Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen:Wenn der Wolf zurückkehrt

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Gemeinderäte und Jäger unterstützen die Almbauern, die in einer Resolution wolfsfreie Gebiete fordern. Zugleich warnen sie jedoch vor übertriebenen Ängsten.

Suse Bucher-Pinell

Es ist schon einige Monate her, dass auf einer Alm im Mangfallgebirge im Nachbarlandkreis Miesbach ein Wolf gesichtet worden ist. Auch die nächtliche Tour, bei der wohl dasselbe Tier vier Schafe in der Nähe eines Bauernhofs gerissen hat, unternahm der Räuber im vergangenen Sommer. Experten sind sich einig, dass der Wolf nicht nur vorübergehend durchs Oberland gezogen ist, sondern sich zumindest für eine Zeitlang hier niedergelassen hat. Im Landkreis gibt es bislang keine Spuren des unter Artenschutz stehenden Raubtiers, doch Gemeinderäte und Gremien beschäftigen sich derzeit mit einer Resolution des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) für ein "Wolfsmanagement in Bayern".

Die Almbauern wollen den bayerischen Alpenraum als wolfsfreies Gebiet ausweisen und verlangen, den im Mangfall ansässige Wolf "unverzüglich zu entnehmen". Auch Österreich soll die Ausweisung wolfsfreier Gebiete prüfen. Außerdem soll der Freistaat verhindern, dass benachbarte Wolfspopulationen einwandern.

Der Kochler Gemeinderat diskutierte am Montagabend über die Resolution. Das Gremium teilt die Sorgen der Almbauern und vieler Bürger durchaus, dass bei einer weiteren Verbreitung von Wölfen gravierende Konsequenzen für die Weidewirtschaft und die ganze Berglandschaft zu befürchten seien. Wenn immer mehr Flächen aufgegeben würden, führe das zu einer Einschränkung der Artenvielfalt im deutschen Alpenraum. Kochel spricht sich ausdrücklich gegen die Ansiedlung des Wolfes im stark landwirtschaftlich und touristisch genutzten Alpenvorland aus.

Gegen den im Mangfallgebirge ansässigen Wolf etwas zu unternehmen, das geht den Kochler Räten dann doch zu weit. "Wir fühlen uns nicht zuständig für das Mangfallgebirge", stellt Kochels Bürgermeister Thomas Holz klar. Auch nicht für das Handeln, falls sich ein Wolf oder gar ein ganzes Rudel nach Kochel begeben sollte. "Uns fehlt die Fachkenntnis", sagt Holz und hofft auf die Unterstützung von Experten und Behörden. Ob das je soweit kommen werde, bezweifelt er allerdings in Anbetracht der dicht besiedelten Landschaft. "In unsere Region passt der Wolf nicht." Kochel hat einschlägige Erfahrung mit Raubtieren. Im Juni 2006 besuchte Bär Bruno den Ort, ruhte sich vor der Polizeistation aus und tat sich an Hasen und Hühnern gütlich.

"Zu weit" geht die Resolution dagegen dem Gemeinderat Schlehdorf. Er hat sie deshalb schon vor zwei Wochen abgelehnt. Bürgermeister Stefan Jocher glaubt ebenso wie Holz nicht daran, dass sich ein Wolf, geschweige denn ganzes Rudel, im Gemeindegebiet ansiedeln würde. "Ihm würde der Lebensraum abgehen." Der Unterstützung sicher sein dürfen sich die Almbauern aus Lenggries, wie Bürgermeister Werner Weindl betont. Die Resolution hat er nicht eigens im Gemeinderat diskutiert oder unterschrieben. "Der Wolf würde sich davon wenig beeindrucken lassen."

Mit einiger Sicherheit erwartet auch Werner Winkler von der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im Kreisverband Miesbach sowie Bad Tölz-Wolfratshausen die Billigung der Almbauern-Resolution durch die Mitglieder. "Keine Jagdgenossenschaft kann für den Wolf sein", sagt er. Das oft im Rudel auftretende Raubtier beunruhige das Wild und schrecke es auf, was die Waldtiere gerade im Winter sehr viel Kraft koste. Doch gleichzeitig warnt er vor übertriebenen Ängsten: "Der Wolf ist doch noch gar nicht richtig da."

© SZ vom 16.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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