Linke Absprachen:PDS und WASG einigen sich auf Direktkandidaten

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Was auf Bundesebene bereits vollzogen ist, soll nun auch in München folgen: "Die Linkspartei" wird aus der Taufe gehoben.

Von Jan Bielicki

Die PDS ist nicht mehr, in München gibt es sie noch. Wenn ihre gut 100 Münchner Mitglieder am Freitag Abend zusammenkommen, wird ihr Verein immer noch PDS heißen - und nicht "Die Linkspartei", wie es ein Bundesparteitag am Sonntag beschlossen hat. "Alles nur Formalie", beschwichtigt die PDS-Stadträtin Brigitte Wolf. Weil ein Landesparteitag erst am Samstag die Umbennenung auch des bayerischen Parteiverbandes beschließt, rücken auch Münchens demokratische Sozialisten erst dann nominell nach links.

Dennoch soll am Freitag auch in München geschehen, was der Namenswechsel bezwecken wollte: das Zusammengehen von PDS und der neuen Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG).

Wenn die PDS-Mitglieder ihre Kandidaten für die Bundestagswahl bestimmen, sollen unter den Bewerbern auch WASG-Leute sein. Nach Absprachen zwischen beiden Stadtvorständen soll die PDS-Basis neben zwei eigenen Leuten auch zwei WASGler zu Direktkandidaten machen. Dann würden der 58-jährige WASG-Landessprecher Fritz Schmalzbauer und seine Vorstandskollegin Michaele Siebe für die Linkspartei antreten, ebenso wie die Stadträtin Wolf und der weder PDS noch WASG, aber zuverlässig der linken Szene angehörende Claus Schreer, 67, bekannt als fleißigster Organisator von Demonstrationen in der Stadt.

Skepsis gegenüber dem neuen Partner

"Ich hoffe, die Vereinbarung hält", sagt der WASG-Vorstand Georg Wäsler mit der Skepsis eines Arbeitskampfdisziplin gewohnten Gewerkschafters, der dem PDS-Haufen, einst vor allem aus linksextremen K-Gruppen zusammengewürfelt, nicht ganz traut. Wolf dagegen klingt weit optimistischer: "Wir werden das schon hinkriegen."

Allerdings weiß Wolf, dass "ich wohl kaum in den Bundestag einziehe" - und auch die anderen Direktkandidaten kaum eine Chance haben. Laut Umfragen aber könnten es die beiden noch zu wählenden Bayern-Spitzenkandidaten, die derzeitige PDS-Landeschefin Eva Bulling-Schröter und der WASG-Bundesvorsitzende (und gebürtige Münchner) Klaus Ernst, ins Parlament schaffen.

Hinter ihnen will Wäsler den WASG-Mitgründer Schmalzbauer weit vorne auf der Landesliste sehen - neben einem prominenten Senior: Auch der 80-jährige Martin Löwenberg, ehemaliger KZ-Häftling und bis heute Anti-Nazi-Aktivist, soll Stimmen ziehen für die Linkspartei.

© SZ vom 19.07.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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