Instrumente mit gefälschten Zertifikaten:Schon wieder ein Hygiene-Skandal

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Die Medizinfirma Batu soll Instrumente mit gefälschten Zertifikaten verkauft haben. Möglicherweise ist auch die Wiesn-Wache betroffen.

Silke Lode

Die Medizinproduktefirma Batu Medical AG, die 2010 auch die Sanitätsstation auf dem Oktoberfest beliefert hat, steht unter Verdacht, medizinische Instrumente ohne Zertifizierung zu verkaufen. Das niedersächsische Gesundheitsministerium bestätigte, dass Hinweise auf "ein unerlaubtes Inverkehrbringen von Medizinprodukten" durch die Firma Batu vorliegen. Ob auch auf der Wiesn-Wache unzertifizierte Instrumente verwendet wurden, ist bislang unklar.

Wundspreizer mit dem Label von Batu und dem CE-Zeichen 0482. (Foto: oh)

Der Süddeutschen Zeitung liegen mehrere Bilder von verpackten medizinischen Instrumenten vor, deren Hersteller Batu sein soll und die ein CE-Kennzeichen mit der Nummer 0482 tragen. Diese Nummer wird von der Hamburger Firma Medcert für Produkte vergeben, die dort zertifiziert wurden. Medcert-Geschäftsführer Klaus-Dieter Ziel sagt jedoch, dass er Batu nicht kennt: "Das ist kein Kunde von uns."

Medcert ist der Fall seit wenigen Tagen bekannt. Ziel erklärte, er habe Batu schriftlich aufgefordert, das CE-Kennzeichen nicht weiter zu verwenden und die betroffenen Produkte zurückzurufen. Zudem hat er Batu weitere rechtliche Schritte angedroht und den mutmaßlichen Missbrauch den zuständigen Überwachungsbehörden gemeldet. "Möglicherweise befinden sich auf dem Markt Medizinprodukte, von denen niemand weiß, ob sie steril sind, obwohl sie so gekennzeichnet sind", sagte Ziel.

Die Untersuchung der Vorwürfe wird nun vom Gewerbeaufsichtsamt in Hannover koordiniert, da Batu dort seinen Firmensitz hat. Geschäftsführer Frank Turau sagte am Donnerstag, er wolle zu den Vorwürfen keine Stellung beziehen. Gesundheitsreferent Joachim Lorenz reagierte völlig überrascht auf die Informationen der SZ. Er bestätigte, dass Batu die Wiesn-Wache mit Einmalinstrumenten beliefert habe, die vorgelegten Unterlagen und Muster hätten aber nicht erkennen lassen, dass daran etwas nicht in Ordnung sei: "Wir müssen davon ausgehen, dass das stimmt." Lorenz kündigte jedoch an, der Sache nachzugehen. "Wenn wir mit gefälschten Unterlagen betrogen wurden, prüfen wir eine Strafanzeige gegen die Batu Medical AG."

Bestürzung beim Bayerischen Roten Kreuz

Lorenz will zudem klären, ob weitere Einrichtungen in München von Batu beliefert wurden. Zudem hänge von den Ergebnissen der Überprüfungen ab, wie seine Behörde mit dem Antrag der Firma Batu umgeht, am Odeonsplatz eine Klinik zu eröffnen. Geschäftsführer Frank Turau plant, die insolvente Residenzklinik zu übernehmen, die als Skandal-Schönheitsklinik Schlagzeilen gemacht hat. "Wenn die Zuverlässigkeit des Klinikbetreibers in Frage steht, werden wir ihm keine Lizenz erteilen", sagte Lorenz.

Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) reagierte bestürzt auf die Vorwürfe gegen Batu. Die vom BRK betriebene Wiesn-Wache hat gerade erst einen Hygiene-Skandal überstanden, in Folge der im Juli 2010 festgestellten Mängel wurde vom Gesundheitsamt unter anderem angeordnet, nur Einmalprodukte zu verwenden.

BRK-Sprecher Peter Behrbohm erklärte, es gebe keine Hinweise darauf, dass die verwendeten Produkte Mängel aufgewiesen hätten, zudem seien sie vom Gesundheitsamt abgenommen worden. Noch ist unklar, ob Instrumente ohne Zertifizierung benutzt wurden, das BRK sucht derzeit nach Restbeständen und will diese von einem unabhängigen Institut prüfen lassen. Behrbohm betonte, es gebe keine Hinweise, dass Patienten zu Schaden gekommen seien.

© SZ vom 18.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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