Ausstellung in der Kunstakademie:Ein Bierbrunnen und Saint Tropez

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Die Studenten der Akademie der Bildenden Künste zeigen bei ihrer Jahresausstellung, was sie so drauf haben.

Judith Liere

München - Vor dem Eingang steht ein großer goldener Mann mit Bart und verschränkten Armen. Die Skulptur des Künstlers Leonid Hrytsak trägt den Titel "Oh mein Gott", das passt perfekt zur Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste. "Oh mein Gott" kann man nämlich an fast jeder Ecke des Gebäudes ausrufen, und im Garten auch noch - vor Begeisterung oder Verwunderung über die Kunstwerke oder einfach nur ob des Wahnsinns und des absoluten Kunst-Overkills, die diese alljährlichen Ausstellungen auch immer sind.

Das Werk der Künstler Max Zuzak und Matthias Hirtreiter trägt den Titel: "Flucht aus Saint-Tropez 2010". Es schwimmt im Gartenteich der Kunstakademie. (Foto: sonstige)

Jede Klasse hat ihr Gemeinschaftsatelier hergerichtet, mal kuratiert und mit Werken zu einem bestimmten Thema, mal durfte jeder Student selbst bestimmen, was er zeigen wollte. Nur für die öffentlichen Räume mussten die Künstler sich bei den Kuratoren Anke Doberauer und Jean-Marc Bustamente bewerben. Frank Balve und Nico Kiese aus der sehr stark vertretenen Klasse Norbert Prangenberg haben es mit ihrem Konzept in die Aula geschafft und dort eine Videowand installiert, vor der ein Schiffswrack liegt. "Drunk" heißt das Werk, ist inspiriert von Arthur Rimbauds Gedicht "Le bateau ivre" und soll kritisch Medien und Informationsflut thematisieren. Um die Ecke leuchtet eine "David"-Büste mit grünen Laser-Augen durch den düsteren Raum, "Empire of dust" ist der Titel der Arbeit von Alberto Troia und Fudo Lang.

Im Garten befindet sich viel witzig Plakatives. Gerald Kukla, der vergangenes Jahr schon mit einem Katapult aufs Dach der Akademie gezielt hat, ist heuer mit einer Rutsche vom Kinderspielplatz vertreten - die allerdings senkrecht abfällt, so dass es bei der Landung sicher Tränen gibt. Im Teich schwimmt zwischen den Seerosen ein Floß, darauf ein Banker, ein Neureicher und eine wohlhabende Witwe im Nerz, die mit ihrem Geldkoffer vor der Wirtschaftskrise aus SaintTropez fliehen wollen.

Etwas verwaist geht es hingegen im Neubau zu, das Gebäude wirkt seltsam ungenutzt im Vergleich zum mit Exponaten vollgepackten Altbau. Einsam steht Matthias Wurms bayerisches Paradies im Foyer: ein Bierbrunnen aus 212 Maßkrügen. Bis zum Ende der Ausstellung am Sonntag, 25. Juli, soll das Helle hier sprudeln. "Ich bin schon ganz gespannt, wie es dann riecht, sagt der Künstler. Wer auch mal schnuppern will: täglich von 12 bis 20 Uhr, Akademiestraße 2-4.

© SZ vom 19.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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