Batu-Klinik folgt Residenzklinik:Neuer Name, alter Manager

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Wegen Hygienemängeln geriet die Residenzklinik am Odeonsplatz in die Schlagzeilen. Nun will ein anderer Betreiber die OP-Säle übernehmen. Und ein alter Bekannter mischt auch mit.

Silke Lode

In den Räumen der insolventen Residenzklinik am Odeonsplatz soll eine neue Tagesklinik entstehen, an der auch der ehemalige Geschäftsführer Jochen Kirschner wieder beteiligt ist. Kirschners Schönheitsklinik war in Verruf geraten, nachdem das Gesundheitsamt eklatante Hygienemängel festgestellt hatte und das Amt sowie mehrere Patientinnen Strafanzeige gestellt hatten. Neuer Betreiber wird die Batu Medical AG sein. Geschäftsführer Frank Turau bestätigte der Süddeutschen Zeitung die Pläne: "Wir wollen am 1. November aufmachen."

Das neue Türschild ist schon da: Wo früher die Residenzklinik logierte, zieht jetzt die Batu-Klinik hin. (Foto: Catherina Hess)

Die Batu-Klinik soll laut Turau "ein Experiment" werden: "Sie wird ohne Sterilisationsabteilung auskommen und nur mit Einmal-Instrumenten arbeiten." Auf den Vertrieb solcher Instrumente ist die Batu Medical AG spezialisiert. Produzieren lässt Batu in Pakistan und wirbt deshalb mit "besonders günstigen Preisen". Mit dem Betrieb einer Klink hat die Firma bislang keine Erfahrung, doch ihr Chef Frank Turau will nun auch Geschäftsführer der Batu-Klinik werden. Jochen Kirschner soll "Manager" werden - als Angestellter. Ansonsten sollen laut Turau keine weiteren Mitarbeiter der Residenzklinik übernommen werden, einen Chefarzt soll die Batu-Klinik nicht bekommen.

Auch die neue Klinik wird Schönheitsoperationen anbieten, zudem sollen Orthopäden, ein Augenarzt und ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt als Belegärzte dort arbeiten. "Wir haben zwei Operationssäle, in denen jeden Tag zwölf Stunden gearbeitet wird", so Turau.

Doch gar so schnell wie Turau sich das vorstellt, wird am Odeonsplatz nicht operiert werden, denn noch hat die Batu-Klinik nicht einmal eine Konzession. Gesundheitsreferent Joachim Lorenz sagt, dass die Prüfung "Monate" dauern kann. "Es geht bei der Konzession um den Schutz von Patienten", erläutert der zuständige Abteilungsleiter Stefan Schweitzer. Deshalb sei die Aufbereitung medizinischer Instrumente nicht der einzige Punkt, den er und seine Kollegen immer prüfen. "Die ganze Struktur im Haus - Personal und Geräte - muss in sich stimmig sein."

Genau darauf hat in der Residenzklinik offenbar niemand genau genug geachtet, zumindest nicht Jochen Kirschner, der als Geschäftsführer für die Hygiene verantwortlich war. In der Schönheitsklinik fanden die Kontrolleure im Sommer Geräte ohne Validierung, unqualifiziertes Personal, ungeeignete Pflegemittel und ein Gerät zur Sterilgutaufbereitung, das nicht funktionierte. Die meisten OPs wurden der Klinik verboten, bis die Auflagen des Gesundheitsamts erfüllt waren, doch fast zeitgleich mit der Freigabe meldete Kirschner Insolvenz an.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt trotzdem weiter. Laut Sprecher Thomas Steinkrauss vernimmt die Polizei derzeit noch Zeugen, die Vorwürfe konzentrieren sich auf Körperverletzung und ärztliche Kunstfehler. Jürgen Klass, ein Anwalt, der 20 ehemalige Patientinnen der Klinik vertritt, berichtet, dass er nur schleppend mit seiner Arbeit vorankommt: "Die Haftpflichtversicherung der Klinik hält uns hin, und ob das Insolvenzverfahren überhaupt eröffnet wird, ist fraglich." Ein entsprechendes Gutachten über das Restvermögen der Klinik soll laut dem zuständigen Insolvenz-Anwalt Mitte November fertig sein.

© SZ vom 19.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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