Meine Hauszeit:Weniger Besuche, mehr Anrufe

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Christina Göldner ist Hebamme. (Foto: privat)

Hebamme Christina Göldner aus Taufkirchen betreut Familien mit Säuglingen

Von Julia Fietz, Taufkirchen

Das Leben in Deutschland ist langsamer geworden. Eine Gruppe von Menschen bleibt allerdings völlig unbeeindruckt von diesen Krisenzeiten: Babys kommen immer zur Welt. Die Neugeborenen und ihre Eltern brauchen Betreuung und Unterstützung vor und nach der Geburt. Hebamme Christina Göldner aus Taufkirchen, selbst Mutter von drei Kindern, hat auch in Corona-Zeiten gut zu tun.

Normalerweise besucht die 35-Jährige die Wöchnerinnen jeden Tag. Im Moment muss sie ihre Termine auf die wichtigen reduzieren, um die Kontakte zu minimieren. "Damit ich die einen schützen kann, muss ich die anderen auf Abstand halten", erklärt Göldner. Gott sei Dank habe sie FFP-Masken und Handschuhe bekommen. Ihre Kleidung wechselt die Hebamme gleich nach jedem Besuch und hält das Desinfektionsmittel immer griffbereit. "Ich bin gerade viel mit saubermachen und desinfizieren beschäftigt."

Diese Terminreduzierungen bedeuteten vor allem eine viel aufwendigere Organisation als vorher, sagt die dreifache Mutter. Besuche lege sie so, dass sie nicht mit den Home-Office-Zeiten ihres Mannes kollidierten und jemand zuhause auf die Kinder aufpassen könne. Christina Göldner ist vorsichtig und versucht, vorausschauend die Risiken schon im Vorfeld zu reduzieren: "Bei jedem Termin rufe ich vorher an und frage, ob alle gesund sind und kein Kontakt zu Kranken bestanden hat."

Schwangere und Mütter im Wochenbett müssen insbesondere beim ersten Kind ihre Rolle noch finden, sind unsicher oder machen sich Sorgen. Die Hebammenbegleitung vermittelt Sicherheit, erklärt Göldner: "Oft braucht es einfach mal jemanden von außen, der sagt, dass alles okay ist." Aufgrund der Corona-Krise kann gerade viel Beratung nur übers Telefon stattfinden. Dabei gehe einiges verloren, findet die Taufkirchnerin. Stress und Ängste erfühlen, die Situation in der Familie mit eigenen Augen wahrnehmen, beruhigen, wenn es nötig ist - über den Bildschirm gestalte sich das deutlich schwieriger als im persönlichen Gespräch.

Neben der Begleitung von Schwangeren und Müttern im Wochenbett gibt Christina Göldner sonst auch Kurse zur Geburtsvorbereitung und Stillberatung am Familienzentrum in Taufkirchen. Sollten die Ausgangsbeschränkungen verlängert werden, ziehe sie ein digitales Angebot in Betracht, berichtet die 35-Jährige, was ihr nicht leichtfalle. "Sitzt man jemandem gegenüber, fällt einem die hochgezogene Augenbraue, der besorgte Blick schneller auf", betont die erfahrene Hebamme. Darauf könne sie im direkten Kontakt einfach besser eingehen.

An dieser Stelle berichten wir in nächster Zeit von Menschen und ihrem Leben während der Corona-Pandemie. Wenn auch Sie etwas zu erzählen haben, was anderen vielleicht sogar Mut macht oder zum Nachmachen dient, schicken Sie uns eine E-Mail (gerne auch mit Foto) an: lkr-muenchen@sueddeutsche.de.

© SZ vom 20.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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