsunterzeichnung jetzt im August geführt habe. Äußerst hilfreich sei dabei gewesen, dass die LMU seit bald einem Jahr inoffiziell selbst den Titel Elite-Universität trägt. "Dass wir beim Exzellenz-Wettbewerb gewonnen haben, hat sich dabei stark bemerkbar gemacht", sagt Huber.

Offenbar werde der neue Status im Ausland sehr stark wahrgenommen. "Unsere Reputation hat sich deutlich verbessert, München ist als Forschungsstandort wesentlich attraktiver geworden." Das habe sich nicht nur in den erfolgreichen Verhandlungen mit Berkeley gezeigt. "Wir bekommen selbst verschiedenste Anfragen", sagt Huber. Der neue Status war dabei nicht nur Türöffner: Die Kosten, die der LMU aus der Kooperation entstehen, wird sie aus dem Millionentopf der Exzellenzinitiative bestreiten.

Und der Coup des Wirtschaftswissenschaftlers kommt bei den Geisteswissenschaften sehr wohl an. Andreas Höfele, Dekan der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften, empfindet die Neuigkeit als "sehr positiv". Oliver Jahraus vom Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literatur und Medien findet es "großartig", dass er enger mit der " großen Theorieschmiede" Berkeley zusammenarbeiten kann.

Er hofft, dass Philologen, die in Deutschland in einem Korsett von Nationalphilologien steckten, dort fächerübergreifend an den Gemeinsamkeiten forschen können. Imke Mendoza, Privatdozentin am Institut für Slawistik, wünscht, dass sich tatsächlich eine feste Struktur für Austauschprogramme entwickelt - "heute geht so etwas ja auch, aber es ist mühsam". Auch für sich selbst fände sie einen Berkeley-Aufenthalt interessant. Insgesamt findet sie es bemerkenswert, dass "auch mal was für die Geisteswissenschaften gemacht wird."

© SZ vom 22.08.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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