Endlich Wochenende:Überschall all überall

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Zeit für echte Musik-Helden: Jeden Abend lockt ein Konzert von mehreren Helden unserer Generation. Und an einem Abend spielen sogar 16 Bands in fünf Stunden.

Kathrin Haimerl

Endlich Freitagabend! Doch was tun? Das kann natürlich jeder selbst entscheiden, doch ein paar Anregungen können nicht schaden. Die sueddeutsche.de -Redaktion stellt jeden Freitag ihr perfektes Wochenende vor.

Am Sonntag wieder in München - dieses Mal im Circus Krone. Im August waren die Helden um Sängerin Judith Holofernes schon einmal in München, allerdings unter dem Pseudonym Wo sind Helmet im Atomic. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Freitag, 20.30 Uhr:

Ab ins Backstage. Zu den Helden meiner Generation. Tocotronic treten auf, die einstigen Mitbegründer der Hamburger Schule, die in Trainingsjacken und Cordhosen auf der Bühne standen. Im nächsten Jahr wird die Band 18 Jahre alt. Aber das ist uns an diesem Abend egal, wir feiern das dritte Album der Berlin-Trilogie Schall & Wahn, singen kräftig mit bei "Macht es nicht selbst" und werden ein bisschen melancholisch bei "Ein leiser Hauch von Terror". Tipp: Pünktlich sein lohnt sich. Als Support spielt Dobré, das ist Musik aus dem Münchner Umland von Johannes Dobroschke irgendwo zwischen Indie und Folk, zwischen Cat Stevens und den Kings of Leon.

Freitag, 22 Uhr:

Nun geht es in die Glockenbachwerkstatt. Dort hat um 21 Uhr eine Party mit Kunstausstellung begonnen. Drum'n'Bass und Breakbeats schütteln noch den Rest der Arbeitswoche aus dem Körper. Unter anderem legt Karl Komputer von JunkyMonkey auf. Das Schöne daran: Der Eintritt geht an die Trinkwasserinitiative Viva con Agua. Die wiederum spendet das Ganze für sauberes Trinkwasser in Uganda.

Samstag, 11 Uhr:

Zeit für den perfekten Kaffee. Eine ziemlich gute Variante davon bietet das Café im Hinterhof in der Sedanstraße. Das Café ist ruhig gelegen, drinnen herrscht urige Atmosphäre. Zudem kann man sich hier den ganzen Tag über preiswertes Frühstück bestellen, was immer ein gutes Argument für ein Café nach einer langen Nacht ist. Passt das Wetter, lässt sich der Ausflug nach Haidhausen mit einem Spaziergang entlang der Isar kombinieren.

Samstag, 14 Uhr:

Passt das Wetter nicht, gibt es in Haidhausen noch andere Plätze, an denen es sich wunderbar entspannen lässt. Zum Beispiel im Müller'schen Volksbad. Das ist nicht nur das älteste öffentliche Hallenbad der Stadt, sondern auch Münchens schönster Wassertempel. Und ja, ich gebe es zu. Ich ziehe das Damenbecken mit lauschig warmen 30 Grad vor, genieße den Blick auf die wundervolle Jugendstil-Architektur - und sonst? Sonst mache ich nichts. Ich habe schließlich noch was vor.

Samstag, 18 Uhr:

Auch wenn es sich stark nach Eigenwerbung anhört - das, was der Printkollege da bereits zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit dem Feierwerk veranstaltet, ist einfach richtig gut. Beim Festival "Sound of Munich now" geht es wieder um die Frage, wie klingt München? Die geballte Antwort darauf geben an diesem Abend im Feierwerk 17 junge Bands in fünf Stunden. Im Viertelstundentakt wechseln Bands, Bühne und Genre. Zudem gibt es Gelegenheit, mit Musikjournalisten, Managern und Clubbetreibern zu diskutieren. Den Auftakt um 18 Uhr machen die Elektropunker Frittenbude, die mit ihrem Hit "Mindestens in 1000 Jahren" weit über München hinaus bekannt geworden sind. Außerdem mit dabei: High Voltage Humans, SampleMinded, Missent to Denmark, Dear Henry Bliss sowie das Pop-Folk-Duo Tuó.

Samstag, 23 Uhr:

Nach so viel neuer Musik brauche ich jetzt die Klassiker. Ab in die Sonnenstraße also. Das ist am Wochenende immer eine gute Adresse. Und an diesem Abend ganz besonders: Denn gerade beginnt im 59:1 die monatliche Visions Party. Das alternative Musikmagazin feiert sich selbst mit Klassikern von Placebo und Hits von Gossip.

Sonntag, früher Nachmittag:

Einen wunderbaren Espresso gibt es im Café Centro am Tegernseer Platz in Obergiesing. Und auch wenn es schon viel zu oft geschrieben wurde, dass München die nördlichste Stadt Italiens sei. Hier, in der kleinen, turbulenten Espressobar, ist dieses Klischee durchaus gerechtfertigt.

Sonntag, späterer Nachmittag:

Der Oktober neigt sich dem Ende zu. Ich nutze also das Wochenende, um noch einmal bei der Künstlerplattform Puerto Giesing im früheren Hertie an der Tegernseer Landstraße vorbeizuschauen. Denn dort findet an diesem Wochenende das Urban Art & Media Festival statt. Künstler aus mehr als 53 Ländern stellen im ersten Obergeschoss des früheren Kaufhauses Arbeiten zum Thema "Konsens - Nonsens" aus. Kleiner Tipp: Veranstaltungen dieser Art wird die emsige Gruppe um Zehra Spindler noch bis Ende des Jahres weiter anbieten. Das Partygeschäft aber soll zum 31. Oktober auslaufen.

Sonntag, 20 Uhr:

Noch fit? Hoffentlich. Denn an diesem Abend kommen echte Helden nach München: Die Gruppe um Sängerin Judith Holofernes spielt im Circus Krone und stellt dort nach drei Jahren Abstinenz ihr neues Album "Bring mich nach Hause" vor. Die Songs klingen zwar sehr viel gediegener und nachdenklicher als gewohnt. Doch habe ich bereits Helden-würdige Wortschöpfungen entdeckt. Zum Beispiel in "Die Träume anderer Leute". "Du schlafwandelst/ du bravwandelst/ du herdentierst/ du schafwandelst, den Schäfchen hinterher", singt Frau Holofernes da. Und davon werde ich bestimmt noch länger bienenschwärmen.

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